Es war einmal in Amerika Once upon a Time in America
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Es war einmal in Amerika

Es war einmal in Amerika Once upon a Time in America
„Es war einmal in Amerika“ // Deutschland-Start: 12. Oktober 1984 (Kino) // 24. Juli 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

1918 ist das Leben auf der Lower East Side in New York City geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit und dem allgegenwärtigen Verbrechen. Die Mafia kontrolliert das öffentliche Leben durch Schutzgeldzahlungen, Schmuggel und andere Verbrechen, wobei die Polizei oftmals weniger die Lösung, sondern wegen ihrer Bestechlichkeit ein Teil des Problems ist. Als Sohn einer jüdischen Familie wächst David Aaronson (Scott Tier), genannt „Noddles“, in diesem Milieu auf und hat mit seinen Freunden schon längst nicht mehr harmlose Spiele oder gar Schule im Kopf. Als er und seine Bande einen Betrunkenen berauben wollen, macht er die Bekanntschaft von Max Bercovicz (Rusty Jacobs), der mit seiner Familie in dasselbe Viertel zieht, in dem auch „Noodles“ wohnt. Trotz anfänglicher Streitereien freunden die beiden Jungen sich schnell an. Einzig und allein seine Liebe zu der schönen Deborah (Jennifer Connelly) ist „Noodles“ darüber hinaus noch wichtig, auch wenn die Tochter eines Cafébesitzers ihn entweder ignoriert oder abschätzig behandelt, weil sie seinen Umgang und seine Manieren verachtet.

Im Jahre 1930 wird der mittlerweile erwachsene „Noodles“ (Robert De Niro) aus dem Gefängnis entlassen und am Ausgang bereits von Max (James Woods) erwartet, der mit dem gemeinsam verdienten Geld nicht nur eine Bar eröffnet hat, sondern eine Vielzahl anderer Gaststätten und Cafés mit Alkohol versorgt in der Zeit der Prohibition. Während „Noodles“ zunächst froh ist, endlich auf freiem Fuß zu sein und mit seinen Jugendfreunden wieder zusammenarbeiten zu können, wird schon bald offensichtlich, dass er und Max sich in ihren Sichtweisen sehr unterscheiden. Immer mehr will dieser auch in der Politik der Stadt mitspielen und seine Macht vergrößern, was „Noodles“ zutiefst verabscheut und die Konfrontation zwischen den beiden Männern unausweichlich werden lässt.

„Auf keinen Fall ein Western.“

Als Anfang der 1980er Jahre Regisseur Sergio Leone auf Darsteller Robert De Niro mit seinem nächsten Projekt zukam, welches den Abschluss seiner „Once Upon a Time“-Trilogie bilden sollte, war der Schauspieler eigenen Angaben zufolge zunächst einmal skeptisch, wollte er doch „auf keinen Fall“ in einem Western mitspielen. Bei den ersten Gesprächen kristallisierte sich jedoch eine ganze andere Geschichte heraus, die mit den vorherigen Filmen der Reihe, Spiel mir das Lied vom Tod und Todesmelodie, nur rein thematisch Berührungspunkte hatte und auf dem Roman The Hoods von Autor Harry Grey basierte, in dem es um jüdische Gangster und die New Yorker Unterwelt geht.

In der facettenreichen Filmografie des Schauspielers und des Regisseurs, der mit Es war einmal in Amerika seinen letzten Film drehen sollte, geht diese Zusammenarbeit bisweilen unter. De Niro hatte sich, beispielsweise durch seine Rolle in Der Pate II, einen Namen gemacht, wenn es um das Gangstergenre ging, sodass David Aaronson im Vergleich zu einer Figur wie dem jungen Vito Corleone nicht anzukommen scheint und eher unscheinbar wirkt. Mag dies im direkten Vergleich auch stimmen, ignoriert dies die kulturellen Hintergründe der Figur sowie der Geschichte, und damit die eigentliche Leistung De Niros, der mit derselben Akribie wie für viele seiner Rollen sich in die Vorbereitung auf die Dreharbeiten stürzte und Leone bei der Besetzung sogar unter die Arme griff, was erklärt, warum beispielsweise Darsteller wie Joe Pesci oder Danny Aiello Teil des Ensembles sind. Aaronson ist, ebenso wie Corleone, ein Mensch, der ohne seine Kultur nicht denkbar ist, der sich aber eher im Hintergrund aufhält, nicht in Erscheinung treten will und damit den perfekten Gegenpol zu dem von James Woods gespielten Max darstellt. Mit großer erzählerischer Ruhe und Sorgfalt arbeitet die Inszenierung das Umfeld dieser Figuren heraus, welches sich über mehrere Jahrzehnte hinweg grundlegend verändert und letztlich auf das für das Schaffen Leone zentrale Thema hindeutet: das Vergehen der Zeit.

