Le théorème de Marguerite Marguerites Theorem
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Marguerite’s Theorem

Le théorème de Marguerite Marguerites Theorem
„Marguerite’s Theorem“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Marguerite Hoffmann (Ella Rumpf) befindet sich im letzten Jahr ihres Doktoratsstudiums der Mathematik an der Ecole Normale Supérieure, kurz ENS, einer Top-Universität in Frankreich. Sie will eine Forschungsprofessorin werden und arbeitet an einem ungelösten mathematischen Problem, das mit dem berühmten „Goldbach’s conjecture“ verknüpft ist. Dann bricht der Tag der Präsentation an. Die Tafel ist vollgeschrieben. Die ersten Fragen aus dem Publikum kann Marguerite noch beantworten, doch dann macht der neue Protegé (Julien Frison) von Professor Werner (Jean-Pierre Darroussin) Marguerite auf einen Fehler aufmerksam. War die ganze Arbeit umsonst? Marguerite verlässt den Vorlesungssaal und kehrt bald daraufhin der Universität den Rücken …

Rattleback

Marguerite gibt zu Beginn dieses französischen Dramas ein Interview, durch das wir sie ein wenig kennen lernen. Sie forscht an einem mathematischen Problem und hat sonst nur wenig Hobbies. Auf der einen Seite sind solche Anfänge eine dankbare Möglichkeit, relevante Informationen schnell mitzuteilen, auf der anderen Seite ist es visuell meist spannender, wenn die Behauptungen des Films, zum Beispiel ihre Liebe zur Mathematik, auch direkt mit Bildern untermalt werden.

Die bald folgende Szene, in der wir ihren Mentor in einer Vorlesung erleben, wirkte etwas zu betont auf Marguerites Geschichte gemünzt, sodass die Intention des Drehbuchs für einen Augenblick durchschimmern konnte. Zudem wirkte Prof. Werner im Laufe des Dramas eher schwach konturiert. Zwar hat er hier und da Szenen, welcher der Figur etwas Tiefe verleihen, insgesamt plätschert der Konflikt aber dahin.

In der Mensa kommt es zum Dialog zwischen Marguerite und dem neuen Schützling von Prof. Werner, der ebenfalls am Szemerédi-Theorem wie Marguerite arbeitet. Ein interessantes Element, das Erwähnung findet, ist das Rattleback oder auch das keltische Wackelholz. Es dreht sich nur in einer Richtung weiter. Dreht man es in entgegen gesetzter Richtung, wackelt es zurück. Ist Marguerite wie das Rattelback und wird sich zurückdrehen, nachdem sie im späteren Verlauf der Mathematik den Rücken kehrt?

Rechenfehler und Neuanfang

Teilweise war es schwer nachzuvollziehen, was da genau auf der Tafel passiert. Hier werden Buchstaben und Formeln aufgeschrieben, Mathe-Vokabeln fallen und – das war’s. Zumindest am Anfang. Später werden die Rechnungen und Formeln selbst zu Mosaikstücken einer Visualisierung, die vornehmlich den Umfang der Arbeit betrifft. Das funktioniert dann auch ganz gut, wobei die große Magie des Moments nicht so ganz zu zünden scheint. Wenn es zum entscheidenden Moment in der Präsentation kommt und Marguerite darauf aufmerksam gemacht wird, dass sie einen Fehler in ihrer Beweisführung hat, liegt Spannung in der Szene.

Anschließend geht der Film der Frage nach, inwieweit Mathematik und Emotionen zusammengehören oder nicht. Es ist nachvollziehbar, dass Marguerite nach einem Fehler, der viele Jahre Arbeit zunichte gemacht zu haben scheint, das Formelfachbuch in die Schublade packen will, trotzdem springt der Funke nicht ganz über. An dieser Stelle wirft die Figur etwas zu schnell das Handtuch. Das stellt die Frage, wie wichtig ihr die Mathematik überhaupt ist. Und wie wichtig sollte sie dann dem Publikum noch sein?

Lob an den Sound

An diesem Punkt nimmt der Film etwas Fahrt. Es kommt zum Bruch zwischen ihr und dem Professor, der nun weiter mit Lucas arbeiten will. Als sie die Universität verlässt, setzt eine Musik ein, die man in einem Thriller von Dan Brown hätte erwarten können. Das bringt eine interessante Spannung mit sich. Wobei man vielleicht darüber diskutieren könnte, ob dieses Soundstück nicht etwas zu lange andauert, wodurch die Wirkung zum Ende hin nachlässt. Diesen Einsatz der Musik erleben wir im weiteren Verlauf noch öfter.

Freundschaft und Mahjong

Potenziell zieht man in dem Drama weniger Spannung daraus, dass man hofft, dass Marguerite nochmal ein mathematisches Problem löst, als vielmehr aus der Frage, wie es für sie weitergeht. Das liegt daran, dass Elle Rumpf die Figur interessant rüberbringt.

Beim Versuch einen Job zu finden, lernt Marguerite eine neue Freundin (Sonia Bonny) kennen und wir ihre Mitbewohnerin. Die Figur wird zu einer Mentorin, die Marguerite dazu ermutigt, mehr aus sich herauszukommen. Auch sie hat eine Geschichte, einen Traum, den sie verfolgt – das Tanzen. Allerdings bekommen wir das eher am Rande mit. Hier hätte es Potenzial gegeben, die Freundschaft stärker auszuformulieren.

Die Grundidee ist spannend: Ein Mathegenie steigt zum Star in der Untergrund-Mahjong-Szene auf. Leider zeigt man hier keine interessante Nebenrechnung der Story-Gleichung. Wenn man mit den Regeln des Spiels nicht vertraut ist, fällt es schwer nachzuvollziehen, warum es genial sein soll, was Marguerite da schafft, wenn sie bei Mahjong brilliert.

Credits

OT: „Le théorème de Marguerite“
Land: Frankreich, Schweiz
Regie: Anna Novion
Drehbuch: Agnès Feuvre, Marie-Stéphane Imbert, Anna Novion, Philippe Paumier, Mathieu Robin, Sara Wikler
Musik: Hudo Deguillard
Kamera: Jacques Girault
Besetzung: Ella Rumpf, Jean-Pierre Darroussin, Clotilde Courau, Julien Frison, Sonia Bonny

Bilder

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Marguerite’s Theorem
fazit
„Marguerite’s Theorem“ ist ein französisches Drama, in dem Ella Rumpf eine geniale Mathematikerin verkörpert. Der Film ist da interessant, wo sie ihre neue Mitbewohnerin trifft, anfängt neben der Mathematik zu leben und neue Erfahrungen sammelt. Insgesamt wird manches Potenzial der Story nicht genutzt. Der ganz große Zauber der Mathematik kann sich dadurch nicht ganz entfalten. Das führt dazu, dass das Echo des Dramas nicht weit durch die Universitätskorridore hallt.
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