Bushido
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Bushido

Bushido
„Bushido“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In Edo (heute Tokio) lebt der Samurai Kakunosin Yanagida (Tsuyoashi Yanagida) mit seiner Tochter Kinu (Kaya Kiyohara). Weil er bei seinem Herrn in Ungnade gefallen ist, lebt Yanagida in Armut und muss sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Seine große Leidenschaft gilt dem Go-Spiel, was ihn mit dem gierigen Kaufmann Genbee Yorozuya (Jun Kunimura) zusammenbringt. Über das stundenlange Spielen werden die beiden mit der Zeit zu guten Freunden und auch Genbees Persönlichkeit ändert sich dank seines geduldigen Gegenübers. Eines Tages jedoch ist es vorbei mit der Freundschaft, denn Yanagida wird beschuldigt, eine hohe Geldsumme vom Kaufmann unterschlagen zu haben. Erzürnt wegen der Anschuldigung schwört der Samurai seine Ehre zu retten. Zur gleichen Zeit ergibt sich für ihn die Gelegenheit, seinen Ruf bei seinem ehemaligen Herren wiederherzustellen und dem Mann gegenüberzutreten, der ihn vor vielen Jahren in Verruf brachte. Angetrieben vom Wunsch nach Vergeltung macht sich Yanagida auf die Suche nach seinem Widersacher.

Stolz und Ehre

Kazuya Shiraishi gehört zu den interessantesten Regisseuren Japans der letzten Jahre. Durch Filme wie Dawn of the Felines, The Blood of Wolves und Last of the Wolves zeigte er die ganze Bandbreite seines Könnens, indem er Geschichten in verschiedenen Genres ansprechend inszenierte. Shiraishi versteht nicht nur die Konventionen, denn es gelingt ihm zudem eine interessante, teils auch provokante Perspektive auf unsere Lebensrealität zu präsentieren. Von daher war es wahrscheinlich an der Zeit, dass Shiraishi sich dem jidaigeki, dem japanischen Geschichtsdrama, zuwenden würde. Basierend auf rakugo, kurzen Bühnenstücken, über die Figur des in Ungnade gefallenen Samurai Kakunoshin Yanagida drehte er Bushido, der nun im Programm der Nippon Connection 2025 vertreten ist. Ähnlich wie zuletzt beispielsweise Shinya Tsukamotos Killing zeigt auch Bushido eine andere Sichtweise auf die japanischen Schwertkämpfer, die im Konflikt stehen zwischen der Verantwortung für sich selbst und ihre Familien und dem Code, dem sie Treue geschworen haben.

Es ist bezeichnend, dass in einem Film mit dem Titel Bushido sehr selten das Schwert gezückt wird. Shiraishi geht es auch weniger um diese Art von Duell und vielmehr um die Hauptfigur, die sich seinem Schicksal gefügt hat. Trotz des recht bescheidenen und von Geldknappheit geprägten Lebens scheinen sowohl Yanagida als auch dessen Tochter zufrieden zu sein. Die innere Ruhe des Helden überträgt sich gar auf seine Umwelt, wie man an dem geldgierigen und sehr lauten Kaufmann Genbee sieht, der durch die Begegnung eine nachhaltige Charakterentwicklung zum Positiven durchmacht. Shiraishi zeigt einen Menschen, nicht einen Kämpfer, der seinen Frieden gefunden hat und dessen Kämpfe sich auf die zahlreichen Go-Partien beschränken, die man statt der eingangs erwähnten Schwertkämpfe zu sehen bekommt.

Jedoch hat der Kodex, der Ruf nach Stolz und nach Ehre, nach wie vor einen nicht unerheblichen Einfluss auf Yanagida, der durch ein Unglück zum zweiten Mal in seinem Leben in Ungnade fällt. Der Kodex der Samurai droht ihm zum Verhängnis zu werden und das Leben seiner Mitmenschen zu zerstören. Indem sich Shirashi in der ersten Hälfte von Bushido Zeit lässt, die Figuren langsam einführt sowie ihr Zusammenleben, bekommt der Zuschauer einen Eindruck davon, was auf dem Spiel steht und versteht die Tragik des Helden, der durch die Verteidigung seiner Ehre alles riskiert

Spiel und Geschäft

Bushido zeigt, wie viele jidaigeki, die Schönheit des feudalen Japans. Dies Pracht ist aber nur der äußere Schein, denn tief im Kern regiert das Geschäft und das Geld, wie Jun Kunimuras Genbee nur allzu gut weiß. Können oder Geschick verschwinden, wenn man nicht die finanziellen Mittel hat, um in dieser Welt zu überleben oder ein anderes Leben der persönliche Status nicht zulässt. Tsuyoshi Kusanagi als Yanagida spielt einen Mann, der diese Gegebenheiten kennt, seine Flucht ist das Go-Spiel, in dem jene Tugenden herrschen, die in der realen Welt nicht mehr gelten. Das Spiel wird zu einer Metapher für „Fairness und Ehrlichkeit“, wie es Yanagida sagt. Für Genbee ist es gar der Weg zur Selbsterkenntnis und -reinigung von jenen Charaktereigenschaften, die ihn bei seinen Mitmenschen in Verruf brachten. Es ist bezeichnend, dass die Szenen, in denen wir den Figuren beim Go-Spiel zuschauen (mit einer Ausnahme), die wohl harmonischsten des gesamten Filmes sind. Auch wenn der ein oder andere Zuschauer die Regeln des bekannten Brettspiels nicht kennt oder die Partien einem Kopfzerbrechen bereiten, wie es eine Nebenfigur beschreibt, ist es Shiraishi gelungen, die Faszination einer Partie Go einzufangen.



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Bushido
fazit
„Bushido“ ist ein sehr gelungen inszenierter und gut erzählter jidaigeki. Kazuya Shiraishi legt einen Film vor, der zeigt, dass Werte wie Fairness und Ehrlichkeit nur auf dem Spielbrett, nicht aber in der realen Welt existieren, was seinen Figuren zum Verhängnis wird. Zugleich zeigt er einen Menschen, der gefangen ist in einem Kodex, der ihm und seinen Mitmenschen nichts als Unglück gebracht hat, aber ihn zwingt, das Schwert zu ziehen.
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