Kokowaah 2
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Kokowääh 2

Kokowaah 2
„Kokowääh 2“ // Deutschland-Start: 7. Februar 2013 (Kino) // 30. August 2013 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit zwei Jahren nun bilden Henry (Til Schweiger), Katharina (Jasmin Gerat), Tristan (Samuel Finzi) und Magdalena (Emma Schweiger) eine Patchwork-Familie zusammen. Neben der Drehbuchschreiberei versucht sich Henry mittlerweile auch als Filmproduzent, während Katharina ein Baby bekommen hat und sich von Henry im Stich gelassen fühlt, weshalb sie logischerweise auszieht und die Kinder im Stich lässt. Im Gegenzug wohnt Tristan nun bei Henry, und die beiden überforderten Männer haben alle Hände voll zu tun mit der heranreifenden Tochter und dem hilfsbedürftigen Säugling …

Alles wie immer nur anders

Im Prinzip könnte hier einfach nur die Kritik zu Zweiohrküken verlinkt sein, mit der Anmerkung, dass ein paar Namen, Orte und so weiter entsprechend zu ändern sind. Die Story fängt schon einmal ziemlich gleich an. Eine Frau, mit welcher der von Til Schweiger gespielte Charakter im ersten Teil zusammenzog, hat nach zwei Jahren genug von seiner Unordnung im Haushalt und zieht aus. Die offensichtlichste Parallele besteht allerdings darin, dass die ganzen Figuren diesmal wieder abgesehen von ihrem Aussehen und den sie verkörpernden Darstellern so gut wie nichts mit ihren Inkarnationen im Vorgängerfilm zu tun haben.

War Magdalena noch regelrecht entsetzt, als Papa Henry ihr das als Namensgeber für den Film verballhornte französische Nationalgericht Coq au Vin kredenzt hatte, da Wein beziehungsweise Alkohol schließlich giftig sei, bereitet sie in der Fortsetzung eifrig selbst einen Gockel nach diesem Rezept zu – mit Sekt statt Wein. „Künstlerische Freiheit“, wie sie proklamiert. Dass Alkohol ein Zellgift ist, hatte die junge Dame seinerzeit ja schon ganz richtig erkannt. Mittlerweile scheint das aber kein Problem mehr für sie darzustellen. Vielleicht ein subtiler Kommentar darüber, wie die Gesellschaft Kinder dazu erzieht, ihren natürlichen Instinkten zu trotzen und sich lieber anzupassen? Selbstverständlich nicht. Da hat ja ein Glas Rotwein mehr (zytotoxische) Substanz als diese Lesart. Es ist einfach nur wieder ein billiger Gag in einem hingerotztem Sequel, welches auf der Erfolgswelle des ersten Teils mitschwimmt. Samuel Finzi wäre zwar wahrscheinlich selbst im Autopilotenmodus noch ein formidabler Schauspieler, kann hier seinen Charakter aber auch nicht mehr retten. Der in Kokowääh sympathische (wenn auch vielleicht etwas unbedarfte und naive) Zahnarzt ist hier eigentlich nur noch nervig und peinlich. Das lässt sich zwar alibimäßig mit irgendeiner Form von Midlifecrisis erklären. Es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur wenig Mühe ins Drehbuch gesteckt wurde.

Wenig subtil, dafür fragwürdig

Der Subplot mit Matthias Schweighöfer ist hier im Gegensatz zu Zweiohrküken etwas besser ausgearbeitet und in die Story integriert, dafür aber nichts anderes als Selbstbeweihräucherung. Profiliert wird sich auch gegenüber einem Lektor (Gedeon Burkhard), welchem Henry ins Gesicht sagt, Lektoren könnten nur mit der Arbeit anderer Leute Geld verdienen, brächten selbst also nichts zustande. Richtig subtil Til, da fragen wir uns natürlich alle, an wen das wohl gehen sollte.

Vulgarität ist in Schweiger-Filmen keine Seltenheit, Kokowääh war demgegenüber allerdings angenehm „zahm“. Für einen Mann, der (nicht ganz ungerechtfertigterweise) dafür argumentiert, Kinderschänder verlören ihre Menschenwürde, hat Til Schweiger jedoch erstaunlich wenig Probleme damit, Kinder in Kokowääh 2 zu sexualisieren. Einen kleinen Jungen übers Wichsen sprechen oder zweideutige Anmerkungen darüber machen zu lassen, dass ein kleines Mädchen ihm den Penis streichelt und deresgleichen mehr, das sind ja alles Dinge, die nicht aus Versehen im Film landen oder über den Kopf des Regisseurs, Drehbuchautoren und Produzenten hinweg entschieden werden. Sie sind lange vorher geplant waren und zwar von ihm. Irgendjemand hat Kokowääh 2 irgendwann einmal als familiengerechte Unterhaltung bezeichnet. Keine Ahnung, welcher Familie Derartiges gerecht werden soll, einer anständigen aber wohl eher nicht.

Credits

OT: „Kokowääh 2“
Land: Deutschland
Jahr: 2013
Regie: Til Schweiger, Torsten Künstler
Drehbuch: Til Schweiger, Béla Jarzyk
Musik: Dirk Reichardt, Martin Todsharow
Kamera: Christof Wahl
Besetzung: Til Schweiger, Samuel Finzi, Emma Schweiger, Jasmin Gerat, Matthias Schweighöfer, Gedeon Burkhard

Bilder

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Kokowääh 2
Fazit
Wer den Vorgänger gut fand, wird vielleicht auch mit „Kokowääh 2“ noch etwas anfangen können. Wer dem ersten Teil wenig bis nichts abgewinnen konnte, macht hierum besser einen großen Bogen.
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