Shanghai
© Senator Film

Shanghai

Shanghai
„Shanghai“ // Deutschland-Start: 15. September 2011 (Kino) // 24. Februar 2012 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Im Dezember 1941 deutet alles auf eine Eskalation des Krieges hin, doch bis jetzt halten sich die USA noch aus jeglichen Kampfhandlungen heraus. Währenddessen haben die japanischen Streitkräfte bereits weite Gebiete Südasiens für sich beansprucht, darunter auch Teile Chinas, mit nur wenigen Ausnahmen wie der Stadt Shanghai, die in vier verschiedene Zonen aufgeteilt ist. Nach vielen Jahren als Spion in Berlin wird der US-amerikanische Spion Paul Soames (John Cusack) nach dort abkommandiert und freut sich unter anderem auf ein Wiedersehen mit einem alten Kollegen. Kurz nach seiner Ankunft bekommt Soames einen Eindruck von der umkämpften Lage, besonders den Gefechten des Widerstands gegen die Japaner, doch zu allem Übel muss er herausfinden, dass sein Kollege ermordet wurde. Als Reporter getarnt schleust er sich in die High Society der Stadt ein um den Mord aufzuklären, wobei er Bekanntschaft mit dem Gangster-Boss Anthony Lan-Ting (Chow Yun-Fat) und seiner Frau Anna (Gong Li) macht. Dieser unterhält Verbindungen mit dem japanischen Geheimdienstchef Tanaka (Ken Watanabe), der seinerseits ein Auge zudrückt bei den illegalen Geschäften Lan-Tings. Bei seinen Nachforschungen erkennt Soames, dass sein Freund einem Gerücht auf den Grund gehen wollte, das entscheidend für den Verlauf des Krieges sein könnte, weshalb er mit seinem Leben bezahlen musste.

Da Lan-Ting eine Schlüsselfigur ist, freundet sich Soames mit dem Gangster an, um an mehr Informationen zu gelangen. Durch Zufall findet er heraus, dass Anna enge Verbindungen mit dem Widerstand unterhält und vielleicht mit dem Tod seines Freundes etwas zu tun haben könnte. Je näher er der Wahrheit um den Mord kommt, desto deutlicher wird das Geflecht aus Lügen und Verbrechen, genauso wie die Tatsache, dass er auf sich allein gestellt ist, wollen seine Auftraggeber doch auf keinen Fall eine Provokation mit den Japanern riskieren.

Ausflug in den Film Noir

Nachdem ihm mit Evil (2003) ein Achtungserfolg gelungen war, ließen die Angebote aus Hollywood für den schwedischen Regisseur Mikael Håfström nicht lange auf sich warten. Neben Ausflügen ins Horror- und Thrillergenre mit Projekten wie Zimmer 1408 und Entgleist inszenierte er mit Shanghai ein Projekt, welches in vielerlei Hinsicht sich dem Film Noir annähert und Vergleiche mit Carol Reeds Der dritte Mann zulässt. Trotz des hochkarätigen Ensembles und der beachtlichen Ausstattung enttäuschte Shanghai bei Kritik und Publikum gleichermaßen, was vielleicht sicherlich auch daran liegt, dass zum einen das Projekt von der erzählerischen Anlage her sehr altmodisch geraten ist und zum anderen der Geschichte die Klasse fehlt, um an die bereits beschrieben Vorbilder heranzukommen.

Dabei ist das Fundament von Shanghai durchaus solide und beinhaltet all jene Elemente, die bereits  Reeds Film auszeichneten. Vor allem muss man den zeitgeschichtlichen Kontext erwähnen, in dem Håfströms Werk spielt und welches durch seine Ausstattung, die Kostüme und die Kulissen evoziert wird. Shanghai ist eine Metropole, in der sich Westen und Osten treffen, doch sich gleichermaßen vorsichtig belauern, zum einen aus Angst, einen Konflikt zu provozieren, und zum anderen auf der Suche nach einer Schwachstelle im Panzer des Feindes. Es ist ein düsterer Film, voller Figuren, die ein Geheimnis zu behüten haben, während die Offiziellen, wie Soames Vorgesetzter  (gespielt von David Morse) zum Nichtstun verdammt sind. Wie schon beschrieben, die Voraussetzungen sind da, aber leider bleibt Shanghai einfach zu glatt und zu poliert, so als würde man durch ein Museum gehen, was sich leider auch negativ auf die Spannungsdramaturgie auswirkt.

Viel Oberfläche, wenig Tiefgang

An dem Scheitern des Vorhabens trägt das Ensemble indes keine oder nur wenig Schuld. John Cusack ist als Jack Soames ein solider Protagonist, auch wenn ihm bisweilen die Tiefe sowie der Charme fehlt, eine Figur wie diese mit mehr Leben zu füllen. Ihm gegenüber sind Schauspieler wie Gong Li, Chow Yun-Fat oder Ken Watanabe schon interessanter, auch wenn vor allem den letzten beiden zu wenig Raum gegeben wird, um ihre Charaktere etwas mehr zu entfalten. Für Figuren, die von der Prämisse her sehr viel Tiefe haben sollen, sind diese leider sehr oberflächlich geraten und das, was sie vertuschen wollen, hat man als mitdenkender Zuschauer schon lange vor dem Spion Soames herausgefunden. Hossein Aminis Drehbuch ist einer der größten Schwachpunkte des Films, der seine Themen und Figuren zwar kennt, ihnen aber bedauerlicherweise wenig abzugewinnen weiß, wenn man einmal von ein paar eleganten Bildern absieht.

Credits

OT: „Shanghai“
Land: USA
Jahr: 2010
Regie: Mikael Håfström
Drehbuch: Hossein Amini
Musik: Klaus Badelt
Kamera: BenoÎt Delhomme
Besetzung: John Cusack, Gong Li, Chow Yun-Fat, Ken Watanabe, David Morse, Franka Potente, Jeffrey Dean Morgan, Hugh Bonneville, Christopher Buchholz

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Shanghai
fazit
„Shanghai“ ist ein Thriller, der sich als später Film Noir versteht, dem es aber visuell wie auch erzählerisch an Klasse und Tiefgang mangelt. Mikael Håfströms Film will viel, erreicht aber nur sehr wenig, ist nur mäßig spannend und schafft es nicht, dem eigentlich interessanten Schauplatz seiner Geschichte etwas abzugewinnen.
Leserwertung0 Bewertungen
0
4
von 10