Nobody
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Nobody

Inhalt / Kritik

Nobody
„Nobody“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino) // 11. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Das Leben des Angestellten Hutch Mansell (Bob Odenkirk) verläuft meist nach einer eingespielten, überraschungsarmen Routine. Nach dem Aufstehen frühstückt er, verabschiedet sich von seiner Frau Becca (Connie Nielsen) und seinen beiden Kindern und fährt dann zur Arbeit. Eines Tages jedoch gerät Hutchs bis dahin geordnete Welt aus den Fugen, denn nach einem Einbruch wird er speziell von seinem Sohn scharf dafür kritisiert, dass er nicht eingeschritten ist, als er die Möglichkeit dazu hatte und somit zuließ, dass die Einbrecher unbescholten fliehen konnten. Allerdings täuscht sich selbst seine Familie in Hutch, denn hinter der Fassade kommt langsam aber sicher dessen altes Ich zum Vorschein, als er die Einbrecher aufspürt und versucht zur Rechenschaft zu ziehen. Auf dem Weg zurück nach Hause gerät der noch immer wütende Hutch mit einer  Bande Halbstarker aneinander, mit der er, als sie ihn provozieren, eine Prügelei beginnt, in dessen Folge er alle Angreifer ins krankenhausreif schlägt.

Während Hutch versucht, seine Fassade des Normalos wieder aufzubauen, bleibt sein Handeln jedoch nicht unbeachtet, denn einer der Halbstarken ist der Bruder eines lokal berüchtigten Gangsterbosses Yulian (Aleksei Serebryakov), der im Namen der russischen Mafia Geld wäscht. Der hetzt aufgebracht seine eigenen Männer auf Hutch, der schon bald seine Familie im Fadenkreuz der Gangster sieht. Doch auch Yulian unterschätzt sein Gegenüber und wundert sich, wie auch seine Männer, denn Hutch wehrt sich und macht nun Jagd auf das Imperium des Gangsters.

Hinter der Fassade der Normalität

Während in den 80ern die Actionhelden sich vor allem durch ihre gestählten Muskeln oder ihre Macho-Attitüde definierten, sind es in der Neuzeit eher jene nach Außen hin normal erscheinenden Menschen, die sich, vor allem, wenn man ihre Familie bedroht oder ihre Erinnerung an diese, zu durchaus gefährlichen Gegnern entpuppen und auf ihrem Rachfeldzug ganze Heerscharen von diesen ins Jenseits befördern. Dieses Prinzip kennen David Leitch und Derek Yolstad nur zu gut, basierte doch einer ihrer ersten Kollaborationen, nämlich John Wick, auf eben diesem Grundsatz und sorgt noch heute für immer volle Kassen. Im Falle von Nobody, bei dem der bisher vor allem wegen seiner Filmmusik bekannte Ilya Naishuller (Hardcore) Regie führt, wird die Formel der beiden Herren, die hier als Drehbuchautor und Produzent auftreten, etwas umformuliert, was auf der einen Seite an bekannten Zutaten, aber auch an ihrem Hauptdarsteller liegt.

Bereits die ersten Minuten lassen auf die Vergangenheit Naishullers als Regisseur von Musikvideos schließen, fassen sie doch in nur wenigen kurzen Sequenzen das Einerlei des Alltags im Hause der Mansells zusammen. Es ist diese Fassade der Normalität, bei der zwar nicht alles perfekt läuft (Hutch vergisst immer wieder die Mülltonnen herauszustellen), doch die jemanden wie Hutch in ein Milieu des Mittelstandes versetzt wie es vielleicht nur noch Hollywood sich ausdenken kann. Diese vorgetäuschte Routine, bei der sich schon nach wenigen Augenblicken erste Risse zeigen, dient abermals als bewusster Kontrast zur Action, zum Chaos und nicht zuletzt zur Brutalität, auf die Nobody hinarbeitet.

Familienmenschen und die Mafia

Im Kontext dieser Normalität ist die Besetzung des aus Breaking Bad und Better Call Saul bekannten Bob Odenkirk eine wahrhaft großartige Idee. Während man Liam Neeson oder Keanu Reeves bereits aus ähnlichen Genrevehikeln kannte, ist es mehr als eine Überraschung, wenn Hutch das erste Mal wirklich austeilt und mit der Zeit immer besser wird, oder wohl eher seine Übung wiederfindet. Odenkirk, der in seiner Rolle eher wie ein Wiedergänger des von Kevin Spacey gespielten Ehemannes aus American Beauty wirkt, scheint bewusst gegen den Typ besetzt zu sein, was dessen Darstellung in den dramatischen wie auch den actionreichen Szenen eine gehörige Portion Spielfreude anmerken lässt.

Da die Beteiligten hinter der Kamera keine Neulinge im Genre sind, darf man sich als Actionfan auch bei Nobody auf einige wirklich tolle Sequenzen gefasst machen. Besonders die körperliche Komponente kommt hier zum Tragen, verlangen die Kämpfe und Schusswechsel Hutch doch einiges ab, was man an Odenkirks Darstellung immer sieht. Allein schon der erste Kampf im Bus dürfte mit Sicherheit eine der besten Actionszenen dieses Jahres sein, nicht nur wegen der Darsteller, der Stunts und der Choreografie, sondern auch wegen des Schnitts von William Yeh und Evan Schiff.

Credits

OT: „Nobody“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Ilya Naishuller
Drehbuch: Derek Kolstad
Musik: David Buckley
Kamera: Pawel Pogorzelski
Besetzung: Bob Odenkirk, Connie Nielsen, Aleksei Serebryakov, Michael Ironside, RZA, Colin Salmon, Christopher Lloyd

Bilder

Trailer

Interview

Wer auch so von den Actionszenen in Nobody begeistert war, dem empfehlen wir unser Interview mit Greg Remeter, der als Stuntkoordinator mit an Bord war.

Greg Rementer [Interview]

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"Nobody" mag das Actiongenre nicht neu erfinden, ist aber wegen seines Hauptdarstellers allein schon eine Sichtung wert. Man merkt den Beteiligten die Spielfreude wie auch die Erfahrung im Genre an, was "Nobody" zu gutem Unterhaltungskino macht.
8
von 10