En Attendant La Nuit For Night Will Come
© Playtime

For Night Will Come

En Attendant La Nuit For Night Will Come
„For Night Will Come“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Zusammen mit seiner Familie zieht Philemon (Mathias Legoût-Hammond) in eine kleine Gemeinde, fern von den Großstädten. Seine Mutter Laurence (Elodie Bouchez) hilft als Krankenschwester bei einer nahen Blutbank aus, während sein Vater Georges (Jean-Charles Clichet) weiter als Versicherungsmakler arbeitet. Nach außen hin sehen die Ferals wie eine der vielen Familien der Ortschaft aus, doch genau das wollen sie auch, denn mit Philemon stimmt etwas nicht. Seit seiner Geburt reagiert er empfindlich auf Tageslicht und hat ein schier unstillbares Verlangen nach Blut, was ihm Laurence bei ihrem Job immer besorgt. Auf keinen Fall wollen sie auffallen oder als seltsam gelten, macht ihnen Georges immer wieder deutlich. Doch als Philemon an seiner neuen Schule auf Camilla (Céleste Brunnquell) trifft, beginnt er sein Versprechen an seine Eltern zu brechen. Zwar machen sich ihre Freunde über den Außenseiter lustig, doch das hält Camilla nicht davon ab, sich mit Philemon zu treffen. Die Beziehung der beiden löst etwas in dem jungen Mann aus, der auf einmal beginnt, die animalische Seite seines Wesens zu entdecken.

Die Dunkelheit unter der Oberfläche

Schaut man sich das Line-up der diesjährigen Filmfestspiele in Venedig an, könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Vampirfilm eine Art Renaissance feiert mit Filmen wie Ariane Louis-Seizes Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person oder eben Céline Rouzets Regiedebüt For Night Will Come. Dabei geht es der französischen Drehbuchautorin und Regisseurin weniger um die Konventionen bekannter Geschichten um Blutsauger, sondern vielmehr um die Angst aufzufallen in unserer heutigen, auf Konformismus ausgelegten Welt. Gerade in einer Vorstadtsiedlung, wie sie der Film zeigt, zeigt sich ein anderes Bild zu den Großstädten, denn hier herrschen konservative Werte, BBQs am Wochenende und saubere Einfahrten.

Die Vorstadt ist natürlich kein neues Gebiet für den Horrorfilm, und schon gar nicht für Vampire. Schon in den 1980ern machten die Blutsauger in Streifen wie Joel Schumachers Lost Boys oder Tom Hollands Die rabenschwarze Nacht die US-amerikanischen Vorstädte unsicher. Gewisse Anspielungen an diese Werke mag mancher schon in For Night Will Come sehen, doch im Gegensatz zu diesen steht der Horror (im konventionellen Sinne) weniger im Vordergrund. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess, in dem man als Zuschauer eingeführt wird, wie wenig „normal“ die Ferals eigentlich sind. Das Dunkle findet wohlgemerkt hinter den Vorhängen und Wänden des Hauses statt und wird getarnt durch einen Auftritt beim Willkommensgrillen, bei dem alle Familienmitglieder eine Handvoll Phrasen auswendig lernen müssen, um als langweilig zu gelten. Mit genauen Bildern und durch ihre Figuren zeigt Rouzets das Dunkle hinter der Fassade jeder Familie (nicht nur der Ferals), was die Frage zulässt, ob der Fingerzeig auf den Andersartigen dem geschuldet ist, dass man das Andere an sich (was auch immer dies sein mag) erkannt hat.

„Versucht normal zu sein.“

Natürlich ist bei einer Geschichte um einen jungen Erwachsenen die „Coming-of-Age“-Story nicht weit weg. Mathias Legoût-Hammond spielt einen stillen Rebellen, der durch die erste Liebe gegen die Vorgaben des „Normal-Seins“ seiner Eltern aufbegehrt. Im Gegensatz zu den Ideen, die man mit einer Rolle wie der seinen haben könnte, ist sein „Vampir“ kein übermächtiger Held, sondern einer, der nicht auffallen will und einfach nur seinen eigenen Weg gehen möchte. Unter den übrigen Darstellern ist vor allem Elodie Bouchez zu nennen, deren Figur ebenfalls eine Dunkelheit in sich trägt, welche die Schauspielerin clever durch subtile Hinweise – eine Geste oder einen Gesichtsausdruck – andeutet. Besonders die Szenen, in denen sie die Diebstähle in der Blutbank arrangiert und zu kaschieren versucht, sind Momente, die For Night Will Come auszeichnen.

Credits

OT: „En Attendant La Nuit“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2023
Regie: Céline Rouzet
Drehbuch: Céline Rouzet, William Martin
Musik: Jean-Benoît Dunckel
Kamera: Maxence Lemonnier
Besetzung: Mathias Legoût-Hammond, Elodie Bouchez, Jean-Charles Clichet, Céleste Brunnquell, Laly Mercier

Bilder

Filmfeste

Venedig 2023

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

For Night Will Come
fazit
„For Night Will Come“ vermischt Familiendrama, Coming-of-Age-Geschichte und Vampirfilm. Céline Rouzet erzählt vom Drang, anders zu sein und der Kollision mit dem Wunsch der älteren Generation, nicht aufzufallen. Es ist eine stille Rebellion, die im Finale dann doch sehr laut und blutig wird.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10