And the King Said What a Fantastic Machine
© Louis Daguerre / Belle Delphine / Plattform Produktion / Scott Jayro / Alexander Tikhomirov

And the King Said, What a Fantastic Machine

„And the King Said, What a Fantastic Machine“ // Deutschland-Start: 22. Februar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der 19. August 1839 gilt als die Geburtsstunde der Fotografie. Rund 50 Jahre später ging es mit dem Filmmedium weiter. Wenig verwunderlich, hält die Faszination für (Bewegt-)Bilder dabei bis heute an. Die schwedischen Dokumentarfilmer Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck rollen in ihrem neusten Werk And the King Said, What a Fantastic Machine nun eben jene Geschichte aus und widmen sich der Nachzeichnung, wie diese zwei Entwicklungen die Welt zu der gemacht haben, wie wir sie heute vorfinden.

Faszinierender Kunstgeschichte-Unterricht

Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck haben sich einer echten Herausforderung angenommen, als sie beschlossen, einen Film über die Geschichte der Kamera zu machen. An Bildmaterial und dem Festhalten historischer Kontexte mangelt es schließlich beileibe nicht und nur ein Mammutprojekt könnte dem Ganzen wohl gerecht werden. Ihre Dokumentation mit gerade einmal 90 Minuten kratzt dementsprechend nur an der Oberfläche, zeigt jedoch in der kurzen Zeit gelungen auf, wie viel sich in mehr als 180 Jahren Menschheitsgeschichte geändert hat. Lobenswert ist besonders, dass sich die Dokumentation in der Gesamtheit mehr auf die aktuelle Zeit als auf die Vergangenheit fokussiert, denn damit wird präzise der mediale Ist-Zustand der Gegenwart festgehalten, inklusiver der Schattenseiten.

Heute und damals

Wenn der Film uns vor Augen führt, wie das Fernsehprogramm vor 60 Jahren aussah, hat dies schon etwas Befremdliches. Trash-TV, Naturprogramme auf BBC, skurrile Werbung, über die man heutzutage wohl nur noch den Kopf schütteln würde, abstruse Comedy-Programme und Kriegsberichterstattung am laufendem Band, ergänzen sich in einer Weise, die retrospektiv wohl jedem zu Denken gibt. Besonders zynisch wird es darüber hinaus an einer Stelle, bei der gefragt wird: Ist das Fernsehen eine Bereicherung, die die Menschheit näher zusammenbringen wird? Die Antwort damals war eindeutig: Absolut und zweifellos – ja! Die Macher sind sich hierbei nicht sicher und das lassen sie das Publikum auch deutlich spüren, wenn der Bogen zur Gegenwart gespannt wird. Das Gute dabei: Sie erwecken zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als würden sie diese Missstände instrumentalisieren und ausschließlich mit erhobenen Finger herumstolzieren. Ihr Film ist vielmehr subtil angelegt und überlässt es dem Zuschauer, ein kritisches Auge auf die Medien und den teilweise übertriebenen Bilderkonsum zu entwickeln.

Problematische Gegenwart

Ab diesem Punkt kümmert sich die Dokumentation nicht mehr um die Vergangenheit, sondern will dem Zuschauer vordergründig die medialen Probleme vor Augen führen. Realitätskonstruktion durch die Medien, ein kritischer Blick auf Instagram, als auch die generelle Entwicklung in Richtung Bilderkonsum, sind dabei nur drei Themen, die gekonnt aufgegriffen werden und immer wieder eine große Frage im Raum stehen lassen: Ist jene mediale und durch und durch aufmerksamkeitsgetriebene Entwicklung, die wir besonders seit dem Internet vorfinden, wirklich so gut? Die anschließenden Bilder der Inszenierung aus Werbung, wie auch das moderne Influencing, hinterlassen schon Zweifel. YouTube und das Streaming bekommen dabei genauso viel Kritik ab, wie das Fernsehen und auch ganz generell wird kein Medium verschont.

Die großen Fragen unserer Zeit

Dass am Ende die Fotos auf der Golden Disc (Datenplatten mit Bild- und Audio-Informationen, an Bord der beiden 1977 gestarteten interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2) gezeigt werden, stellt sich als Geniestreich heraus, schließlich resultieren weitere große Fragen. Was sieht das grundsätzliche Verhältnis zwischen Mensch und Bildern aus? Welche Fotos würden wohl heutzutage ausgewählt werden, um die Menschheit in all ihrer Fülle und Komplexität zu repräsentieren? Wohl aber die wichtigste Frage beim Vergleich von dem Set der alten Voyager-Bilder mit hypothetischen neuen: Hat sich die Welt wirklich gebessert und fanden die Menschen durch Bilder näher zueinander? Über mögliche Antworten lässt sich nur diskutieren, wodurch sich And the King Said, What a Fantastic Machine als sehr gelungener konsumkritischer Film herausstellt.

Credits

OT: „And the King Said, What a Fantastic Machine“
Land: Schweden
Jahr: 2023
Regie: Axel Danielson, Maximilien Van Aertryck
Drehbuch: Axel Danielson, Maximilien Van Aertryck
Musik: Li Stanley

Bilder

Trailer

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And the King Said, What a Fantastic Machine
Fazit
Die Dokumentarfilmer Axel Danielson, Maximilien Van Aertryck wissen ganz genau, wie man die Geschichte der Kamera ausrollt und stellen dabei sehr gelungene Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. Das Resultat ist ein vortreffliches Portrait über den gesellschaftlichen medialen Wandel.
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