
Bislang berichtete Aga Novak (Elisa Schlott) für ein rechtskonservative Newsportal über Sport. Doch die junge Frau will mehr und wechselt daher ins Investigativ-Ressort. Es dauert auch nicht lang, bis sie die erste spannende Geschichte bekommt: Gemeinsam mit dem erfahrenen Fotografen Thorsten Meier von Hagen (Franz Pätzold) fährt sie in eine hessische Kleinstadt, wo eine Teenagerin spurlos verschwunden ist. Ganz so einfach wie gedacht ist das mit der Reportage aber nicht. Die Eltern wollen mit den beiden nicht reden, allgemein steht man in dem Ort der Presse misstrauisch gegenüber. Und dann ist da noch die Konkurrenz, die skrupellos um die News kämpft. Erst als beim Altenpfleger Welat Nail (Francisco Akudike) blutbefleckte Unterwäsche des Opfers gefunden wird, wittert Aga eine Story und ist bereit, alles dafür zu tun …
Die Nicht-Suche nach der Wahrheit
Früher einmal, da war Journalismus ein ebenso begehrter wie angesehener Berufszweig. Das zeigte sich auch in Filmen, wo die Männer und Frauen immer wieder Geschichten aufdeckten und so für Gerechtigkeit sorgten. Ob in Spotlight Missbrauch in der Kirche enthüllt wird, es in Die Verlegerin um geheime Dokumente rund um den Vietnamkrieg geht oder Die Unbestechlichen die Watergate-Affäre zurückholt, da finden sich zahlreiche sehenswerte Beispiele. Inzwischen steht dieser Beruf aber unter großem Druck. Der klassische Journalismus hat sowohl mit wirtschaftlichen Problemen wie auch einem gesunkenen Ansehen zu kämpfen. Die Lügenpresse lautet eine beliebte Beschimpfung, vor allem aus der rechten Ecke, während alternative Fakten die Gesellschaft beeinflussen. Insofern ist Bis es blutet ein Film, der durchaus sehr aktuell ist, wenn es um die Arbeit bei einem Newsportal geht.
Anfangs meint man dabei noch, dass es sich bei dem Film um einen der unzähligen Krimis handelt, die das deutsche Fernsehen Woche für Woche ausspuckt. Eine Journalistin, die im Fall einer verschwundenen Teenagerin ermittelt? Das klingt schon sehr nach einem Genrebeitrag. Tatsächlich interessiert sich Regisseur und Co-Autor Daniel Sager (Hinter den Schlagzeilen) aber nicht so sehr für die Frage, was denn die Wahrheit in dem Fall ist. Das hat er mit vielen gemeinsam, die in der Geschichte mitspielen. Bis es blutet beschreibt eine Welt, in der es eigentlich gar nicht wichtig ist, was tatsächlich geschehen ist. Zumindest beim Newsportal ist das sekundär. Wichtiger ist sie Story, um ein Publikum anzusprechen. Bei den Menschen da draußen sieht es nicht anders aus, wie gerade zum Ende hin deutlich wird. Man braucht den „richtigen“ Schuldigen, der ins Narrativ passt, nicht den „wahren“ Schuldigen.
Wichtig, aber plakativ
Das sind alles wichtige Themen, über die man selbst nach dem Abspann noch diskutieren darf und sollte. Allerdings neigt das Drama schon zum Plakativen. Das zeigt sich gerade bei den Figuren, die oftmals nicht über Stereotype hinauskommen. Ob es nun die Leute sind, die im Journalismus unterwegs sind oder der Mob auf der Straße, der den Ausländer jagt, da gibt es wirklich keinerlei Ambivalenzen oder Nuancen. Man hat da oft das Gefühl, es gar nicht mit richtigen Menschen zu tun zu haben. Etwas mehr investiert Bis es blutet in die Protagonistin. Zumindest die darf sich zwischendurch fragen, was der richtige Weg ist – für sie persönlich wie auch moralisch. Leider macht man es sich aber auch da zum Ende hin recht einfach.
Dennoch ist die TV-Produktion, die auf dem Filmfest München 2025 Premiere hatte, durchaus einen Blick wert. Zum einen tritt das Ensemble überzeugend auf, gerade auch, wenn es um die weniger positiven Figuren geht. Zum anderen sind die Themen eben doch wichtig genug, um sich damit auseinanderzusetzen. Wozu braucht es den Journalismus heute? Wie wichtig ist eine Wahrheit, über die niemand sprechen mag? Aber auch: Kann ich eine Wahrheit durchsetzen, gegen die sich die Menschen wehren? Bis es blutet ist da schon eine bittere Bestandsaufnahme einer Gesellschaft, in der die Leute bei den News primär unterhalten und bestätigt werden wollen und es keinen einfachen Weg zurück mehr gibt.
OT: „Bis es blutet“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Daniel Sager
Drehbuch: Oskar Sulowski, Daniel Sager
Musik: Jasmin Reuter
Kamera: Nicolai Mehring
Besetzung: Elisa Schlott, Franz Pätzold, Thomas Loibl, Francisco Akudike, Marie Julie Bretschneider, Bernd Hölscher, Malina Ebert, Patrycia Ziolkowska, David Rott, Matthias Matschke
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