Johatsu Into Thin Air Die sich in Luft auflösen
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Johatsu – Die sich in Luft auflösen

Inhalt / Kritik

Irgendwo in Japan. Zwei Mitarbeiterinnen einer Night Moving Companie warten in einem Auto auf ihren Kunden. Eine Szene wie aus einem Spielfilm. Wann schließt sich das Zeitfenster? Kann der Kunde rechtzeitig hindurch springen, um zu fliehen, seinem alten Leben den Rücken zu kehren? Wohin wird seine Reise ihn führen? Welche Rolle nimmt die Night Moving Companie ein und was sagen diejenigen, die zurückgelassen wurden?

Verschwunden und gesucht

Das Regieteam Arata Mori und Andreas Hartmann (A Free Man) widmen sich in Johatsu dem Phänomen, dass in Japan jährlich an die 100.000 Menschen verschwinden. Die Doku steigt direkt mit einem aktuell Fall ein, in dem wir zwei Mitarbeiterinnen einer sogenannten Night Moving Companie in Action erleben können. Ein Mann will aus einer toxischen Beziehung entfliehen. Als er auftaucht, steigt er in das parkende Auto und man versichert ihm, er sie nun in Sicherheit. Sein neues Leben liegt nun vor ihm. Von den Anfängen – wie geht er zum Beispiel in den ersten Tagen damit um? – hören wir jedoch nicht mehr viel. Es ist der Einstieg in eine schwere Thematik.

Wer noch nie von dem Massenverschwinden in Japan – neue Identitäten, gesellschaftliche Isolation, angerissene Familienbande – gehört hat, findet hier einen guten Einstieg in die bedrückende Materie. Mori und Hartmann legen den Fokus auf einige Schicksale, die exemplarisch für Johatsu – zu dt. etwa „verdunsten“ – stehen. Mancher Mensch hat für die Mafia gearbeitet, ein anderer hat einen Bankrott mit seiner Firma erlebt. Die Gründe für das Verschwinden sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Sie reichen von Angst vor der körperlichen Unversehrtheit über gesellschaftlichen Druck bis hin zu der Frage nach der eigenen Identität.

Isolation und Oberflächliches

Emotional sind die Momente, in denen wir diejenigen hören, die nach ihren Freunden oder Familienangehörigen suchen. Hier reißt die Doku auch die rechtlichen Hürden bei der Suche an, bleibt dabei aber eher oberflächlich. Etwas schade ist auch, dass die Doku die Arbeit der Night Moving Companie nicht sehr  ausführlich herausarbeitet. Das kann aus Sicherheitsgründen eventuell sogar sinnvoll sein, öffnet jedoch auch potenziell interessante Fragen, die leider unbeantwortet bleiben.

Bereichernd sind die Geschichten der Menschen, die Einzelschicksale: Wie gehen sie mit dem neuen Leben um, was sind ihre Träume zur Vergangenheit und der Zukunft? Wenn die Menschen nach vielen Jahren wieder Kontakt zu ihren Liebsten aufnehmen, ist das schon bewegend. Die Isolation, in der sie bis dato gelebt haben oder immer noch leben, aber auch die Heimlichkeit der Flucht, wird durch Aufnahmen leerer Gassen und Straßenecken, über denen Off-Stimmen Dialoge führen, stilsicher unterstrichen.

Credits

OT: „Johatsu“
Jahr: 2024
Land: Deutschland, Japan
Regie: Andreas Hartmann, Arata Mori
Drehbuch: Andreas Hartmann
Musik: Jana Irmert, Mika Takehara
Kamera: Andreas Hartmann

Bilder

Trailer

Filmfeste

DOK.fest München 2024
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Johatsu – Die sich in Luft auflösen
fazit
„Johatsu“ ist eine Dokumentation des Regieteams Arata Mori und Andreas Hartmann und beschäftigt sich mit Menschen, die in Japan aus verschiedenen Gründen ihr altes Leben hinter sich lassen wollen oder müssen. Es ist eine Reise hinab in die Isolation, die zwar einige Fragen offen lässt, sich der Thematik aber mit stilsicheren Bildern annimmt.
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