Top Knot Detective

Top Knot Detective

(OT: „Top Knot Detective“, Regie: Aaron McCann, Dominic Pearce, Australien/Japan, 2017)

Top Knot DetectiveEs gab eine Zeit, da war es nahezu unmöglich, an Takashi Takamoto (Toshi Okuzaki) vorbeizukommen. Anfang der 90er war das, der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller der Samuraiserie Top Knot Detective genoss in ganz Japan Kultstatus. Inzwischen ist davon jedoch nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Schon immer hatte es Streit mit Haruto Kioke (Masa Yamaguchi) gegeben, dem Sohn des Studiobosses. Aber auch das ausschweifende Privatleben des Allroundkünstlers wurde ihm oft zum Verhängnis – beispielsweise als er verbotenerweise eine Beziehung zu seiner Kollegin Mia Matsumoto (Mayu Iwasaki) einging. Diese und viele weitere Hintergrundinformationen verrät eine neue Doku, die über Takamoto und seine Serie produziert wurde.

Dass in Japan die Uhren manchmal ein wenig anders ticken, rückwärts laufen oder mehr als 24 Stunden umfassen, das dürften viele bereits mitbekommen haben. Die eine oder andere Blüte der dortigen Unterhaltungsbranche hat es auch hierzulande ins Fernsehen geschafft. Und so etwas wie Attack of the Super Monsters, eine bizarre Real-Anime-Mischung aus mutierten Superdinos und Riesenrobotern, muss man gesehen haben, um sie ansatzweise glauben zu können. Ein Medienumfeld, in dem praktisch alles möglich ist, das ist natürlich ideal, um Zuschauer einen Bären aufzubinden. Und genau das haben Aaron McCann und Dominic Pearce hier getan.

So schlecht kann keine Serie sein … oder doch?
Zu bescheuert, um wahr zu sein? Das trifft hier tatsächlich zu: Top Knot Detective ist von vorne bis hinten erlogen, die trashige Serie um einen Samurai, der zahlreiche Fälle löst, hat es nie gegeben. Ob das jetzt schön oder schade ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Der egomanische Takamoto zeigt nur wenig Talent. Das bisschen, was er hat, dünnte er als Allroundman komplett aus. Die Folge: Die Geschichten sind lächerlich, die Dialoge wie aus einer anderen Welt, die Effekte wirken so gar nicht nach den 90ern. Wer also mit den üblichen Ansprüchen an ein Unterhaltungswerk geht, der wird hier den Schreck seines Lebens erfahren. Oder hätte ihn erfahren, falls es die Serie gegeben hätte. Gleichzeitig macht das aber auch in den kurzen Szenen, die wir zu sehen bekommen, den Spaß aus: Das hier ist alles so verdammt schlecht, dass es schon wieder gut ist. Wenn die Mockumentary behauptet, Top Knot Detective sei Kult gewesen, dann nimmt man ihr das auch ab.

Das liegt vielleicht auch ein wenig an Vorurteilen, die wir der fernöstlichen Popkultur entgegenbringen: Die haben doch alle einen Knall! Es ist gleichzeitig aber auch ein großes Kompliment an die beiden Filmemacher, die sich hier einer fremden Kultur angenommen haben. Der Aufwand, den die beiden betrieben haben, die unglaubliche Liebe zum Detail, das würde man sich bei so mancher „echten“ Produktion wünschen. Da wurden Szenen der angeblichen Serie produziert, fiktive Archiv-Ausschnitte aus Talk Shows, die üblichen Interviewsituationen, sogar alte Zeitungen – alles auf Japanisch wohlgemerkt. So genau haben die zwei das Format studiert und kopiert, dass man im Anschluss verunsichert googelt, ob es Top Knot Detective vielleicht nicht doch noch gegeben hat.

Kein Konzept für die Ewigkeit
Ganz bis zum Schluss hält die Begeisterung dann aber doch nicht. So witzig die Grundidee dieser Fake-Serie ist, so bewundernswert die Leidenschaft, mit der die beiden hier zu Werke gingen, das Konzept verbraucht sich dann doch mit der Zeit. Dem wollten McCann und Pearce entgegenwirken, indem eben auch das Privatleben stärker in den Fokus rückt. Und zumindest ein Aspekt zum Ende hin wird noch einmal sehr überraschend wie komisch. Aber es reicht nicht so ganz, um die nicht einmal 90 Minuten wirklich bis ins Letzte zu füllen: Diverse Geschichten wiederholen sich einfach zu sehr. Witzig ist der Beitrag vom HARD:LINE Festival aber zweifelsfrei, dazu gibt es ein paar schön satirische Seitenhiebe auf das japanische Fernsehen. Stichwort: Product Placement. Und sympathisch ist der Pseudomüll ohnehin: Jeder, dessen Herz auch nur schwach für Trash schlägt, sollte hierin einen guten Freund finden.



(Anzeige)

Sie ist eine der schlechtesten Serien aller Zeiten. Wenn es sie denn gäbe. „Top Knot Detective“ ist eine unterhaltsame, überaus liebevoll gestaltete Mockumentary über einen fiktiven Fernsehkult, die so täuschend echt ist, dass man ihr fast alles abnimmt. Freunde des Trashs schauen auf jeden Fall rein, selbst wenn das Konzept sich über die Dauer des Films doch ein wenig abnutzt.
7
von 10