Roamers – Follow your Likes
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Roamers – Follow your Likes

Inhalt / Kritik

Roamers
„Roamers – Follow your Likes“ // Deutschland-Start: 22. Juli 2021 (Kino)

In Zeiten von Karriere, beruflichem Erfolg und dem Drang nach immer mehr Geld scheint es eine immer stärker werdende Bewegung von jungen Menschen zu geben, die dem „gewöhnlichen“ Leben eine Absage erteilt. Der vor ein paar Jahrzehnten noch benutzte Begriff des Aussteigers – oftmals eher negativ konnotiert –, ist kaum mit dem Bild zu vergleichen, welches die Gegenwart zeichnet. In Roamers – Follow your Likes, in dem sich die deutsche Dokumentarfilmerin Lena Leonhardt genau damit beschäftigt, erhält man einen Blick in die Welt der „Digitalen Nomaden“, so wie man die Freiheitsliebenden heutzutage nennt. Ganz konkret geht es dabei um das Leben von u.a. der Instagram-Seglerin Jonna Kilian-Vostell, dem ehemaligen Paypal-Angestellen Nuseir ‚Nas Daily‘ Yassin und einem argentinischen Pärchen, die mittlerweile auf ganz eigene Art und Weise ihre Brötchen verdienen. Und auch wenn der Alltag dieser kreativen Köpfe relativ unterschiedlich aussieht, so haben sie dennoch etwas gemeinsam: ein vom Arbeitgeber und dem Ort unabhängiges Leben. Der generelle Traum eines jeden Menschen, könnte man meinen.

Instagrammable

An Fotos von Sonnenuntergängen, Stränden und leckerem Essen, sowie Videos über das Verreisen, mangelt es in diesen Zeiten nicht, im Gegenteil. Und doch scheint es mittlerweile eine ganz eigene Dynamik auf Instagram, TikTok und Co. zu geben, die Konkurrenz schläft bekanntlich nie. Verfolgt man das Leben der Protagonisten in Roamers, so werden hier doch mehr oder weniger erfolgreiche Reisende gezeigt. Und das ist gar nicht mal so verwunderlich, wirft man nur einmal einen Blick auf beispielsweise YouTube, wo Reise-Videos per Fahrrad oder selbst zu Fuß durch die ganze Welt tausend- bis millionenfach geklickt werden. Doch das Publikum muss an der Stange gehalten werden, dies machen auch die individuellen Berichte der Menschen in Leonhardts Werk sehr deutlich. Der ehemalige Paypal-Mitarbeiter machte beispielsweise Tag für Tag, und das länger als drei Jahre, ein einmütiges Video und wird auf Facebook so weltberühmt. Die Seglerin Jonna dagegen ist auf Instagram unterwegs. Da stellt sich nur die Frage, ob sich ein solches Leben als tatsächlich unabhängig herausstellt, ist man doch von dem eigenen Publikum und den damit oftmals verbundenen Werbeeinahmen abhängig.

Der Zeit voraus?

Für die Frage, ob das herkömmliche Arbeitsmodell von „9 to 5“ ausgedient hat – dies macht sich ja auch in ganz anderen Aspekten wie der steigenden Anzahl an Freelancern und Selbstständigen bemerkbar –, lässt Leonhardt mit ihrem Werk ziemlich viel Freiraum für Diskussion. Die auf den ersten Blick glücklichen Protagonisten, die auf der anderen Seite mit teilweise sinkenden Klickzahlen zu kämpfen haben, zeigen, dass dieser Lifestyle auch seine Kehrseiten mit sich bringt. Es ist bekanntlich eben nicht alles Gold, was glänzt. Tiefgründige Überlegungen, zum Beispiel wie sich die immer intensiver werdende Relevanz von Instagram und Co. auf junge Menschen auswirkt und wie sich die Zukunft in der Hinsicht möglicherweise entwickelt, kommen dabei letztlich leider ein wenig zu kurz.

Filmisch wunderschön festgehalten und mit melodischen Klängen unterlegt, stellt sich Leonhardts Dokumentation aber doch als recht romantische Produktion heraus. Mit „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinem Traum“, wie man es schon zu hundertfach gelesen hat, könnte man diese Dokumentation in der Hinsicht auch zusammenfassen. Beim Punkt der Emotionalität muss man die Lebensgeschichte der Seglerin allerdings loben. Hier baut sich nämlich eine wirklich emotionale Bindung auf, die bei den anderen Protagonisten leider mehr oder weniger ausbleibt. Aufgrund der Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Menschen, die der herkömmlichen Arbeitswelt eine Absage erteilen, ist mit Roamers somit ein hervorragender gesellschaftlicher Beitrag entstanden, der Jung und Alt gleichermaßen anspricht und der an einen verständnisvollen Umgang mit allen Mitmenschen appelliert.

Credits

OT: „Roamers“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Lena Leonhardt
Drehbuch: Lena Leonhardt
Musik: Christian Halten
Kamera: Sebastian Bäumler, Josua Stäbler

Bilder

Trailer

Interview

Was hat sie auf das Thema gebracht? Und wie unterscheiden sich Filme von Internetvideos? Diese und weitere Fragen haben wir Regisseurin Lena Leonhardt in unserem Interview zu Roamers gestellt.

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„Roamers – Follow your Likes“, in dem Geschichten über eine neue Generation junger Menschen erzählt wird, stellt die Frage in den Raum, ob das herkömmliche Arbeitsmodell (40-Stunden Woche & fester Arbeitgeber) in der heutigen Zeit nicht doch langsam obsolet wird. Die so genannte digitale Nomaden-Bewegung (digital nomad movement), bei der junge Menschen um die Welt reisen und Geld durch das Internet verdienen, steht dabei im Fokus.