Der Zopf La tresse The Braid
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Der Zopf

Der Zopf La tresse The Braid
„Der Zopf“ // Deutschland-Start: 7. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die in Armut lebende Inderin Smita (Mia Maelzer) hat einen großen Wunsch: Ihre Tochter Lalita (Sajda Pathan) soll es einmal besser haben als sie. Zu diesem Zweck will sie das Mädchen auf eine Schule schicken, Bildung soll ihr Weg raus aus der Armut werden. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht, kommt die Familie doch aus er Kaste der Unberührbaren. Also bleibt ihr nichts anderes übrig, als die weite Reise in den Süden des Landes anzutreten. Die Italienerin Giulia (Fotini Peluso) ist da schon weiter, sie hilft in dem Perückenladen ihres Vaters (Mimmo Mancini) aus. Als der jedoch nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, muss Giulia einen Weg finden, den Familienbetrieb zu retten. Solche Sorgen muss sich Sarah (Kim Raver) nicht machen, die kanadische Rechtsanwältin feiert große Erfolge, soll sogar zur Partnerin gemacht werden. Dann aber wird bei ihr Krebs festgestellt …

Adaption des Bestsellers

Im Laufe ihrer Karriere hat Laetitia Colombani die unterschiedlichsten künstlerischen Betätigungsfelder gesucht. So wurde sie anfangs als Schauspielerin bekannt, war in den letzten Jahren unter anderem in Die Familienfeier zu sehen. Parallel strebte sie aber auch eine Laufbahn als Regisseurin an, drehte einige Kurzfilme, bevor sie mit Wahnsinnig verliebt 2002 ihr Langfilmdebüt gab. 2017 folgte der nächste große Schritt. So reichte ihr das Verfassen von Drehbüchern nicht mehr, stattdessen schrieb sie einen Roman. Der Zopf war dabei ein voller Erfolg, verkaufte sich mehr als fünf Millionen Mal und heimste mehrere Preise in Frankreich ein. Anschließend schrieb sie zwei weitere Romane, bevor sie wieder zu ihrem Debüt zurückkehrte, diesmal als Regisseurin.

Zumindest in Frankreich war das Werk auch recht populär, mehr als eine Million Menschen sahen es im Kino. Wie sich die Adaption hierzulande schlagen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest gibt es darin aber einiges, was erfolgsversprechend ist. Dazu zählen beispielsweise die abwechslungsreichen Settings. Vor allem der Handlungsstrang in Indien lockt mit fremdländischen Aufnahmen. Aber auch Italien ist natürlich immer wieder eine Reise wert, die sonnendurchflutete Szenerie macht Der Zopf schon zu einem Hingucker. Kanada kann es damit natürlich nicht aufnehmen, zumindest nicht das, was Colombani und Kameramann Ronald Plante (Absturz ins Leben) da zeigen. Es führt jedoch zu einem reizvollen Kontrast, wenn der Film ständig zwischen den drei Handlungssträngen hin und her springt.

Drei Frauen kämpfen um ihre Zukunft

Diese sind dabei prinzipiell unabhängig voneinander. Zwar führt die Filmemacherin, die gemeinsam mit Sarah Kaminsky auch das Drehbuch geschrieben hat, die drei zum Schluss zusammen. Viel erwarten sollte man in der Hinsicht jedoch nicht, das Drama ist letztendlich ein Episodenfilm. Thematische Gemeinsamkeiten gibt es hingegen schon. So unterschiedlich die drei Schicksale zweifelsfrei sind, handeln sie doch alle davon, wie Frauen sich ihren Platz in der Welt erkämpfen müssen. Besonders heftig ist das natürlich bei dem indischen Part, Der Zopf erzählt dort von systematischer Unterdrückung. Dort kommt zu der frauenfeindlichen Einstellung noch die Kastenproblematik hinzu. Die beiden anderen haben es da einfacher. Aber auch sie müssen sich durchsetzen. Giulia etwa soll gegen ihren Willen verheiratet werden, um so die finanzielle Zukunft der Familie zu sichern.

Ein bisschen fragwürdig ist die Gleichsetzung solch unterschiedlicher Schicksale schon. Wie will man vergleichen, dass jemand nichts zum Essen hat und eine andere an Krebs erkrankt ist? Aber Der Zopf ist auch kein Film, von dem man Aussagen erwarten sollte, die eine tatsächliche gesellschaftliche Relevanz haben. Vielmehr will das Drama bei all den Problemen, mit denen die Frauen zu kämpfen haben, auch aufmuntern und Hoffnung spenden. Das geht dann an manchen Stellen schon in eine etwas kitschige Richtung. Aber es ist auch irgendwie schön. Wer keine zu hohen Ansprüche hat und damit leben kann, dass das hier eher ein Leichtgewicht ist, findet hier eine Bestsellerverfilmung, die schon auch zu Herzen gehen kann.

Credits

OT: „La Tresse“
IT: „The Braid“
Land: Frankreich, Kanada, Italien
Jahr: 2023
Regie: Laetitia Colombani
Drehbuch: Laetitia Colombani, Sarah Kaminsky
Vorlage: Laetitia Colombani
Musik: Ludovico Einaudi
Kamera: Ronald Plante
Besetzung: Kim Raver, Fotinì Peluso, Mia Maelzer, Sajda Pathan, Avi Nash

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin und Autorin Laetitia Colombani zu unterhalten. Im Interview zu Der Zopf sprechen wir über die Arbeit an dem Drama und die Herausforderung, den eigenen Roman zu adaptieren.

Laetitia Colombani [Interview]

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Der Zopf
fazit
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller erzählt „Der Zopf“ von drei Frauenschicksalen. Die sind sehr unterschiedlich, haben aber gemeinsam, dass jeweils die Protagonistinnen sich einen Platz erkämpfen müssen. Das Ergebnis ist ganz schön, selbst wenn das Drama keinen ganz großen Tiefgang bietet.
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