
Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro) ist sich für kein Geschäft zu schade, so krumm dieses auch sein mag. Damit hat er sich allerdings viele Feinde gemacht, die beim Geld keinen Spaß verstehen. Und so wird feierlich beschlossen, dass Korda sterben muss, möglichst bald noch dazu. Dummerweise will das mit den Anschlägen aber nie so ganz klappen, bislang ist er immer mit dem Leben davongekommen. Dennoch weiß der gesuchte Geschäftsmann mit dem fleißigen Schutzengel, dass er etwas ändern sollte. Und so entscheidet er, seiner einzigen Tochter Liesl (Mia Threapleton), die eigentlich als Nonne in einem Kloster ihre Berufung gefunden hat, sein Unternehmen probeweise zu überlassen. Das gestaltet sich aber schwierig, da sein Mammutprojekt durch ein von Excalibur (Rupert Friend) geleitetes Konsortium sabotiert wird. Also bleibt der kriselnden Zielscheibe nichts anderes übrig, als gemeinsam mit Liesl und dem Insektenkunde-Tutor Bjorn (Michael Cera) einmal quer durch Phönizien reisen, um Verträge neu zu verhandeln …
Ein typischer Wes Anderson
Es gibt ja Regisseure, bei denen man bei jedem Film das Gefühl hat, etwas Neues zu sehen. Steven Spielberg war früher so jemand, wenn Horror, Familienabenteuer, Kriegsfilm oder Historiendrama aufeinanderfolgten und der Filmemacher tatsächlich alle Genres gleichermaßen beherrschte. Auch bei François Ozon findet man die unterschiedlichsten Werke. Wes Anderson ist so ziemlich am anderen Ende des Spektrums: Seine Filme sind so ähnlich und dabei so unverwechselbar, dass man bei jedem neuen Beitrag sofort weiß, dass er dahintersteckt. Mehr noch, er scheint sein eigenes Genre geworden zu sein. Deswegen begegnet man seinen Filmen inzwischen mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite ist das alles bewährt und verlässlich. Seit seiner Hochphase mit den drei Ausnahmewerken Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel und Isle of Dogs – Ataris Reise tritt er aber auf der Stelle.
Das zeigt sich auch bei Der phönizische Meisterstreich wieder, dem neuesten Langwerk des US-amerikanischen Filmemachers. Dieses bringt die typischen Bestandteile mit, die man bei Anderson erwarten kann. Da sind zum einen die kunstvoll erstellten Bilder, die oftmals mehr Tableau sind als reales Setting und immer etwas Bühnenhaftes an sich haben. Zum anderen kommt kein Film mehr ohne berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen aus. Die Liste an Stars lassen die Credits zuweilen wie eine Hollywood-Telefonliste wirken. Das ist dann wie immer beeindruckend, aber sehr berechenbar, auch weil viele der Darstellenden schon in früheren Filmen von Anderson zu sehen waren. Das hilft nicht unbedingt, die einzelnen Werke voneinander zu trennen. Zumal die meisten sowieso nicht viel zu tun haben: Hochkaräter wie Charlotte Gainsbourg, Bill Murray und Willem Dafoe sind nicht viel mehr als Deko.
Zwischen Spaß und Langeweile
Dafür haben andere umso stärkere Auftritte. Gerade bei dem Haupttrio Benicio del Toro, Mia Threapleton und Michael Cera gibt es wieder und wieder lustige Szenen, wenn sie mit der für Anderson typischen Lakonie durch die absurde Geschichte stolpern. Der Regisseur, der erneut auch das Drehbuch schrieb, hatte einige witzige Einfälle, schafft es noch immer, dann und wann etwas einzubauen, das so sehr aus dem Nichts kommt, dass man gar nicht anders kann als zu lachen. Nur geschieht das nicht so oft, wie es zu wünschen gewesen wäre. Tatsächlich gibt es in Der phönizische Meisterstreich Passagen, die sogar etwas langweilig geworden sind, wenn der Film – bei aller Liebe zum Detail mit den sorgfältig durchkomponierten Bildern – den Charme einer KI-Kreation hat.
Hinzu kommt die eigenartige Geschichte. Natürlich hat Anderson nie besonders tiefgründige Inhalte zu bieten, auch wenn manche zwischenmenschlichen Aspekte ganz schön sind. Hier wird aber nie ganz klar, was genau da überhaupt erzählt wird. Die abstruse Odyssee um Verträge und wirtschaftliche Manipulationen ist zwar mal etwas anderes, ist aber zu oft offensichtlich nur ein Vorwand, um durch die Gegend zu reisen. Insgesamt ist die Krimikomödie, die 2025 im Wettbewerb von Cannes Premiere feierte, zwar schon noch sehenswert. Der phönizische Meisterstreich ist aber einfach nicht das Ereignis, das frühere Filme noch waren, dafür ist das einfach zu formelhaft geworden.
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