
In einer postapokalyptischen Welt, die von verheerenden Klimakriegen gezeichnet ist, scheint Ewa (Magdalena Wieczorek) die letzte menschliche Überlebende zu sein. Sie lebt auf einer Anhöhe in der Nähe eines Kraftwerks. Die weiter unten gelegene Stadt kann sie nur unter extremen Sicherheitsmaßnahmen besuchen. Ihre einzige Gesellschaft ist der Roboter Arthur (Jacek Beler), dessen Aufgabe es ist, das gemeinsame Lager zu bewachen. Als Ewa eines Tages das Lager verlässt, um einen Weihnachtsbaum zu besorgen, kennt sie das turnusmäßig geänderte Zugangspasswort nicht. Ein fataler Fehler, denn obwohl Arthur sie erkennt, verweigert er ihr strikt den Zutritt, da seine Programmierung keinen Spielraum lässt. Dies führt zu einem intensiven Konflikt zwischen Mensch und Maschine, der Ewa in einen erbitterten Überlebenskampf zwingt.
Science Fiction aus Polen
Denkt man an Science-Fiction-Filme, ist Polen vermutlich nicht unbedingt das erste Produktionsland, das einem in den Sinn kommt. Zwar kann man auf Netflix häufig polnische Krimis wie zuletzt die Serie Hundehügel oder Komödien wie Tod vor der Hochzeit sehen, gelegentlich gibt es auch einen Actionfilm (Soulcatcher) oder sogar Horror (Nobody Sleeps in the Woods Tonight) im Programm, doch Science-Fiction sucht man vergebens. The Last Spark of Hope ist nun eine Dystopie aus unserem Nachbarland, die das unabhängige Label Meteor Film als DVD und Blu-ray auf dem deutschen Markt verfügbar macht. Der Film von Piotr Biedroń lief erfolgreich auf einigen Festivals und hatte 2024 seinen regulären Kinostart in Polen.
Mit dem Film legt der polnische Regisseur einen ambitionierten Science-Fiction-Film vor, der sich bewusst von actiongeladenen Genrevertretern abwendet und stattdessen philosophische und dystopische Elemente in den Vordergrund rückt. Trotz des geringen Budgets von nur 250.000 Euro beeindruckt der Film mit starken Bildern und einem detailverliebten Produktionsdesign, das Marek Zawierucha verantwortet hat. Kameramann Tomasz Wójcik fängt die postapokalyptische Welt atmosphärisch ein und nutzt die kargen Landschaften geschickt, um die Isolation der Protagonistin zu unterstreichen.
Ein Kammerspiel unter freiem Himmel
The Last Spark of Hope beginnt mit der Einblendung: „Das hier könnte eine wahre Geschichte sein“, ein unheilvolles Statement, das die Dystopie in einen verstörend realistischen Kontext rückt. Die ökologischen Themen des Films sind allgegenwärtig, wenn auch nicht immer tief ausgelotet. Die anfänglichen Erklärungen zu den Klimakriegen und dem Kollaps der Zivilisation dienen als Warnung an den Zuschauer. Neben den ökologischen Aspekten wirft der Film aber auch Fragen zu künstlicher Intelligenz und Robotik auf. Arthur erinnert in seinem Design zwar an Wall-E, inhaltlich liegt der Fokus jedoch auf der Ambivalenz der Mensch-Maschine-Beziehung. Arthur verstößt wiederholt gegen die Asimovschen Robotergesetze, die er aber offenkundig kennt. Obwohl er Ewa erkennt, bleibt er starr seinen Vorgaben verpflichtet und wird von einem Beschützer zur Bedrohung. Der Film stellt damit die Frage, ob eine Welt, die zunehmend von unflexiblen Algorithmen gesteuert wird, menschlichen Bedürfnissen noch gerecht werden kann.
The Last Spark of Hope ist durchgehend ein Zwei-Personen-Stück, eine Art Kammerspiel unter freiem Himmel. Magdalena Wieczorek meistert die Herausforderung, als einzige menschliche Darstellerin die emotionale Tiefe ihrer Figur glaubwürdig zu vermitteln. Ihr Spiel verleiht Ewas innerer Zerrissenheit eine intensive, tragische Note. Leider schwächeln die Dialoge zwischen ihr und Arthur, vor allem in der ersten Hälfte des Films. Sie wirken stellenweise hölzern und können nicht das hohe visuelle Niveau des Films halten. Zudem zieht sich die simple Geschichte unnötig in die Länge. Was als packender Kurzfilm mit pointierter Aussage funktioniert hätte, wird hier auf 90 Minuten gestreckt, wodurch es zu einigen Hängern kommt. Doch trotz aller Schwächen zeigt The Last Spark of Hope, dass auch mit geringem Budget interessante Science Fiction erzählt werden kann.
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