
Sein großes Lauftalent hat Louis Zamperini (Jack O’Connell) bis zu den Olympischen Spielen gebracht. Doch die sportliche Karriere muss wie bei vielen anderen jungen US-Amerikanern ruhen, als der Zweite Weltkrieg ausbricht. Als Mitglied einer Bomberbesatzung kämpft er gegen das japanische Kaiserreich. Als das Flugzeug über dem Pazifik abgeschossen wird, können er und seine Kameraden Phil (Domhnall Gleeson) und Mac (Finn Wittrock) sich in ein Schlauchboot retten, wo sie mehrere Wochen aushalten müssen. Dabei werden sie irgendwann vom japanischen Militär entdeckt und aufgelesen. Doch damit geht das Martyrium erst richtig los, da Mutsuhiro Watanabe (Miyavi) fest entschlossen ist, dem Feind das Leben im Kriegsgefangenenlager richtig zur Hölle zu machen …
Religiöses Kriegsdrama mit wahrem Hintergrund
Als Schauspielerin gehört Angelina Jolie sicherlich zu den ganz Großen. Sie wurde als Videospielikone Lara Croft: Tomb Raider zur Actionheldin, spielte die Hauptrolle in Blockbustern wie Mr. & Mrs. Smith und Maleficent: Die dunkle Fee, das Drama Der fremde Sohn brachte ihr eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. Wie so vielen, die schauspielerisch die Spitze erreicht haben, reichte ihr das aber nicht, weshalb sie sich immer mal wieder als Regisseurin versucht. Mit diesem Teil ihrer Filmografie erlangte sie eher weniger Aufmerksamkeit, die meisten ihrer Regiearbeiten sind komplett untergegangen. Eine Ausnahme dabei ist Unbroken von 2014. Zumindest kommerziell gelang ihr damit ein vorzeigbarer Erfolg: Das auf einer wahren Geschichte basierende Kriegsdrama spielte bei einem Budget von 65 Millionen US-Dollar knapp 165 Millionen wieder ein. Das kann sich dann schon sehen lassen.
Dass der Film zumindest in den USA ein beachtlicher Erfolg wurde, überrascht nicht so wirklich. Das liegt zum einen an der Schwarzweiß-Zeichnung: Auf der einen Seite haben wir die US-amerikanischen Helden, auf der anderen Seite die sadistischen Japaner, die versuchen, „unsere“ Helden zu brechen. Und dann ist da noch die stark ausgeprägte religiöse Komponente. So ist Louis Zamperini zunächst eigentlich kein sehr gläubiger Mensch. Die existenzielle Erfahrung, erst auf dem Schlauchboot, später im Gefangenenlager, lassen ihn aber zu einem braven Christen werden. Und wie wir das aus vielen solcher US-Produktionen kennen, braucht es nur den richtigen Glauben, dann kann man alles schaffen. Unbroken verkommt dabei zwar zu keinem reinen Missionarauftrag à la Himmelskind. Dennoch, ein wenig aufdringlich ist das schon.
Oberflächliche Heldenverehrung
Das fällt auch deshalb negativ auf, weil man beim Protagonisten auf nennenswerte Charaktereigenschaften verzichtet hat. Eigentlich hat er keine, die über seine übermenschliche, fast schon göttliche Widerstandskraft hinausgehen. Wenn jemandem deutlich bessere Haftbedingungen angeboten im Austausch gegen ein bisschen Anti-USA-Propaganda werden und dieser jemand das sofort ablehnt, ohne auch nur darüber nachzudenken, dann mag man das inspirierend finden. Oder eben langweilig, wenn dieser Mensch keinerlei Widerhaken oder Schwächen zeigt, es zu keiner Zeit innere Kämpfe gibt. Unbroken ist im Grunde nicht mehr als eine überhöhte Heldenverehrung. Da wird nicht einmal versucht, das Individuum hinter dem Martyrium zu finden. Die anderen Figuren werden sowieso missachtet.
Dass der Film immer etwas unwirklich erscheint, liegt aber auch an den Bildern, die oft einfach zu schön und kunstvoll sind, um Schrecken zu transportieren. Unbroken ist ein kompetentes, letztendlich aber oberflächliches Hollywood-Hochglanzprodukt. Das kann man sich natürlich anschauen, zumal da einige bekannte Schauspieler mitwirken. Diesen kann man auch keinen wirklichen Vorwurf machen, sie holen das raus, was da ist. Nur ist das eben nicht wahnsinnig viel. So beeindruckend es ist, dass Zamperini diese Tortur überstanden hat und später noch ein langes Leben führte: Ein interessanter Film ist nicht draus geworden. Da hätte Jolie schon etwas genauer hinschauen und etwas an der Fassade kratzen müssen.
OT: „Unbroken“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Angelina Jolie
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen, Richard LaGravenese, William Nicholson
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Jack O’Connell, Domhnall Gleeson, Miyavi, Garrett Hedlund, Finn Wittrock, Jai Courtney
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