Alpha 2025
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Alpha (2025)

Alpha 2025
„Alpha“ // Deutschland-Start: 2026

Inhalt / Kritik

Als die 13-jährige Alpha (Mélissa Boros) von einer Party nach Hause kommt und eine Tätowierung am Oberarm hat, gerät ihre Mutter (Golshifteh Faharani) in Panik. Schließlich geht derzeit ein Virus um, das sich durch Geschlechtsverkehr und geteilte Nadeln verbreitet und die Menschen langsam in eine Marmorstatue verwandelt. Die Ärztin hat damit bereits einige Erfahrungen gesammelt und tut alles, um ihre Tochter zu schützen. Während diese im Anschluss immer wieder zu bluten anfängt und deshalb von ihren Mitschülern und Mitschülerinnen gemieden wird, zieht ihr Onkel Amin (Tahar Rahim) wieder bei ihnen ein. Viele Jahre haben sie sich nicht mehr gesehen, tatsächlich kann sich Alpha nicht mehr an ihn erinnern. Doch nun ist er zurück, um von seiner Schwester umsorgt werden, da er drogensüchtig ist und sich selbst mit dem Virus infiziert hat …

Zweiteiliger Body Horror

Julia Ducournau gehört sicher zu den bemerkenswertesten Filmemacherinnen Frankreichs in der Gegenwart. Schon ihr Langfilmdebüt Raw über eine Frau mit kannibalistischer Neigung sorgte 2016 für Furore, überforderte viele bei der Premiere. 2021 folgte dann der große Triumph: Titane über eine Frau, die sich auf mehrfache Weise verwandelt, gewann sensationell die Goldene Palme in Cannes – obwohl auch der Film verstörende Szenen enthielt. Entsprechend groß waren die Erwartungen, als vier Jahre später mit Alpha ihr drittes Langwerk erneut beim prestigeträchtigen Festival im Wettbewerb lief. Dieses Mal war die Resonanz jedoch deutlich verhaltener: Es gab eine Reihe eher mittelprächtiger Kritiken, dazu auch richtige Verrisse. Kaum ein Film wurde sehnsüchtiger erwartet, kaum einer enttäuschte auf vergleichbare Weise.

Dabei ist das Horrordrama den ersten beiden Filmen der Französin gar nicht so unähnlich. In allen drei Filmen wird Body Horror genommen, um existenzielle Fragen zum Menschsein zu stellen. Bei den ersten beiden Werken interessierte sich Ducournau jedoch vor allem für Fragen der Identität, erzählte beim Debüt eine Coming-of-Age-Geschichte, beim Nachfolger von jemandem, der zunehmend alle Grenzen verschwimmen lässt. Bei Alpha ist hingegen gar nicht so ganz klar, was genau das Thema eigentlich sein soll. So werden hier zwei Hauptgeschichten miteinander verbunden. Die eine betrifft das Virus, das umhergeht und wie die Gesellschaft damit umgeht. Die zweite erzählt von der Drogensucht des Onkels, der sich durch seinen Konsum selbst infiziert hat.

Sehenswert, aber überfrachtet

Beide Themen sind für sich genommen sehr spannend. Der Virusstrang nimmt dabei recht klar Bezug auf die AIDS-Pandemie in den 1980ern und 1990ern, als Betroffene von der Gesellschaft ausgestoßen waren. Während diese Krankheit durch bessere Vorsorge und Behandlung nicht mehr das Schreckgespenst von damals ist, hat diese Zeit doch ihre Spuren hinterlassen. Alpha ist aber kein reines Historiendrama, sondern zeigt ganz grundsätzliches menschliches Verhalten auf, wenn die Leute aus Angst völlig irrational handeln – und eben feindlich. Die Drogengeschichte wiederum ist ein emotionales Drama um einen Mann, der in sich verlorengeht. Besonders eine Szene ist so herzzerreißend, dass sich allein dafür schon der Film gelohnt hat. Daran hat auch das herausragende Ensemble einen großen Anteil, das innerhalb des sonderbaren Films ein menschliches Zentrum gefunden hat.

Das Problem ist jedoch, dass die verschiedenen Elemente nicht so wirklich ineinandergreifen. Manche Punkte werden irgendwann auch einfach fallengelassen, die Ausgrenzung von Alpha spielt später auf befremdliche Weise keine Rolle mehr. Oder auch das Thema Spiritualität, welches zwischenzeitlich aufkommt, aber nie richtig ausgearbeitet wird. Auf diese Weise ist Alpha mit überfrachtet und etwas unbefriedigend, zudem mit über zwei Stunden Laufzeit auch etwas lang. Und doch sind da immer wieder Szenen, die sehr stark sind, ob sie nun die besagte menschliche Komponente betreffen oder Ducournau mit surrealen Mitteln das Innenleben ihrer Figuren veranschaulicht. Bei aller Enttäuschung, die man hier haben darf, ist da doch noch so viel Spannendes und Sehenswertes, dass man auch auf ihr viertes Werk gespannt sein darf. Denn selbst wenn die Regisseurin keinen Preis gewinnt, zu sagen und zu zeigen hat sie eine Menge.

Credits

OT: „Alpha“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2025
Regie: Julia Ducournau
Drehbuch: Julia Ducournau
Musik: Jim Williams
Kamera: Ruben Impens
Besetzung: Mélissa Boros, Golshifteh Faharani, Tahar Rahim, Finnegan Oldfield, Emma Mackey

Trailer

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Alpha (2025)
fazit
„Alpha“ kombiniert die Paranoia einer Viruspandemie mit einem familiären Drogendrama. Die einzelnen Bestandteile passen dabei nicht so ganz zusammen, der Film ist dadurch auch zu lang. Und doch sind da eine Reihe sehr sehenswerter Szenen, die entweder durch ihre surreale Umsetzung auffallen oder schlichtweg herzzerreißend sind.
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