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Spurwechsel

„Spurwechsel“ // Deutschland-Start: 7. November 2002 (Kino) // 7. August 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

Es ist reiner Zufall, der den jungen Anwalt Gavin Banek (Ben Affleck) und den Versicherungsangestellten Doyle Gipson (Samuel L. Jackson) zusammenführt. Ein sehr unglücklicher Zufall: Eigentlich waren die zwei aus sehr unterschiedlichen Gründen gerade auf dem Weg ins Gericht, als ihre Autos kollidieren. Gavin macht sich kurz darauf aus dem Staub, da er nicht noch mehr Zeit verlieren will und lässt den verdutzten Doyle mit seinem nicht länger fahrtüchtigen Auto zurück. Dabei übersieht er, dass er eine wichtige Akte am Unfallort verloren hat, die er dringend für seinen aktuellen Fall braucht. Als Doyle dies mitbekommt, hat er nicht vor, diese Akte zurückzugeben, zu groß ist sein Ärger, zumal er durch die Geschichte die Verhandlung um das Sorgerecht seiner Kinder verpasst hat. Und so hat keiner der beiden vor klein beizugeben …

Starker Kontrast

Größer könnten die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten nicht sein. Auf der einen Seite haben wir den jungen Weißen, glücklich verheiratet, der beruflich als Anwalt nur das Leben auf der Überholspur kennt. Ihm gegenüber steht ein älterer Schwarzer, der sich nur mühsam vom Alkohol fernhält und der verzweifelt darum kämpft, nicht auch noch seine Kinder zu verlieren. Und auch im Hinblick auf die Moral macht Spurwechsel kein Geheimnis daraus, dass die beiden ganz anders ticken. Denn während Doyle zumindest versucht, immer das Richtige zu machen, ist Gavin das völlig egal. Offen ist lediglich, ob es ein tatsächliches Desinteresse ist oder der Mann einfach nur kein Bewusstsein dafür hat, was er da tut. Der Film deutet in beide Richtungen, will sich dabei nicht wirklich festlegen.

Das wird im weiteren Verlauf zu einem Problem. Wenn Gavin im weiteren Verlauf doch kleine Gewissenbisse bekommt, ist das nicht nur etwas feige, weil es dem gleichermaßen bewährten wie langweiligen Pfad der Läuterung folgt. Es ist zudem wenig glaubwürdig. Grundsätzlich ist es natürlich schon zu begrüßen, wenn ein Film versucht, einer Figur mehr Nuancen und Ambivalenz zu verleihen, anstatt sich auf eine einseitige Schwarzweiß-Zeichnung zurückzuziehen. Spurwechsel schafft es aber nicht, diese Risse in der Fassade nachvollziehbar einzubauen. Dass der Anwalt auf einmal entdeckt, dass das alles irgendwie doch nicht so toll ist, wie er das glauben wollte, kommt zu plötzlich. Gleiches gilt für die Wechsel von Skrupel und Skrupellosigkeit, die zu willkürlich sind.

Schlimmes Ende

Dass auch Doyle eine kleinere Entwicklung durchmacht, war wohl dem Wunsch geschuldet, die zwei irgendwo in der Mitte treffen zu lassen. Aus der Geschichte heraus ergibt sich das nicht wirklich: Man wollte das Fazit, aber nicht viel dafür tun. Wenn das Fazit wenigstens irgendwie interessant ausgefallen wäre. Aber es ist gerade das Ende, das sich als sehr unbefriedigend herausstellt. Offensichtlich verließ Chap Taylor, der die Idee für den Film hatte und gemeinsam mit Michael Tolkin das Drehbuch verfasst hat, da der Mut. Wie bei Spurwechsel alles zurechtgebogen wird, nur damit am Ende wieder alles heil ist, darf einen schon sprachlos zurücklassen. Die Absicht hinter der Aussöhnung war sicher gut und ist in Zeiten ständiger Konfrontationen und Gräben prinzipiell willkommen. Man sollte aber auch bereit sein, etwas dafür zu tun.

Wobei schon vorher ein paar Enttäuschungen warten. Zu diesen gehört auch, dass der Film immer mal wieder ins Groteske geht, dies dann aber nicht konsequent durchziehen will. Eigentlich bringt das Szenario mit, dass die beiden Männer in ihrer Verzweiflung und ihrer Wut sich immer weiter hineinsteigern. Die Eskalation findet hier aber nur so punktuell statt, dass es für eine Irritation reicht. Entweder befasst man sich tatsächlich mit den moralischen Fragen, die sich aus der Situation ergeben, oder man betreibt eine genüssliche Übertreibung. Spurwechsel macht beides und nichts, weswegen das seltsam zwischen Drama und Thriller herumirrende Werk nie wirklich seine Spur findet und aus der Ausgangsposition viel zu wenig macht.

Credits

OT: „Changing Lanes“
Land: USA
Jahr: 2002
Regie: Roger Michell
Drehbuch: Chap Taylor, Michael Tolkin
Musik: David Arnold
Kamera: Salvatore Totino
Besetzung: Ben Affleck, Samuel L. Jackson, Kim Staunton, Toni Collette, Sydney Pollack, Amanda Peet

Bilder

Trailer

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Spurwechsel
fazit
Zwei Männer geraten bei einem Autounfall aneinander, der für beide gravierende Folgen hat. „Spurwechsel“ hätte ein spannender Film über moralische Fragen werden können oder ein unterhaltsamer Thriller, der sich der Eskalation hingibt. Stattdessen versucht man hier beides, auch bei den Figuren wird wenig konsequent gearbeitet. Und dann wäre da noch das Ende, das eine regelrechte Frechheit ist.
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