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How to Have Sex

How to Have Sex
„How to Have Sex“ // Deutschland-Start: 7. Dezember 2023 (Kino) // 15. Februar 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Tara (Mia McKenna-Bruce) begibt sich mit ihren beiden besten Freundinnen in den Urlaub, um von dem schulischen Alltag eine Auszeit zu nehmen. Die kommenden Tage verbringen die britischen Teenagerinnen damit, den maximalen Spaß aus dem Leben herauszuholen. Inmitten jeder Menge Alkohol, jungen Männern, vielen Partys und den damit verbundenen Ausnüchterungsstunden folgt eine durch und durch abenteuerliche Zeit. Wäre da nicht der Umstand, dass Tara immer noch Jungfrau ist. Dies erschwert nicht nur den Kontakt mit dem anderen Geschlecht, sondern verlangt ihr auch viel mentale Lebensenergie ab. Als es eines Tages zu ihrem ersten Mal kommt, verläuft dies jedoch ganz anders, als sie es erwartet hätte.

Der diesjährige Cannes-Favorit?

Es hinterlässt schon eine Gänsehaut, wenn nach einem Film Massenbeifall auf den Filmfestspielen in Cannes einsetzt und dieser minutenlang anhält. Schnell fühlt man sich an die Cannes-Filmperle Aftersun aus dem vorherigen Jahr zurückerinnert, was nicht zuletzt auch an den kleineren Gemeinsamkeiten beider Filme liegen mag. Beide erzählen eine Coming-of-Age Geschichte, weisen ein minimales Budget auf, erzielen damit aber eine große Wirkung. Handelt es sich bei How to Have Sex also um den potentiellen Nachfolger des großen Aftersun? Bis kein weiterer Film auftaucht, der diesen Thron für sich beansprucht, kann man diese Frage nur bejahen, da diese Coming-of-Age-Produktion wohl der gleichermaßen reifste und intelligenteste Film seit Langem ist.

Über Sex, aber auch so viel mehr

Fast schon trivial klingt der Titel How to Have Sex, was heutzutage wohl selbst die Kinder im jüngsten Alter bereits wissen – dem Internet sei Dank. Die Annahme, dass sich der Film ausschließlich dem großen Thema der Sexualität widmet, sollte jedoch direkt begraben werden, denn hier geht es um sehr viel mehr. Mentale Verarbeitung und Vorbereitung, generelle Bedeutungsbeimessung sowie Einvernehmlichkeit sind hierbei nur vier Beispiele, die man auflisten könnte. Es muss aber unbedingt dazugesagt werden, dass der Film sich die sexuelle Aufklärung nicht auf die Stirn schreibt. Vielmehr handelt es sich um eine Geschichte, bei der diese Themen fließend ineinander übergehen und in ein liebevolles filmisches Gewand gehüllt werden. Das Resultat ist eine dominierende filmmagische Narrative, in der trotzdem jede Menge Aufklärung drin steckt.

Perfekte Subtilität

How to Have Sex lässt das Kino hoch aufleben, einerseits mit dröhnenden und lauten Partyszenen, im nächsten Moment aber auch den ruhigen und leisen Ausnüchterungszeiten, die fast schon einen meditativen Touch aufweisen. Hin und da entstehen so immer wieder Momente, in denen die Bilder der Mädchen nachdenklich wirken und Man(n) sich fragt, was in den jungen Köpfen wohl vorgehen mag. Der große Pluspunkt, den man dem Film zugutehalten muss, ist der, dass dies zu keinem Zeitpunkt breitgetreten wird, im Gegenteil. Das geht im Laufe der Geschichte sogar so weit, dass das Thema der Sexualität so stark verwässert, dass man ab einem gewissen Punkt schon gar nicht mehr daran denkt. Vielmehr rückt das Leben an sich in den Mittelpunkt, da die sexuellen Spannungen und Annäherungen immer leisere und subtilere Töne annehmen. Die größte Stärke liegt dabei aber definitiv beim Ende …

Zuletzt ein großer Paukenschlag

… da dieses mit einem großen Paukenschlag einhergeht. Durch die Subtilität, die sich im Laufe der Story  immer weiter intensivierte, vergisst man nämlich das Motto, das im Kern des Films schlummert: Finde bei dieser Geschichte den Fehler! Um was es hierbei genau geht, sei nicht verraten, denn anderweitig würde dieser große Moment am Ende seine komplette Wirkung verlieren. Aufgrund seiner Ehrlichkeit und einem fast schon bittersüßen Touch stellt sich How to Have Sex damit als grandioser Festivalfilm heraus und man hofft sehnlichst auf einen ebenso grandiosen Kino-Erfolg.

Credits

OT: „How to Have Sex“
Land: UK, Griechenland
Jahr: 2023
Regie: Molly Manning Walker
Drehbuch: Molly Manning Walker
Musik: James Jacob
Kamera: Nicolas Canniccioni
Besetzung: Mia McKenna-Bruce, Samuel Bottomley, Lara Peake, Daisy Jelley, Shaun Thomas

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Molly Manning Walker zu unterhalten. Im Interview zu How to Have Sex sprechen wir über die Dreharbeiten und notwendige Aufklärung.

Molly Manning Walker [Interview]

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How to Have Sex
Fazit
"How to Have Sex" ist ein grandioses Portrait über Sexualität, Zwischenmenschlichkeit und individuellen Reifungsprozessen. Mit dröhnenden, aber auch ruhigen Momenten findet der Film eine einzigartige Balance und ist das erste Highlight von den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes.
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