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Salt Along the Tongue

„Salt Along the Tongue“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter Mina (Dina Panozzo) zieht die schüchterne Schülerin Mattia (Laneikka Denne) zu ihrer Tante, Minas Zwillingsschwester Carol (ebenfalls: Dina Panozzo), und deren Lebensgefährtin Annika (Caroline Levien). In der neuen Umgebung muss sich Mattia erst einmal zurechtfinden, nicht zuletzt deshalb, weil sich ihre Mutter und ihre Tante entfremdet und jahrelang nicht gesehen hatten. Carol ist Fernsehköchin und produziert ihre Sendung mit einer kleinen Crew direkt vor Ort bei sich zu Hause. Nachdem Mattia von Carol ins kalte Wasser gestoßen und bei einer ihrer Sendungen mit an den Herd geholt wird, blüht sie nicht nur auf, sondern macht ihrer Tante ganz allmählich die Rolle im Rampenlicht streitig. Zwischen köstlichem italienischen Essen und dunklen Familiengeheimnissen lungert aber noch etwas ganz anderes in diesem Haus.

Surrealer Küchenzauber

Das vielleicht Schönste am Kino ist seine Fähigkeit, das Publikum selbst 130 Jahre nach seiner Geburt noch zu überraschen. Jedes Mal, wenn wir glauben, alles bereits gesehen zu haben, biegt ein Werk wie Salt Along the Tongue um die Ecke und belehrt uns eines Besseren. Der zweite abendfüllende Spielfilm des Italoaustraliers Parish Malfitano ist ein so seltsamer Genremix, dass er sich kaum fassen lässt. Die flüchtigen, in ihrer Farbenpracht an die Gialli Dario Argentos erinnernden Bilder der Kamerafrau Susan Lumsdon sind wie durch einen Schleier gefilmt und erzeugen dadurch den Eindruck, keiner realen Handlung beizuwohnen, sondern gemeinsam mit der Protagonistin eine Mischung aus Alb- und Lusttraum zu durchleben.

So schwer sich diese merkwürdige Melange aus Coming-of-Age-Film, Familiendrama, Horror, Mystery und Food Porn auch einordnen lässt, die filmischen Wegbereiter, die Malfitano als Versatzstücke dienen, sind klar zu erkennen: Der Exorzist (1973), Carrie (1976), Suspiria (1977), Possession (1981). Die Anspielungen auf die großen Vorbilder sind jedoch so subtil, dass Salt Along the Tongue ein eigenständiges künstlerisches Werk bleibt und nicht zum reinen, inhaltslosen und blutleeren Zitatekino verkommt.

Zwischen Koch- und Hexenkunst

Das von Malfitano selbst verfasste Drehbuch handelt von einem dunklen Geheimnis, dass die Familie der von Laneikka Denne eindrücklich gespielten Protagonistin Mattia heimsucht. Doch anders als etwa in Ari Asters Hereditary (2018) hat der Schrecken einen sehr realen Ursprung, so übersinnlich es auch in Salt Along the Tongue zugehen mag. Für den metaphysischen Touch sorgt Malfitanos eigenes Erbe. Wie die von ihm geschriebenen Figuren hat auch er italienische Wurzeln. Und in Salt Along the Tongue haben die Einwanderer nicht nur die mediterrane Küche, sondern auch schwarze und weiße Magie mit nach Australien gebracht – und sich bis in die heutige Generation bewahrt.

Nicht alles in Salt Along the Tongue funktioniert, die Handlung etwa mäandert, verwirrt bisweilen, auch weil die Beziehungen der Figuren zueinander nicht klar genug herausgearbeitet werden. Die lose Struktur verstärkt aber gerade die traumhafte Qualität des Films. Wie mühelos der Regisseur Kochkunst mit Hexenkunst, sexuellen Missbrauch mit sexueller Selbstermächtigung und Trauma mit Traum verschränkt, muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Dass er dabei übrigens auf ein rein weibliches Ensemble setzt, ist eine bemerkenswerte Randnotiz, die gar nicht weiter auffällt. Wer nicht darauf achtet, wird die abwesenden Männer in diesem Film kein bisschen vermissen.

Credits

OT: „Salt Along the Tongue“
Land: Australien
Jahr: 2024
Regie: Parish Malfitano
Drehbuch: Parish Malfitano
Musik: Ola Turkiewicz
Kamera: Susan Lumsdon
Besetzung: Laneikka Denne, Dina Panozzo, Caroline Levien, Mayu Iwasaki, Maria de Marco

Trailer

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Salt Along the Tongue
fazit
„Salt Along the Tongue“ ist eine merkwürdige Melange gleich mehrerer Genres. Obwohl sich der Film nur schwer fassen lässt, beeindruckt er, denn gerade dessen Flüchtigkeit und traumähnliche Qualität sind seine große Stärke.
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