Ennio Morricone – Der Maestro
© Plaion Pictures

Ennio Morricone – Der Maestro

Ennio Morricone – Der Maestro
„Ennio Morricone – Der Maestro“ // Deutschland-Start: 22. Dezember 2022 (Kino) // 27. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Darauf angesprochen, was für ihn das größte Vergnügen sei, antwortete Regisseur Michael Haneke in einem Interview einmal, dass dies für ihn eindeutig die Musik sei. Die Harmonien und die Klänge könnten einen Zuhörer tatsächlich in eine andere Welt entführen, vielleicht noch viel eher, als es der Film vermag oder gar die Literatur. In diesen Momenten erhält man, wenn man der romantischen Idee von Kunst folgt, einen Einblick in den Griff ins Metaphysische, den der Komponist oder der Musiker gewagt hat, um ein bestimmtes Stück anzufertigen. Spannend wird es, wenn man Film und Musik miteinander kreuzt, sie nicht als separate Aspekte betrachtet, wie es noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts der Fall war, sondern tatsächlich eine Symbiose versucht.

Im Kontext der Filmmusik gibt es daher nur wenige Namen, die Filmfans wie auch Musikliebhaber deswegen schon seit längerer Zeit begleiten und es geschafft haben, sich außerhalb des Komponierens für den Film einen Namen zu machen. Ohne Zweifel zählt der Italiener Ennio Morricone zu dieser Art von Komponist, alleine wegen seiner unzähligen Arbeiten im Bereich Filmmusik, die es geschafft haben, als eigenständige Kreationen sich von dem Werk, mit dem sie eigentlich verbunden sind, zu emanzipieren. Alleine seine Kompositionen für den Western, allen voran natürlich die Kollaborationen mit Regisseur Sergio Leone, sind bis heute selbst Menschen bekannt, welche die Filme nicht kennen oder mit dem Genre wenig anzufangen wissen.

So monumental, wie manche der Kompositionen Morricones klingen, war auch die Aufgabe, die sich Giuseppe Tornatore, für dessen Filme Cinema Paradiso und Die Legende vom Ozeanpianisten Morricone die Filmmusik schrieb, stellte, als er mit der Arbeit zu einer Dokumentation über das Leben des Komponisten begann. Zum einen zeigen die rund 150 Minuten von Ennio Morricone – Der Maestro dessen Leben, seine Ausbildung, seine Beziehung zum Vater sowie seine ersten Arbeiten für RAI und später RCA, dann aber konzentriert sich die Dokumentation auf die Entwicklung eines Menschen, der eine Kunst, die er zunächst selbst als „niedrig“ einstufte, begann, anders zu betrachten und schließlich neu zu definieren. Neben zahlreichen Ausschnitten der Filme, an denen Morricone arbeitete, sowie Aufnahmen von Konzerten des Maestros, sind es die zahlreichen Wegbegleiter, Verwandten, Regisseure und andere Komponisten, welche nicht nur einen Blick auf das Leben Morricones werfen, sondern deutlich machen, welche Bedeutung dieser für den Film und die Filmmusik hat.

Die Reinheit des Komponisten

Trotz der beachtlichen Länge für eine Dokumentation wird man als Zuschauer die verstrichene Zeit wohl kaum bemerken, geht Tornatores Film doch mit einem ziemlichen Tempo durch die Lebensstationen des Italieners. Abgesehen von dem für eine solche Dokumentation vielen Lob für Morricone, was sich besonders durch die Gespräche mit Persönlichkeiten wie Clint Eastwood, Bernardo Bertolucci oder Hans Zimmer zieht, sind es gerade die Unterhaltungen mit Verwandten oder Freunden Morricones, die einen Einblick in dessen Arbeiten geben, wie er von einer Idee zu einer Komposition kommt. Zudem hat man immer mehr das Bild eines unermüdlichen Arbeiters, der nicht anders kann, als immer weiterzumachen, was sich an der schieren Anzahl der Filmmusiken belegen lässt wie auch an den Aussagen Morricones an sich, der mehrmals in seinem Leben ankündigte, er wolle nicht mehr für den Film arbeiten, dann aber durch einen weiteren Auftrag wieder zu diesem zurückfand.

Wirklich interessant ist dabei, dass Tornatores Dokumentation über die Biografie Morricones es schafft, darzulegen, wie sich die Wahrnehmung der Musikwelt zur Filmmusik generell, vor allem durch Morricone, geändert hat, und mittlerweile als die Kunstform wahrgenommen wird, die sie schon immer war. Darüber hinaus wird der Betrachter nach der Dokumentation sich wohl dabei ertappen, wieder Lust auf die bekannten Western, Thriller oder Dramen bekommen zu haben, oder neue für sich entdeckt zu haben, denn gerade innerhalb der frühen Arbeiten Morricones gibt es hier noch einiges zu entdecken.

Credits

OT: „Ennio, il maestro“
Land: Italien
Jahr: 2021
Regie: Giuseppe Tornatore
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
Kamera: Giancarlo Leggeri, Fabio Zamarion

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Ennio Morricone – Der Maestro
fazit
„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist eine kurzweilige und sehr interessante Dokumentation über den bekannten Komponisten, dessen Leben, sein Werk und seinen Beitrag zur Filmgeschichte. Giuseppe Tornatores Film ist dann besonders stark, wenn er über die Geschichte Morricones über die veränderte Wahrnehmung zur Filmmusik in der Musikwelt spricht oder wie Morricone überhaupt arbeitet, wenn er ein neues Projekt beginnt.
Leserwertung43 Bewertungen
4.5