The Bank Hacker
© polyband/ZDF

The Bank Hacker

Inhalt / Kritik

The Bank Hacker
„The Bank Hacker“ // Deutschland-Start: 21. Mai 2021 (ZDFneo) // 28. Mai 2021 (DVD)

Der Hackerangriff auf die Bank in Antwerpen war spektakulär, die Nachrichten sind voll von Meldungen zu dem Coup. Ein Verdächtiger ist auch schnell gefasst: Der 21-jährige Jeremy Peeters (Tijmen Govaerts) soll es gewesen sein. Aber wie hat er das zustande gebracht? Und wer war sonst noch daran beteiligt? Die Staatsanwältin Erica DeBoek (Hilde De Baerdemaeker) will das ganz genau wissen und lässt deshalb den jungen Mann ausführlich erzählen. Und er hat viel zu erzählen, etwa von dem Bandenboss Alidor Van Praet (Gene Bervoets) und dessen Tochter Ada (Ella-June Henrard), die ihn erst dazu überredet haben soll. Doch je mehr Peeters erzählt, umso misstrauischer wird DeBoek. Denn so ganz nimmt sie ihm diese Geschichte nicht ab …

Ein Bankraub ohne Geld

Nicht erst seit der Corona-Pandemie, welche die Menschen zwang, überwiegend online einzukaufen und nach Möglichkeit auch im Supermarkt per Karte zu bezahlen, ist die abnehmende Bedeutung von Bargeld offensichtlich. Warum noch umständlich Papierscheine und Münzen mit sich herumschleppen, wenn das alles viel einfacher geht? Das hat nicht nur Auswirkungen auf unseren Alltag. Zusätzlich hat die Entwicklung viele neuartige kriminelle Möglichkeiten eröffnet, vom Identitätenklau über betrügerische Mails bis zu neuen Formen der Geldwäsche. Und auch der traditionelle Banküberfall mit Waffen und vermummten Gesichtern soll der Vergangenheit angehören – zumindest wenn es nach The Bank Hacker geht.

Der Titel der belgischen Serie kündigt bereits ohne großes Umschweifen an, worum es inhaltlich geht: Eine Bank wird gehackt. Das ist als Thema natürlich spannend, gerade für ein Publikum, das sich dieser Möglichkeiten bislang nicht bewusst war. Und so darf stellvertretend für dieses am Anfang von The Bank Hacker auch explizit darauf hingewiesen werden, dass die Zeiten sich geändert haben und man heute ganz anders Geld verdient. Für die optische Umsetzung stellen diese neuen Möglichkeiten aber ein Problem dar. Wo „richtige“ Banküberfälle immer mit sehr viel Nervenkitzel verbunden sind, gerade auch wegen der potenziellen körperlichen Gefahr, da macht jemand, der vor einem Rechner etwas in die Tastatur hämmert, nicht sonderlich viel her. Blackhat versuchte diese Einschränkung zu umgehen, indem übertrieben stylische Symbolbilder verwendet wurden. Richtig erfolgreich war das nicht.

Die Suche nach der Wahrheit

Bei The Bank Hacker geht man einen komplett anderen Weg: Der Hackerangriff wird einfach auf ein Minimum runtergeschraubt. Das klingt erst einmal absurd, ist aber doch schlüssig. Ein Kniff ist etwa, dass wir nach dem Überfall einsteigen und erst durch die Erzählungen von Peeters die Hintergründe erfahren. Das wiederum erlaubt es den Drehbuchautoren Kristof Hoefkens und Maarten Goffin, allerhand falsche Fährten und Wendungen einzubauen. Schließlich ist der junge Protagonist ein Musterbeispiel für einen unzuverlässigen Erzähler, der sich die Wahrheit so zurechtbiegen kann, wie es ihm gefällt. Das nimmt dann zwar nicht die Ausmaße von Die üblichen Verdächtigen an, einer der Vorzeigetitel, wenn es darum geht, das Publikum in die Irre zu führen. Aber es reicht doch, um immer mal wieder misstrauisch zu werden.

Es passt auch sehr gut zu einer Geschichte, bei der es eben nicht nur darum geht, eine Bank auszurauben. Vielmehr hat hier jeder seine eigene Agenda, was zu diversen Kooperationen führt – aber auch kleinen Intrigen. Die Spannung bei The Bank Hacker besteht deshalb gar nicht mal so sehr darin, wie genau die Bande denn nun an die Millionen gekommen ist, auch wenn das sicherlich seinen Reiz hat und an klassische Heist Movies erinnert. Vielmehr will man wissen, wer mit wem paktiert, wer wen hintergeht und natürlich wer am Ende als Sieger vom Feld geht. Denn wenn es um so viel Geld geht, dass alle etwas davon haben könnten, verlangt es das Gesetz des Genres, dass jemand leer ausgeht.

Unterhaltsamer Geheimtipp

Das ist mit einem hohen Unterhaltungswert verbunden, sofern man eben keinen klassischen Thriller erwartet. Actionszenen sind hier themenbedingt keine wirkliche Option. Es kommt selten zu brenzligen Situationen. Zudem lässt man sich bei der Erzählung doch recht viel Zeit, wenn wir nach und nach nicht nur von dem Coup erfahren, sondern auch den Figuren. Da braucht es schon ein wenig Geduld. Wer die mitbringt, für den ist The Bank Hacker aber ein kleiner Geheimtipp, der die Faszination für die neue Welt entfacht, ihr gleichzeitig aber auch mit einer gewissen Distanz begegnet. Es gelingt der Serie, der Technologie zu folgen und einen Ausblick auf eine sich verändernde Gesellschaft zu geben, ohne dabei die Menschen aus den Augenwinkeln zu verlieren.

Credits

OT: „The Bank Hacker“
Land: Belgien
Jahr: 2021
Regie: Frank Van Mechelen, Joost Wynant
Drehbuch: Kristof Hoefkens, Maarten Goffin
Musik: Philippe Miller
Kamera: Dries Delputte
Besetzung: Tijmen Govaerts, Gene Bervoets, Ella-June Henrard, An Miller, Manuel Broekman, Joren Seldeslachts, Claude Musungayi, Hilde De Baerdemaeker, Efrat Galai, Koen De Graeve

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

„The Bank Hacker“ erzählt davon, wie eine Bande eine Bank ausrauben will, nur mit Hilfe von moderner Computertechnologie. Eine vergleichbare Spannung zu herkömmlichen Thrillern kommt hier nicht auf. Die liegt vielmehr in der Frage, wer da wen anlügt und betrügt. Wer sich mit der eher langsamen Erzählung anfreunden können, der darf sich aber auf eine unterhaltsame Serie voller Wendungen und Tricks freuen.
8
von 10