Iron Man 2

(„Iron Man 2“ directed by Jon Favreau, 2010)

Iron Man 2Nachdem mich Jon Favreau mit seinem ersten Teil der Iron Man-Saga durchaus überraschen konnte, war ich natürlich auf den Nachfolger sehr gespannt. Das Sequel beginnt zeitlich ein wenig später wo wir unseren Superhelden zuvor zurückgelassen haben. Nachdem Tony Stark (Robert Downey Jr.) sich vom lästigen Iron Monger entledigen konnte, setzte er seinen Wunderanzug dazu ein um kurz gesagt den Weltfrieden herbeizuführen.

Überdrüssig seines gottähnlichen Daseins und gelangweilt von der Tatsache, dass ihm niemand das Wasser reichen kann, widmet er seine Freizeit höchst weltlicheren Genüssen in Form von Partys und schönen Frauen. Tony übergibt die Geschäftsführung seiner früheren Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) und vernachlässigt somit vollkommen den geschäftlichen Teil seiner Firma. Er eröffnet lieber voller Protz und in einem Meer aus US-Flaggen die alljährliche Stark Expo, eine Erfinder-Messe die seinerzeit sein Vater Howard ins Leben rief, oder ersetzt einfach mal so mir nichts dir nichts einen Rennfahrer im Grand Prix von Monaco.

Diese Überheblichkeit und Leichtgläubigkeit bringt das Blut des sterbenden Russen Anton Vanko, Howard Starks ehemaligen Partner und Miterfinder sämtlicher Stark-Technologien, zum kochen. Dieser ist nämlich der Meinung, dass sein Sohn Ivan (Mickey Rourke) anstatt in Armut zu leben, Tonys Platz einnehmen sollte. Auf dem Sterbebett überlässt er deshalb seinem Nachwuchs alte Blaupausen, dessen Inhalt für Iron Mans Ende sorgen soll. Gleichzeitig reicht der US-Senat einen Antrag ein der sicherstellen soll, dass in Zukunft die Technologie von Iron Man auch dem amerikanischen Militär zur Verfügung stehen wird. Langsam aber sicher beginnt also Tonys perfektes Leben zu bröckeln, zu allem Überfluss präsentiert sein Geschäftskonkurrent Justin Hammer (Sam Rockwell) auch noch eine Armee von Iron Man-ähnlichen Droiden die ihm den Rang ablaufen sollen.

Während Tony Stark aka Iron Man in den letzten Jahren im Comicbook stets im Mittelpunkt und aufgrund seiner politischen Entscheidungen unter heftigem Dauerbeschuss der Fangemeinde stand, so wirkt er hier viel lockerer und immer noch wie der arrogante Playboy, den wir aus der Feder des Kreativduos Stan Lee und Don Heck kennen. Übrigens bekommt Lee, so wie bei fast jedem Marvel-Film, auch hier wieder einen kurzen Gastauftritt. Jon Favreau und sein Drehbuchautor Justin Theroux (Tropic Thunder) können auf eine wirklich umfassende Vorlage zurückgreifen, doch scheitern sie letztendlich an der Vielfalt der Themen die sie zwar präsentieren wollen, aber nur ungenügend ausführen. Da sind zum einen Tonys Alkoholproblem, das sich ankündigende Beziehungsdreieck zwischen Tony, Pepper und Happy (gespielt von Favreau selbst), Rhodey als bester Freund und Waffenbruder War Machine (Don Cheadle) oder die Hammer Industries als skrupellose Widersacher. Das alles sind natürlich wichtige Komponenten des Comicbook, doch was auf Papier über Jahrzehnte entstand kann einfach nicht alles in einem Spielfilm untergebracht werden.

Atmosphärisch fängt man den militaristischen Unterton und Patriotismus ein der in den älteren Comics meist als plumpe Propaganda gegen den damals grad aktuellen Feind der USA diente (Vietcong, Sowjets usw.). In diesem Zusammenhang versucht man vergeblich mit Black Widow (Scarlett Johansson) eine neun Figur vorzustellen. Die ursprüngliche Brisanz, verführerische KGB Agentin wechselt die Seiten, geht im Jahr 2010 natürlich verloren, denn schließlich ist der Kalte Krieg schon lange beendet und ein ideologische Rivalität USA vs. Russland wirkt in der heutigen Zeit leicht deplatziert.

Rein optisch gefällt mir zwar Scarlett Johansson als femme fatale Nathasha Romanoff, da sie aber für meinen Geschmack zu wenige Szenen bekommt, verschwendet der Film komplett das Potenzial der Figur und stempelt Black Widow lediglich zu einer weiteren nettem Komparse ab. Einfache Anspielungen auf die Vorlage, die vermutlich nur eingefleischte Fans verstehen werden, sind wie gehabt auch diesmal vorhanden. So schlägt Tony Stark dem Senat sarkastisch vor sie könnten ihn als Verteidigungsminister einsetzen, was im Comic de facto passiert ist.

Eine der größten Enttäuschungen im ersten Iron Man war, dass die Autoren es verpassten eine wirklich epische Nemesis zu schaffen. Der zweite Teil geht hier leider denselben Weg, denn Whiplash ist ein recht langweiliger und auch unbekannter Typ im bunten Gegnerkabinett von Iron Man. Favreu nutzt die 2008 selbst angelegte und durchaus solide Basis nicht wirklich um diese auszubauen und wie schon erwähnt gehen leider viele gute Ansätze irgendwo unter da der Film nun mal nur zwei Stunden zur Verfügung hat. Es endet also unweigerlich damit, dass der Protagonist sich wieder mit anderen Blechbüchsen irgendwelche Kämpfe liefert und am Ende gemeinsam mit War Machine für das obligatorische Happyend sorgt.

Was ich hingegen lustig fand war, dass der Direktor von S.H.I.E.L.D., Nick Fury (Samuel L. Jackson), wie schon im ersten Teil und auch im zweiten Hulk als eine Art Werbe-Gag für den kommenden Avengers fungiert. Genauso wie das in der regulären Spielzeit vorkommende Schild von Captain America, entdeckt man nach dem Abspann ein weiteres Puzzleteil zu diesem Thema, nämlich eine Art Sneak-Preview auf den angekündigten Thor.



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Die Besprechung wirkt vielleicht zu negativ, denn als Actionkracher und Popcornkino kann Iron Man 2 ohne Mühen über die gesamte Spielzeit unterhalten, wenn auch im direkten Vergleich der Vorgänger bei mir besser davonkommt
6
von 10