In Louise und die Schule der Freiheit wird die gleichnamige engagierte Lehrerin, gespielt von Alexandra Lamy, 1889 aus Paris in ein abgelegenes Dorf auf dem Land versetzt, um dort eine Schule zu eröffnen. Doch ihr Vorhaben stößt bei vielen Eltern auf Widerstand, die der Fremden aus der Stadt mit Misstrauen begegnen. Anlässlich des deutschen Kinostarts am 10. April 2025 haben wir mit dem Regisseur Éric Besnard über die Entstehungsgeschichte des Historiendramas gesprochen.
Warum wollten Sie diese Geschichte über die Alphabetisierung auf dem Land in Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts erzählen? Warum hat Sie diese historische Phase fasziniert?
Als Echo auf die heutige Situation der Schulen in Frankreich. Historische Filme sind besonders interessant, wenn sie einen modernen Nachhall haben. Und so wollte ich über Bildung sprechen, über die Schule, über die Stellung der Schule. Und es stellt sich heraus, dass der Schlüsselmoment in der Geschichte der Schule in Frankreich tatsächlich der Beginn der 1880er-Jahre ist. Deshalb habe ich mich entschieden, daran zu arbeiten.
Wie sind Sie auf die Idee mit der Figur Louise Violet gekommen beziehungsweise was sollte sie angesichts des historischen Kontexts darstellen?
Ich habe herausgefunden, dass die ersten Frauen die École Normale, also die Schule, an der Lehrer ausgebildet werden, 1886 abgeschlossen haben. Das heißt, genau in dem Zeitraum, der mich interessierte. Die Idee, eine Frau in eine Männerwelt zu schicken, eine Städterin in eine Welt der Bauern und eine linke Frau in eine Welt der Konservativen, schien mir also eine offensichtliche Drehbuchlinie zu sein.
Sie versuchen, einige Spannungsfelder zu eröffnen, die sich zwischen der Figur Louise Violet und den Dorfbewohnern ergeben: Feminismus gegen Patriarchat oder Fortschritt gegen Konservatismus. Was war für Sie das wichtigste Konfliktthema?
Sie haben Recht, es gibt mehrere Schichten der Opposition. Aber es waren nicht so sehr die Unterschiede, die mich interessierten. Es sind die Annäherungen. Es geht darum, zu zeigen, dass die Antwort im Zuhören des anderen liegt. Denn es ist ein Film, in dem es keinen Bösewicht gibt, in dem niemand völlig im Unrecht ist. Es geht darum, die Logik des anderen zu hören und zu entdecken, dass es in der Sichtweise des anderen etwas zu mitzunehmen gibt. Aber sie kommt mit solchen Gewissheiten, ist so sehr eine Missionarin der Republik geworden, dass sie die Realität wieder erlernen muss, sie muss die Sinneswahrnehmung wieder erlernen und sie muss auch entdecken, dass sie Trägerin einer Idee ist, die Kollateralschäden hat. Es ist also diese Offenheit, diese Rationalität, die ich für wichtig halte.
Was hat Ihnen an der Darstellung von Alexandra Lamy besonders gefallen?
Die direkte Art. Die Empathie. Ich habe mehrfach gehört, wie Leute zu ihr kamen und sagten: Sie sind die Frau, die alle Frauen repräsentiert. Und dieses Einfühlungsvermögen, diese Fähigkeit, sich in ihr wiederzufinden, war wesentlich, denn die Figur der Lehrerin ist eine Figur der Nähe. Eine Schauspielerin zu haben, die diese Nähe symbolisieren kann, war also sehr angenehm. Und außerdem ist sie eine Schauspielerin, die das noch nie gemacht hat, die noch nie eine große historische dramatische Rolle gespielt hat. Eine Schauspielerin an einen Ort zu bringen, an dem sie noch nie gewesen ist, ist also immer spannend.
Die Drehorte befanden sich in einem sehr idyllischen und schönen Teil Frankreichs, größtenteils beim Dorf Saint-André-de-Chalencon in der Auvergne, in der Nähe bekannter Sehenswürdigkeiten wie der Teufelsbrücke (Pont du Diable). Aus welchen Gründen haben Sie sich für diese Region entschieden?
Ich habe nach einer Region gesucht, die ewig ist, sich nicht zu sehr verändert und die das ländliche Frankreich symbolisiert. Ich wollte nicht am Meer sein. Nicht in der Nähe von starken Touristenorten. Sie sagen zwar, dass die Teufelsbrücke eine Touristenattraktion ist, aber ich kenne niemanden, der sie kennt. Es sollte eine der leersten Regionen Frankreichs sein, die am wenigsten besuchte Region. Es ging wirklich um das reine Land und nicht um eines, das einfach zu erschließen ist. Es ist eine vergessene Gegend und das war es, was mich interessiert hat.
In einer Szene singen die Dorfbewohner bei der Totenwache für Josephs Mutter in einer eigenen Sprache. Trotz langer Nachforschungen war ich mir nicht ganz sicher, um welche Sprache es sich handelt. Könnten Sie mir mehr Informationen geben?
Sie singen auf Okzitanisch. In Frankreich ist es eine der Regionalsprachen. Es gab vor allem zwei Sprachfamilien, die langue d’oïl und langue d’oc. Und sie singen in der langue d’oc, die eher eine Sprache ist, die von dort aus bis in den Südwesten Frankreichs zur spanischen Grenze gesprochen wurde. Diese Szene schien mir eine der Folgen der Schulpolitik zu illustrieren, nämlich das Ende bestimmter Traditionen, das Ende der Regionalsprachen. Das Ende dieses Moments, in dem Menschen unterschiedlichen Alters zusammenkommen und sich unterhalten. So konnte ich also zeigen, dass die Kultur schon vor der Schule existierte und es darum ging, sie zu integrieren, und dass der Marsch des Fortschritts manchmal virulent ist.
(Anzeige)