Harley Davidson and The Marlboro Man

Harley Davidson and The Marlboro Man

Harley Davidson and The Marlboro Man
„Harley Davidson and the Marlboro Man“ // Deutschland-Start: 28. November 1991 (Kino) // 29. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nach vielen Jahren kehrt Harley Davidson (Mickey Rourke) nach Burbank, Kalifornien zurück, wo er sogleich auf seinen alten Freund Robert Lee (Don Johnson) trifft, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Marlboro Man“. Die beiden kennen sich schon sehr lange und auch wenn sie über lange Zeit auseinander sind, kommen sie doch immer wieder zurück an ihre alte Wirkungsstätte und zum „Rock N‘ Roll Bar & Grille“, einer Kneipe, in der sich einst Bekanntschaft miteinander schlossen und mit deren Wirt sie ebenfalls eine lange Freundschaft verbindet. Dieses Mal ist die Wiedersehensfreude jedoch nur von kurzer Dauer, denn besagter Wirt eröffnet ihnen, dass die Bar wegen hoher Schulden geschlossen werden muss. Für Harley und Marlboro steht fest, dass sie dies keinesfalls zulassen wollen. Zusammen mit einigen anderen Stammgästen machen sich die beiden daher an die Planung eines Überfalls auf einen Geldtransporter. Als die Bande anschließend die Beute sichten will, finden sie heraus, dass es sich nicht um Geld handelt, sondern um eine Lieferung der neuen Designerdroge „Crystal Dream“. Unterdessen hat der Vorstand der Bank Chance Wilder (Tom Sizemore) von dem Diebstahl gehört und will so schnell es geht zum einen seine Ware zurück haben und zum anderen der Diebesbande eine Lektion erteilen.

Ein moderner Western

Auch wenn sich der australische Regisseur Simon Wincer in seiner Karriere in vielen Genres beweisen konnte, boten die Konventionen des Western doch letztlich eine Plattform, die er mehr als einmal erfolgreich nutzen konnte, um Geschichten zu erzählen über Heldenbilder im Kontext der modernen Gesellschaft. Filme wie Quigley der Australier oder die Miniserie Lonesome Dove, um nur einige Beispiele zu nennen, zeigen seine Passion für das Genre, wenn auch nicht allen seiner Projekte ein entsprechender kommerzieller Erfolg gegönnt wurde. Im Falle von Harley Davidson and The Marlboro Man standen die Chance für einen solchen Erfolg jedoch nicht schlecht, konnte er doch mit Don Johnson und Mickey Rourke zwei der grüßten Stars der 1980er gewinnen, doch leider sollte sich auch dieses Mal kein Erfolg einstellen.

Vielleicht wundert es im Nachhinein nicht, dass Wincers Film beim Publikum wie auch bei der Kritik auf wenig Gegenliebe stieß, reihte man diesen doch in jene Buddy-Action-Filme ein, von denen es gerade in den 1980er eine Vielzahl gab. Im Gegensatz zu vielen dieser Werke fehlt es Harley Davidson and The Marlboro Man jedoch an einer Leichtigkeit, die dieses Subgenre auszeichnet, auch wenn die Chemie der beiden Hauptdarsteller durchaus Parallelen zu beispielsweise Lethal Weapon oder andere Reihen aufweist. In Don Michael Pauls Drehbuch geht es jedoch auch um Archetypen, besonders jenen Typ Mann, wie man ihn in Western vorfindet und der in der Geschichte eher wie eine entfernte Erinnerung wirkt. Der Westen, in diesem Falle die urbane Landschaft der Städte Kalifornien, ist eine schier endlose Reihe an Billboards, Neonreklamen und anderen Zeichen der Konsumkultur, welche die beiden Helden, wie man an ihren Spitznamen bereits erkennt, bedienen, doch zugleich auch von ihr ausgeschlossen sind. Die Suche nach „etwas Besserem“, wie es Harley an einer Stelle seinem Freund sagt, erinnert eher, wie Leonard Elias Lemke in seinem Essay zum Film im Mediabook von Capelight Pictures beschreibt, an die beiden Helden in Dennis Hoppers Easy Rider, deren Fahrt durch die US-amerikanische Landschaft eher spiritueller Natur ist und vielmehr bestätigt, dass der Kern dieses Traumes hohl und falsch ist.

Die Dekonstruktion von Helden

Sowohl Rourke wie auch Johnson spielen geschlagene Helden, und sind sich dessen sehr wohl bewusst. Während der eine noch nicht einmal schießen kann, wirkt der andere wie jemand, der sich in seinem eigenen Männerbild verfangen hat und dessen Einsamkeit tiefe Spuren bei ihm hinterlassen hat. Neben den Actionszenen nimmt sich Wincers Film sehr viel Zeit, nicht nur die Beziehung der beiden Protagonisten zu zeigen, sondern zugleich auch deren problematische Tendenzen, von Unsicherheit bis hin zu Selbsthass, was Konzepte sind, die man in den besagten Buddy-Action-Filmen bisweilen vergebens sucht oder denen man nicht diesen Raum gibt. In diesem Zusammenhang überzeugen die beiden ebenso wenig als Helden im eigentlichen Sinne, und erscheinen eher wie zwei Menschen, die einfach weitermachen wie bisher und für die die Zeit stillzustehen scheint.

Neben den Schauspielern, welche den Figuren die nötige Mischung aus Tragik und Galgenhumor geben, überzeugen zudem die Bilder von Kameramann David Eggby sowie die Filmmusik Basil Poledouris’ und Ken Tamplins, welche die nötige Untermalung für eine Geschichte liefern, in der es um Heldenbilder und deren Dekonstruktion geht.

Credits

OT: „Harley Davidson and the Marlboro Man“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Simon Wincer
Drehbuch: Don Michael Paul
Musik: Basil Poledouris, Ken Tamplin
Kamera: David Eggby
Besetzung: Mickey Rourke, Don Johnson, Chelsea Field, Daniel Baldwin, Tia Carrere, Tom Sizemore, Big John Studd

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Harley Davidson and The Marlboro Man
Fazit
„Harley Davidson & The Marlboro Man“ ist eine Mischung aus Western und Actionfilm. Simon Wincer erzählt vom Abgesang auf Helden und dem Bild des alten Westens, und zeigt stattdessen eine Konsumoase mit zwei Protagonisten, die in dieser nach etwas mehr als Oberfläche suchen. Dabei gerät die eigentliche Geschichte um Drogen und einen Raubüberfall fast in Vergessenheit, insbesondere wegen der starken Darstellungen Johnsons und Rourkes.
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