Special Actors

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Inhalt / Kritik

Special Actors
„Special Actors“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Kazuto (Kazuto Osawa) hat einen Traum: Er möchte einmal ein großer Schauspieler werden! Dummerweise ist sein Nervenkostüm jedoch nicht das stärkste. Jedes Mal, wenn er in einer Konfliktsituation einem Mann gegenübersteht, fällt er in Ohnmacht. Doch zu seinem Glück gibt es da noch seinen Bruder Hiroki (Hiroki Kono), dem er nach Jahren wieder begegnet und der ihn unter seine Fittiche nimmt. Denn der ist auch Schauspieler. Gewissermaßen. Genauer vermittelt die Agentur Leute zu speziellen Anlässen im realen Leben, wo sie sich als jemand anderes ausgeben sollen. Sind die ersten Aufträge noch recht banal, ändert sich das schlagartig, als Miyu (Yumi Ogawa) in ihr Leben tritt. Denn deren Schwester Rina (Rina Tsugami) ist einem betrügerischen Kult auf den Leim gegangen und gerade im Begriff, das familieneigene Gasthaus zu verschenken. Und so ist es Zeit für die Special Actors, sich undercover beim Kult einzuschleichen und Rina zu befreien …

Die Last der Sensation

Shinichirô Ueda hatte bereits mehrere Kurz- und Langfilme gedreht, als ihm 2018 auf einmal eine absolute Sensation gelang. One Cut of the Dead wurde nicht nur zu einem begehrten Festivalbeitrag, sondern auch zu einem echten Kassenerfolg in Japan. Der Film war viele Wochen in den heimischen Top 10 vertreten, spielte am Ende über 25 Millionen Dollar ein – sehr beachtlich für eine No-Name-Zombiekomödie. Der Clou war dabei, dass einer mäßigen ersten Hälfte das Geschehen quasi auf den Kopf gestellt wurde. Was zunächst wie ein billiger C-Movie wirkte, wandelte sich zu einer Liebeserklärung an das Filmemachen, deren Charme man sich kaum entziehen konnte.

Entsprechend groß waren die Erwartungen an sein Folgewerk Special Actors. Das lief ebenfalls bei einigen namhaften Festivals, in Deutschland erfolgt die Premiere bei der Nippon Connection 2021. So richtig viel Aufmerksamkeit erhielt der Film im Laufe der letzten anderthalb Jahre aber nicht, weder daheim noch international. Dabei hat die Komödie durchaus diverse Qualitäten des Zombiespektakels übernommen. Beispielsweise handelt es sich bei ihr wieder um eine echte Teamarbeit, wenn die Geschichte gemeinsam mit den Darstellern und Darstellerinnen entwickelt wurde. Und natürlich schimmert auch die Liebe für das Filmemachen wieder durch, wenn Kazuto sich ständig eine alte Superheldenserie anschaut und träumt, selbst einer zu sein.

Ein bisschen umständlich zusammengefügt

Dass das beim Publikum weniger starke Reaktionen als One Cut of the Dead auslöste, dürfte auch daran liegen, dass es diesmal den einen überraschenden Twist nicht gibt. Kleinere Wendungen sind zwar schon Teil der Geschichte. Die sind aber so vorhersehbar, dass kaum jemand von ihnen vergleichbar überrannt werden dürfte. Zum Ende hin wird Special Actors dabei sogar recht umständlich. Kazutos Traum vom Rescue Man war vorher schon nicht so wirklich harmonisch ins Geschehen integriert. Das große Finale wird endgültig zum Fremdkörper. Zudem ist die Szene auch zu lang. Dass die Beteiligten beim Dreh ihren Spaß hatten, das ist zwar unverkennbar. Nur überträgt der sich nicht so gut auf die Zuschauer und Zuschauerinnen.

Dafür gibt es aber schon immer mal wieder Szenen, die gut unterhalten. Die Dreistigkeit, mit der die Männer und Frauen vom Kult vorgehen, gibt ebenso Anlässe zum Schmunzeln wie die kruden Inhalte, die diese verbreiten. Da werden bescheuerte, völlig nutzlose Objekte zu Mondpreisen verkauft, eine außerirdische Gottheit feiert Geburtstag. Und wer nicht sofort zusagt, der wird durch an und für sich plumpe Manipulationen umgestimmt. Das ist alles so absurd, dass man eigentlich gar nichts glauben sollte. In Zeiten grotesker Verschwörungstheorien, welche gleichermaßen skrupellos verbreitet werden, oft mit finanziellen Hintergedanken, hat Special Actors aber einen erschreckend realen Kern.

Trotz Mängeln sympathisch

Sympathisch ist der Film ohnehin. Das Ensemble hat richtig Lust auf das, was es da tut. Man hat hier tatsächlich das Gefühl, einer Gruppe von Freunden zuzuschauen. Dass der Plan der Special Actors nicht so wirklich einer ist, enttäuscht zwar schon ein wenig. Da durfte man von Ueda mehr erfahren. Dafür hat er in anderer Hinsicht gut vorgelegt: Die schön schräge Idee einer Agentur, die für die unterschiedlichsten Anlässe jemand vermittelt – beispielsweise, um bei Aufführungen zu klatschen –, hätte das Potenzial zu einer ganzen Serie. Da verzeiht man dann auch leichter, dass da einiges nicht ganz rund ist, nicht konsequent genug verfolgt und vieles letztendlich doch mehr nach Laientheater ausschaut als nach tatsächlichen Schauspielern.

Credits

OT: „Special Actors“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Shinichirô Ueda
Drehbuch: Shinichirô Ueda
Musik: Nobuhiro Suzuki, Shoma Ito
Kamera: Takeshi Sone
Besetzung: Kazuto Osawa, Hiroki Kono, Takuya Fuji, Ayu Kitaura, Yosuke Ueda, Yumi Ogawa, Rina Tsugami

Bilder

Trailer

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In „Special Actors“ träumt ein junger Mann mit Angstzuständen von einer Schauspielkarriere und muss sich plötzlich in einen betrügerischen Kult einschleichen. Die Komödie ist sympathisch, hat auch einige gute Ideen. Ganz rund ist der Film aber nicht: Die Wendungen sind nicht wirklich welche, das Finale ist umständlich.
6
von 10