Krasnaya palatka Das rote Zelt The Red Tent TV Fernsehen arte DVD Mediathek
© Franco Cristaldi for Vides Cinematografica/Mosfilm

Das rote Zelt

Krasnaya palatka Das rote Zelt The Red Tent TV Fernsehen arte DVD Mediathek
„Das rote Zelt“ // Deutschland-Start: 15. Oktober 1971 (Kino) // 16. Oktober 2014 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der ehemalige General Umberto Nobile (Peter Finch) hat ein langes und bewegtes Leben hinter sich. Doch kein Ereignis hat ihn so geprägt wie der Absturz mit dem Zeppelin „Italia“ im Jahr 1928. Eigentlich hatten er und seine Crew den Nordpol erforschen wollen, fielen dann aber dem Wetter zum Opfer. Zunächst sieht es dabei aus, als hätten einige Glück im Unglück. Mehrere überleben den Absturz und errichten ein rotes Zelt, in dem sie auf Hilfe warten. Tatsächlich kann Nobile gerettet werden. Aber viele andere müssen für die Aktion mit ihrem Leben bezahlen. Seither sind einige Jahrzehnte vergangen, doch noch immer wird er von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht …

Überlebenskampf im ewigen Eis

An Filmen, in denen Geister auftauchen, mangelt es bekanntlich nicht. Vor allem der Horrorbereich ist gut bestückt mit Filmen, in denen Überbleibsel der Verstorbenen anwesend sind. Aber es gibt auch immer mal wieder Beispiele dafür, dass in anderen Genres und auf andere Weise Geister eine Rolle spielen. Im Laufe der Filmgeschichte finden sich so einige recht ungewöhnliche Szenarien. Bei Ein Gespenst auf Freiersfüßen verliebt sich etwa eine junge Witwe in einen toten Kapitän. A Ghost Story wiederum schildert die Welt durch die Augen eines Verstorbenen, der hilflos auf die Lebenden blickt. Und auch Das rote Zelt zeigt auf, dass sich solche Geister nutzen lassen, um ganz andere Geschichten zu erzählen und sich von narrativen Konventionen zu lösen.

Eigentlich steht hier ein sehr reales Erlebnis im Mittelpunkt. Genauer schildert der Film die katastrophale Expedition im Jahr 1928, als Nobile und die anderen mit dem von ihm designten Luftschiff Italia abstürzten. Daran schloss sich einerseits ein Überlebenskampf inmitten des ewigen Eises an, aber auch eine internationale Rettungsaktion. Das bietet sich eigentlich an für ein klassisches Survivaldrama, wie es kürzlich etwa Dreizehn Leben getan hat. Zum Teil ist Das rote Zelt das auch, wenn ein größerer Teil des Films in dem Eis spielt und von den Versuchen der Männer handelt, die irgendwie aus der Sache wieder heil herauskommen wollen. Das ist durchaus spannend. Selbst wer den Ausgang der Expedition bereits kennt, darf an mehreren Stellen mitzittern, wie es wohl weitergeht.

Fantasievolles Schuld-und-Sühne-Drama

Der sowjetische Regisseur Mikhail K. Kalatozov (Wenn die Kraniche ziehen) kombiniert dieses klassische Abenteuer jedoch mit einer Rahmenhandlung, in der Nobile den Geistern der anderen begegnet. Darunter befindet sich auch der berühmte norwegische Forscher Roald Amundsen, der hier von Sean Connery verkörpert wird und bei der Suche nach der verunglückten Italia spurlos verschwand. Diese Begegnung ähnelt dabei einem Tribunal, bei der die Einzelnen diskutieren, wie die Geschichte abgelaufen ist und was hätte anders laufen müssen. Diese Séance ist dabei natürlich nicht real, sondern Ausdruck der Schuldgefühle, die Nobile plagen. Das rote Zelt ist daher gleichermaßen historisches Survival-Abenteuer wie auch Schuld-und-Sühne-Drama über einen Mann, der seine Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann – oder will.

Die Mischung ist natürlich ungewöhnlich. Zu ungewöhnlich vielleicht: Trotz prominenter Besetzung, zu der auch Claudia Cardinale, Hardy Krüger und Mario Adorf gehören, ging der Film seinerzeit eher unter. Heute erinnert sich kaum jemand mehr an diesen, die vor einigen Jahren veröffentlichte DVD ist nur noch antiquarisch zu bekommen. Das ist sehr schade, denn Das rote Zelt ist mehr als nur ein erzählerisches Gimmick. Sowohl die realistischen Survival-Szenen in der atemberaubenden Eislandschaft wie auch die Diskussionen innerhalb der Totenrunde sind bis heute für spannende Momente gut. Tatsächlich hätten die Bestandteile jeder für sich bereits einen guten Film ergeben. Zusammen wird daraus eine packende Aufarbeitung einer Tragödie, die sich einfacher Antworten verweigert.

Credits

OT: „Krasnaya palatka“
IT: „The Red Tent“
Land: Italien, Russland
Jahr: 1969
Regie: Mikhail Kalatozov
Drehbuch: Richard DeLong Adams, Ennio De Concini
Musik: Aleksandr Zatsepin, Ennio Morricone
Kamera: Leonid Kalashnikov
Besetzung: Peter Finch, Sean Connery, Claudia Cardinale, Hardy Krüger, Massimo Girotti, Mario Adorf, Eduard Martsevich

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 1972 Bester englischsprachiger ausländischer Film Nominiert

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Das rote Zelt
fazit
„Das rote Zelt“ ist einerseits klassisches Survivalabenteuer, wenn wie hier einer verunglückten Expedition zum Nordpol folgen, die um ihr Leben kämpft. Kombiniert wird dies mit einem ungewöhnlichen Schuld-und-Sühne-Drama, wenn der überlebende Leiter sich mit den Geistern der Verstorbenen unterhält, weil er die Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann. Das ist sowohl in den einzelnen Bestandteilen wie auch als Kombination spannend und bis heute sehenswert.
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