Das Ende einer Ära

Aufgrund seiner Länge wurde bereits das ursprüngliche Drehbuch von über 200 Seiten mehrfach umgearbeitet, was sich bei der finalen Version des Filmes fortsetzte. Dessen Struktur, die von ihren zahlreichen Rückblenden lebt, wurde zunächst fürs US-amerikanische Kino (zum Unwillen Leones) nicht nur gekürzt, sondern in eine zeitlich lineare Ordnung gebracht, was den Themen der Geschichte zuwider läuft. Erst seit wenigen Jahren ist der von Kritikern und Filmfreunden favorisierte „European Cut“ von Es war einmal in Amerika im Fernsehen zu sehen und auch im Handel erhältlich, was Leone wohl sehr gefreut hätte. Zeit ist nämlich nicht nur in Bezug auf die Laufzeit des Filmes ein Thema, denn hinsichtlich Struktur der Geschichte sowie den Einfluss der Zeit auf die Figuren, ist ein langsames Erzähltempo mehr als ratsam. Max und „Noodles“ werden zu Opfern ihrer Zeit wie auch zu Profiteuren im Kontext der Prohibition, die vielen Gangster zu zweifelhaftem Ruhm verhalf. Zugleich zeigt sich in den Einstellungen Tonino Delli Collis und der tollen Filmmusik Ennio Morricones, dass es sich lediglich um Episoden handelt und der Abschied von jener Zeit bevorsteht.

Wie schon Todesmelodie und Spiel mir das Lied vom Tod ist Es war einmal in Amerika großes Erzählkino. Leone erzählt von Abschied, von Verrat und Freundschaft, und schließlich von einem Amerika, welches sich von seinen Idealen immer weiter verabschiedet. Der Verlust der Unschuld, der sich in dem frühen Tod eines Jungen zeigt, was durch Zeitlupe und Kameraeinstellung entsprechend inszeniert wird, ist gefolgt von einem Akt der Gewalt und damit einem Abschied. Die Zeit, so scheint Leone zu sagen, lässt diese Männer und die Mythen, die man mit ihnen verbindet, verbleichen, sodass Platz gemacht wird für eine Zeit, die noch sehr viel gnadenloser und brutaler sein zu werden droht.

Credits

OT: „Once Upon a Time in America“
Land: USA, Italien
Jahr: 1984
Regie: Sergio Leone
Drehbuch: Leonardo Benvenuti, Piero De Bernardi, Enrico Medioli, Franco Arcalli, Franco Ferrini, Sergio Leone
Vorlage: Harry Grey
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Tonino Delli Colli
Besetzung: Robert De Niro, James Woods, Elizabeth McGovern, Joe Pesci, Burt Young, Tuesday Weld, Treat Williams, Scott Tier, Rusty Jacobs, Jennifer Connelly, Danny Aiello

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA 1985 Beste Regie Sergio Leone Nominierung
Beste Nebendarstellerin Tuesday Weld Nominierung
Beste Musik Ennio Morricone Sieg
Beste Kamera Tonino Delli Colli Nominierung
Beste Kostüme Gabriella Pescucci Sieg
Golden Globes 1985 Beste Regie Sergio Leone Nominierung
Beste Musik Ennio Morricone Nominierung

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Es war einmal in Amerika
Fazit
"Es war einmal in Amerika" ist ein großes Gangsterepos. In seinem letzten Film zieht Sergio Leone noch einmal alle Register, überzeugt durch sein langsames Erzähltempo sowie eine elegant-nostalgische Bildsprache und nicht zuletzt wegen seiner Darsteller.
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