Freunde
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Inhalt / Kritik

Freunde
„Freunde“ // Deutschland-Start: 20. Oktober 2021 (Das Erste)

Als seine Frau stirbt, bricht auch für Patrick (Justus von Dohnányi) eine Welt zusammen. Tatsächlich hat er selbst mit seinem Leben abgeschlossen. Doch dann taucht am Tag der Beerdigung Malte (Ulrich Matthes) auf. In ihrer Jugend waren beide enge Freunde, haben alles miteinander geteilt. Bis Malte die Heimat verließ. Später brach der Kontakt zwischen ihnen ab, mehr als 30 Jahre haben sich die zwei nicht gesehen. Bei Patrick überwiegt deshalb zunächst die Skepsis, er will sich nicht so recht auf die Versuche einlassen, die alte Freundschaft wiederzubeleben. Dabei haben sich die zwei jede Menge zu erzählen, wie sie im Laufe des mehrstündigen Gesprächs feststellen. Mehr, als ihnen bewusst gewesen ist …

Lass uns reden

Zuletzt war Regisseur Rick Ostermann eigentlich mehr im Genreumfeld unterwegs, drehte mehrere Krimis, einige Folgen von Das Boot, zuletzt den Science-Fiction-Thriller Das Haus. Von daher ist es schon eine kleine Überraschung, wie er hier die Richtung wechselt. Wo bei seinen sonstigen Werken immer die Spannung im Vordergrund stand, in der einen oder anderen Form, da ist Freunde ein betont unspektakulärer Film. Hier gibt es keine Gefahren, gibt es keine Gegenspieler. Stattdessen folgen wir zwei Männern, die sich ein Leben lang kennen und dennoch sehr viel aufzuarbeiten haben. Und das heißt: reden, reden, reden.

Tatsächlich ist die ARD-Produktion nahezu frei von jedweder Handlung. Wenn zwischendurch mal Tischfußball gespielt wird oder jemand Nudeln kocht, dann ist das schon das Höchste der Gefühle. Auch beim Setting geschieht nicht so wahnsinnig viel: Freunde spielt praktisch ausschließlich in dem Haus von Patricks Eltern. Das ist dafür sehr groß, fast schon absurd luxuriös. Vor allem ist es mit vielen Erinnerungen verbunden. So haben Malte und Patrick hier als Kinder und Jugendliche viel Zeit miteinander verbracht. Neben dem Kickertisch wird vor allem das Baumhaus zu einem Symbol ihrer Freundschaft. Relikte einer Phase, in der die Welt noch groß und aufregend erschien. Eine Phase auch, die noch sehr viel einfacher war als das, was später kam.

Erinnerungen an früher

Das bedeutet für das Publikum, dass hier in erster Linie das aufgearbeitet wird, was sich früher einmal zugetragen hat. Der Film, der auf dem Festival des Deutschen Films 2021 Premiere feierte, wechselt zwischen Reminiszenzen und Vorwürfen. Wie das nun einmal so ist, wenn man sich Jahrzehnte nicht gesehen hat. Die Geschichten, die dabei in den anderthalb Stunden erzählt werden, sind dabei nicht unbedingt außergewöhnlich. Da geht es um Entfremdung. Da geht es vor allem aber um die Liebe, wenn die Verstorbene im Leben der beiden eine große Rolle spielte. Und wie das nun einmal so ist, wenn drei Leute zusammenkommen: Da ist manchmal einer zu viel. Da darf man sich zuweilen dann auch fragen, ob der Titel Freunde nun ernst oder ironisch gemeint ist. Ob sich die zwei sich mögen oder nicht.

Zum Ende hin wird das etwas übertrieben, da ist der Film nicht mehr so weit von einer Seifenoper entfernt. Insgesamt ist Freunde aber eine schöne Mischung aus nachdenklichen und eher komischen Momenten. Dabei steht und fällt die Geschichte natürlich mit den Leistungen von Ulrich Matthes und Justus von Dohnányi. Sie sind es schließlich, die das Kammerspiel tragen und trotz der inhaltlichen Einschränkungen für die notwendige Lebendigkeit sorgen. Ihre beiden Figuren mögen keine uneingeschränkten Sympathieträger sein, sind aber – trotz des luxuriösen Settings – so nahbar, dass man sich in den beiden wiederfinden kann. Wer diese Art Filme mag und nicht die Erwartung hat, hier etwas Neues zu sehen oder zu erfahren, der findet hier daher einen durchaus soliden Vertreter dieser immer wieder beliebten Wiedervereinigungs- und Aufarbeitungsgeschichten.

Credits

OT: „Freunde“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Rick Ostermann
Drehbuch: David Ungureit
Musik: Stefan Will
Kamera: Leah Striker
Besetzung: Ulrich Matthes, Justus von Dohnányi

Bilder



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„Freunde“ erzählt wie zwei Jugendfreunde sind nach mehr als 30 Jahren wiedersehen. Das TV-Drama folgt dabei den üblichen Wegen solcher Geschichten, wenn abwechselnd an gute wie schlechte Zeiten zurückerinnert wird. Das Kammerspiel kann sich an der Stelle auf das Schauspielduo verlassen, selbst wenn der Film inhaltlich nur eine Mischung aus Standard und übertriebenen Seifenoper-Elementen bietet.
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