Ben Hur 1959
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Ben Hur (1959)

Kritik

Ben Hur 1959
„Ben Hur“ // Deutschland-Start: 14. Oktober 1960 (Kino) // 5. Februar 2010 (DVD/Blu-ray)

Zu Beginn des 1. Jahrhunderts, zur gleichen Zeit als sich in Jerusalem und im Umland die Legende um den Propheten Jesu Christi herumspricht, lebt Judah Ben-Hur (Charlton Heston), ein reicher jüdischer Kaufmann, in der Stadt und genießt, wie seine Familie einiges an Ansehen, sodass es nicht verwundert, dass ausgerechnet ihn der neue, von Rom entsandte Tribun Messala (Stephen Boyd) als Erstes sprechen möchte. Es herrscht zunächst eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen den beiden Männern, die sich seit ihrer Kindheit kennen. Doch Judah lässt durchblicken, dass er nicht bereit ist, Messala zu helfen, wenn es darum geht, sein Volk weiter zu unterjochen und der Rebellion um die neue, monotheistische Religion zu kontrollieren. Messala ist enttäuscht und zögert nicht, als seinen einstigen Freund wie auch dessen Familie auf brutale Weise zu bestrafen nach einem Missgeschick bei einem Besuch des neuen Statthalters. Während seine Schwester und Mutter in römische Gefangenschaft kommen, wird Judah letztlich als Sklave verkauft, doch er schwört Rache für all das Unrecht, welches ihm angetan wurde. Jedoch ist der Weg nach Judää Ben Hur verschlossen, denn nach einem kräftezehrenden Gewaltmarsch durch die Wüste wird er zum Dienst auf einer römischen Kriegsgaleere verdammt, unter dem Befehl des Konsuls Quintus Arrius (Jack Hawkins), welcher den Auftrag erhalten hat, die Gewässer von Piraten zu säubern. Bei einem Angriff gelingt es Judah sich befreien und er rettet dem Konsul das Leben, welcher sich bei der Rückkehr nach Rom mit seiner Fürsprache für seinen Retter bedankt, diesen als seinen Sohn adoptiert und ihm damit die Freiheit schenkt. Doch auch wenn ihm seine neue Heimat behagt, drängt es Judah zurück nach Jerusalem, zu seinen Liebsten und wegen seines Versprechens, was er seinem einstigen Jugendfreund gab.

Kampf der Ideologien
Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans des US-amerikanischen Autors Lew Wallace, welcher bereits die Vorlage zu einem Stummfilm aus dem Jahre 1925 lieferte, schuf Regisseur William Wyler zusammen mit Produzent Sam Zimbalist eines der Aushängeschilder des Studio-Systems. Üppig ausgestattet, bis in die kleinste Nebenrolle mit namhaften Darstellern besetzt und mit einer großen Anzahl ambitionierter Actionszenen – unter ihnen das berühmte Wagenrennen – ausgestattet, steht Ben Hur für jene groß angelegten Big-Budget-Produktionen der 50er Jahre, bevor diese aufgrund ihrer stetig steigenden Kosten eben jenes System ruinierten, welches sie berühmt gemacht hatten. Aus heutiger Sicht steht Wylers Film nicht nur für jenes System, dem er entstammte, sondern erzählt im Kern die Geschichte eines Ideenkrieges sowie des Konfliktes von Ost und West.

In dem Konflikt, der das dramaturgischen Zentrum in Wylers Film darstellt, gibt es keine Mitte und keine Vermittler mehr, sind beide Positionen doch so verfahren, dass sie die Bande einer Familie, zwischen Geliebten und Freunden auflösen. Binnen weniger Momente lässt sich beobachten, wie die Politik, Freundschaft und Glauben wechseln im ersten Gespräch der einstigen Freunde Judah Ben-Hur und Messala nach einer langen Zeit, in der sie sich nicht gesehen haben und beide es in ihrem Umfeld zu einigem Ruhm und Ansehen gebracht haben. Beide wähnen sich in ihrem Anspruch auf die Überlegenheit ihres Systems sicher, denn während hinter Stephen Boyds Messala die Legionen Roms stehen, ist es der unbedingte Freiheitsanspruch der neuen Religion, welcher Judah antreibt und ihn eben diese Freiheit einfordern lässt. Trotz der einstigen emotionalen Nähe, unterstrichen durch das gemeinsame Speerwerfen, einer Sportart, der beide einst frönten, ergibt sich kein Konsens.

