
Für Macht tut Pelias (Douglas Wilmer) alles. Und so schreckt er auch nicht davor zurück, König Aristo zu töten und auf diese Weise die Herrschaft über Thessalien zu erlangen. Da eine Prophezeiung besagt, dass eines der Kinder des Ermordeten Rache üben könnte, will Pelias nichts dem Zufall überlassen. Als er dabei auch eine Tochter tötet, erzürnt dies die Göttin Hera (Honor Blackman), deren Tempel der Monarch auf diese Weise entweiht hat. Also beschließt sie, Aristos Sohn Jason, der zuvor in Sicherheit gebracht wurde, zur Seite zu stehen, sehr zum Missfallen von ihrem Mann, dem Gottesvater Zeus (Niall MacGinnis). Zwanzig Jahre später ist aus dem Kleinkind ein junger Mann geworden. Jason (Todd Armstrong) ist fest entschlossen, das Königreich seines Vaters zurückzubekommen und macht sich daher auf die Suche nach dem sagenumwobenen Goldenen Vlies. Doch dafür muss er zahlreiche Gefahren überstehen …
Sagenhaft
Die 1950er und 1960er waren die Hochphase für groß angelegte Historienfilme. Während dieser Zeit sind eine ganze Reihe von Monumentalfilmen erschienen, die sich mit geschichtlichen Figuren befassten oder alte Legenden, etwa aus der Bibel, mit großem Aufwand erzählten. Titel wie Die zehn Gebote (1956), Ben Hur (1959), Cleopatra (1963) oder Die Bibel (1966) bescherten dem Publikum spektakuläre Bilder vor beeindruckenden Kulissen, arbeiteten oft auch mit großen Stars zusammen. Ebenfalls in diese Zeit fällt Jason und die Argonauten, das prinzipiell in eine ähnliche Richtung geht, aber nicht mit der Konkurrenz mithalten konnte. Seinerzeit waren die Einspielergebnisse auch enttäuschend. Dafür erlangte das Fantasyabenteuer mit den Jahren Kultstatus und gilt heute seinerseits als Klassiker.
Einen Monumentalfilm wie die obigen Beispiele sollte man dabei nicht erwarten. Das verrät bereits ein Blick auf die Laufzeit: Mit einer Länge von 100 Minuten ist das hier gerade mal die Hälfte von dem, was andere anboten. Das macht sich auch bei der Handlung bemerkbar. Grundsätzlich hat das auf der bekannten griechischen Sage basierende Jason und die Argonauten schon einiges zu erzählen. Da geht es um Königsmord, einen Racheplan, eine große Odyssee, bei der jede Station mit übermenschlichen Gefahren verbunden ist. Regisseur Don Chaffey (Elliot, das Schmunzelmonster) nimmt sich aber nicht die Zeit, um die einzelnen Stationen auch wirklich auszukosten, das muss hier alles deutlich schneller gehen. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite sorgt das für ein enormes Tempo, man kommt hier gar nicht dazu sich zu langweilen. Es entwickelt sich aber auch kein episches Gefühl, dafür sind die Distanzen zu kurz, die Gefahren zu schnell gemeistert.
Humorvoll, mit surrealem Charme
Auch bei der Optik ist das hier etwas gemischt. So hatte man bei der britischen Produktion einfach nicht das Budget, um vergleichbar große Szenen wie bei der Konkurrenz hervorzubringen. Es gibt nur wenige Schauplätze, Massenschlachten oder Aufnahmen mit Hunderten Komparsen und Komparsinnen braucht man nicht zu erwarten. Bemerkenswert sind dafür die Trickeffekte, die auf das Konto der Stop-Motion-Legende Ray Harryhausen gehen. Gerade der Kampf gegen die Skelette oder gegen eine riesige Statue hinterließen Eindruck, sind geradezu ikonisch. Natürlich merkt man Jason und die Argonauten an, dass mehr als sechzig Jahre vergangen sind, das ist alles nicht mehr zeitgemäß. Aber es hat doch einen ganz eigenen leicht surrealen Charme.
Der Film hat zudem mehr Leichtigkeit, als es die Monumentalfilme meistens hatten. Das ist vor allem auf die Gottheiten zurückzuführen, die sich ständig in das Schicksal der Menschen einmischen, absolute Loyalität einfordern, sich dabei aber auch gegenseitig aufs Korn nehmen. Gerade das Zusammenspiel von Niall MacGinnis und Honor Blackman (James Bond 007: Goldfinger) bringt immer wieder humorvolle Momente mit sich und wird zu einem starken Kontrast zu den Abenteuern, welche die Männer überstehen müssen. Jason und die Argonauten nimmt da ein wenig die späteren Filme vorweg, bei denen das einfache Volk zur Belustigung der Reichen Lebensgefahren ausgesetzt werden – siehe etwa Die Tribute von Panem – The Hunger Games. Das ist dann zwar auch recht perfide, Spaß macht die freie Interpretation der diversen Mythen aber noch immer.
(Anzeige)