Marys magische Reise A Greyhound of a Girl
© Der Filmverleih
Marys magische Reise A Greyhound of a Girl
„Marys magische Reise“ // Deutschland-Start: 25. Januar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Ganz klar: Oma ist die größte! Mary liebt sie über alles. Von ihr hat sie auch die Leidenschaft fürs Kochen geerbt. Tatsächlich träumt sie davon, an einer renommierten Kochschule aufgenommen zu werden. Ein erster Versuch endet jedoch in einem Desaster, sie kann bei der Prüfung nicht überzeugen. Geknickt und empört darüber, dass man sie dort nicht zu schätzen weiß, heißt es nun, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Doch dieser Rückschlag ist bald ihre geringste Sorge. So geht es ihrer Oma nicht gut, sie muss sogar ins Krankenhaus. Während Marys Mutter dort die traurige Wahrheit über ihren Zustand erfährt, macht das Mädchen die Bekanntschaft von Anastasia. Diese scheint ihre Oma zu kennen und lässt ihr etwas ausrichten. Aber wie kann das sein, wenn niemand diese Frau kennt? Schlimmer noch, der Rest der Familie glaubt nicht einmal, dass es diese Frau überhaupt gibt …

Eine Reise, bei der alle dabei sein dürfen

Sonderlich groß ist die Filmografie von Enzo d’Alò ja nicht. Oft heißt es auch, jahrelang warten zu müssen, bis sich der italienische Regisseur mit einem neuen Werk zurückmeldet. Dafür finden sich in seinem Gesamtwerk viele schöne Titel, die es sich bis heute anzuschauen lohnt. Dabei handelt es sich ausschließlich um Animationsfilme. Seine Zielgruppe sind dabei Kinder, wobei die Geschichten oft so zauberhaft sind, dass man sie sich auch als Erwachsene noch gut anschauen kann. Und das gilt dann auch für Marys magische Reise, mit dem er sich 2023 auf der Berlinale nach einer mehrjährigen Pause zurückmeldete und das im Anschluss noch bei diversen anderen Festivals zu Gast war.

Erneut suchte er sich für den Film eine literarische Vorlage, die er adaptierte. So drehte er früher beispielsweise Momo (2001) nach dem großen Klassiker des deutschen Kinderbuchautors Michael Ende. In Die Abenteuer des Pinocchio (2012) schnappte er sich das nicht minder unsterbliche Werk seines Landsmannes Carlo Collodi. Hier tritt er nun die Reise nach Irland an und entschied sich für einen Roman von Roddy Doyle. Die Geschichte spielt dann auch auf der europäischen Insel und ist in der dortigen Kultur verwurzelt. Der Film ist aber problemlos auch für ein internationales Publikum geeignet. Schließlich erzählt d’Alò gemeinsam mit dem auf Kinderserien spezialisierten Dave Ingham von Themen, die überall verstanden werden können. Marys magische Reise erzählt von Erfahrungen, die die meisten von uns in ihrem Leben machen.

Zwischen Selbstfindung und Abschied

Ein wichtiges Thema ist dabei die Selbstfindung. Und die geht, zum Teil zumindest, durch den Magen. So gehört Essen bzw. Kochen eng zum Selbstverständnis des Mädchens hinzu. Dies ist auch das verbindende Mittel von ihr und ihre Großmutter. Während die Mutter da genügsamer ist und in dem Essen oft nur ein Mittel zum Zweck sieht, gehört es für die beiden anderen Generationen zur Lebensqualität hinzu. Marys magische Reise handelt hier auch vom Bewahren, wenn die Protagonistin das alte Familienrezept fortführen will. Nichts Neumodisches lautet ein Versprechen an die Großmutter, wenn sie selbst kochen will. Gleichzeitig handelt der Film von notwendigen Abschieden, wenn die beste Freundin wegzieht und die Oma im Sterben liegt. Ähnlich zu Yuku und die Blume des Himalaya vor einigen Monaten nimmt sich der Animationsfilm das Thema Tod und versucht, die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen behutsam an dieses heranzuführen.

Verpackt ist das ganze in eine farbenfrohe Optik. Die ist überwiegend um Realismus bemüht. Dann und wann wechselt sie aber auch, wenn Mary einen eigenartigen Traum hat. Dann wird es abgehackt und düster, d’Alò arbeitet mit starken Schraffierungen, um eine ganz andere, unheimliche Atmosphäre zu erschaffen, die wie aus einem anderen Film wirkt. Was es mit dieser Sequenz auf sich hat, wird erst später verraten, wenn die gemeinsame Zeit der Frauen aus verschiedenen Generationen zu einer Aussöhnung wird. Diese geht zu Herzen, so wie Marys magische Reise insgesamt ein emotionaler Film ist, ohne dabei auf plumpe Manipulationen zurückgreifen zu müssen. Wer auf der Suche ist nach einem Kinderfilm, der tatsächlich Substanz hat, anstatt auf hektische Bespaßung zu setzen, sollte dieser internationalen Coproduktion eine Chance geben. Sie hätte es verdient.

Credits

OT: „A Greyhound of a Girl“
Land: Luxemburg, Italien, Irland, UK, Estland, Lettland, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Enzo d’Alò
Drehbuch: Dave Ingham, Enzo d’Alò
Vorlage: Roddy Doyle
Musik: David Rhodes

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Marys magische Reise
fazit
„Marys magische Reise“ ist ein emotionaler Animationsfilm für eine junge Zielgruppe über ein Mädchen zwischen Selbstfindung und Abschied. Das enthält einige Fantasy-Elemente, spricht dabei aber so universelle Themen an, dass sich die meisten darin wiederfinden dürften. Wer einen Kinderfilm mit Tiefgang sucht, ist bei dem neuesten Werk des Altmeisters Enzo d’Alò an einer guten Adresse.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10