Das Versprechen des Gottes, der in jedem ist, wie es an einer Stelle im Film heißt, betont durch die zahlreichen Massenszenen um die Figur Jesu Christi, ist das Fundament einer Rebellion gegen das starre Machtgefüge einer vor allem militärisch überlegenen Supermacht. Frei nach jenem Ausspruch Rudyard Kiplings ist es die Opposition zweier Weltordnungen und damit zweier Ideologien, die eine Konstante in der Geschichte bildet und ihren Höhepunkt in jenem berühmten Wagenrennen findet, in der sich symbolisch die Überlegenheit der einen Weltanschauung zeigen wird.

Die Geburt eines Glaubenskriegers
Doch ist die Geschichte um Rache und Verrat auch die eines Glaubenskriegers (wider Willen), in Form des Judah Ben-Hur. Auf den Status eines Sklaven und Verbrechers reduziert wird er zu einem von Rache getriebenen Menschen, der erst dann zufrieden ist, wenn das ihm feindlich gesonnene System und dessen Repräsentanten zerstört sind, auch wenn er innerhalb der Handlung durchaus von dessen Reizen verführt zu werden droht. Charlton Heston, der einst in Orson Welles’ Im Zeichen des Bösen schon las Mexikaner durchgehen sollte, mag man die Rolle des Arabers zwar nicht ganz abkaufen (wie auch vielen anderen der Darsteller nicht), doch spielt er glaubhaft jenen verbissenen Kampfgeist, jenen unbedingten Willen zum Sieg, der für eine solche Rolle nötig ist und die Judah zu einer seiner besten Darstellungen machten.

Ästhetisch wie auch dramaturgisch wird die Genese dieses Glaubenskriegers, dessen Läuterung und Erfahrung mit der Biografie Jesu Christi erzählt. Durch den Schnitt, das Erkennen des Judah eben jenes Fremden, der ihm einst in der Wüste Wasser gab, wähnt man die Geburt des wahren Glaubens und den Willen für diesen zu kämpfen sowie eine neue Welt zu schaffen.

Credits

OT: „Ben Hur“
Land: USA
Jahr: 1959
Regie: William Wyler
Drehbuch: Karl Tunberg
Vorlage: Lew Wallace
Musik: Miklós Rózsa
Kamera: Robert L. Surtees
Besetzung: Charlton Heston, Jack Hawkins, Haya Harareet, Stephen Boyd, Hugh Griffith, Martha Scott

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1960 Bester Film Sieg
Beste Regie William Wyler Sieg
Bestes adaptiertes Drehbuch Karl Tunberg Nominierung
Bester Hauptdarsteller Charlton Heston Sieg
Bester Nebendarsteller Hugh Griffith Sieg
Beste Musik Miklós Rózsa Sieg
Beste Kamera – Farbe Robert Surtees Sieg
Bestes Szenenbild – Farbe William A. Horning, Edward C. Carfagno, Hugh Hunt Sieg
Beste Kostüme – Farbe Elizabeth Haffenden Sieg
Bester Ton Franklin Milton Sieg
Bester Schnitt Ralph E. Winters, John D. Dunning Sieg
Beste Spezialeffekte A. Arnold Gillespie, R.A. MacDonald, Milo B. Lory Sieg
BAFTA Awards 1960 Bester Film Sieg
Golden Globe Awards 1960 Bester Film Sieg
Beste Regie William Wyler Sieg
Bester Hauptdarsteller – Drama Charlton Heston Nominierung
Bester Nebendarsteller Stephen Boyd Sieg
Spezialpreis Andrew Marton Sieg

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„Ben Hur“ ist ein monumentales Drama über Glauben, Verrat und Rache. William Wyler inszeniert die Entwicklung eines Glaubenskriegers sowie den Konflikt zweier Weltanschauungen vor großer Bühne mit tollen Sets, großartigen, actionreichen Szenen sowie tollen Darstellern.
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von 10