Nimm du ihn
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Nimm du ihn

Inhalt / Kritik

Nimm du ihn
„Nimm du ihn“ // Deutschland-Start: 4. September 2019 (Das Erste)

Der Schock ist groß bei den drei Geschwistern Mareike (Andrea Sawatzki), Dietrich (Simon Schwarz) und Felicitas Reber (Jule Böwe), als auf einmal Xavier (Branko Samarovski) vor ihnen steht und behauptet, er sei ihr Vater. Denn eigentlich sollte der ja tot sein, seit einigen Jahrzehnten schon. Stattdessen war er aber in Argentinien. Nun ist er zurück, ohne Krankenversicherung, ohne Rente. Und vor allem: ohne Bleibe. Eines der drei Kinder solle ihn jetzt bei sich aufnehmen, so wird ihnen bei der Behörde gesagt. Nur haben die darauf so gar keine Lust. Zu groß ist die Wut auf den Fremden, der sie als Kind im Stich gelassen hat und dann wie aus heiterem Himmel bei ihnen auftaucht. Nur widerwillig lassen sie sich doch noch darauf ein, was aber immer recht schnell im Chaos endet …

Familie als Verpflichtung?

Es gehört ein bisschen zum Generationenvertrag dazu, dass die Menschen sich irgendwann um ihre Eltern kümmern und ihnen damit die Unterstützung zurückgeben, die sie selbst einmal als Kind bekommen haben. Doch was, wenn es diese frühe Unterstützung nicht gegeben hat? Die Idee hinter Nimm du ihn ist sicherlich interessant, wenn hier ganz Grundsätzliches zu Familie und damit einhergehenden Verpflichtungen hinterfragt wird. Denn auch wenn die Vorstellung erst einmal fürchterlich ist, einen alten, mittellosen Mann auf der Straße auszusetzen, ganz verdenken kann man es den dreien nicht. Nicht nur, dass sie ihr Leben lang auf einen Vater hatten verzichten müssen. Es wurde ihnen auch noch gesagt, es gäbe ihn gar nicht. Da darf man schon einmal sauer sein.

Allerdings hat Regisseur und Co-Autor Michael Hofmann (Eden) nur bedingt Interesse daran, diese Grundsatzfragen zu verfolgen. Ob es eine lebenslange, bedingungslose Verpflichtung gegenüber Familienmitgliedern gibt, wird nicht beantwortet. Stattdessen verfolgt er in Nimm du ihn lediglich das Ziel der Unterhaltung und vertraut dabei auf zwei Aspekte. Zum einen zielt er auf die Lachmuskeln, wenn die drei Geschwister vergeblich versuchen, den Vater wieder loszuwerden, und dieser für jede Menge Chaos sorgt. Gleichzeitig soll der Film eine versöhnliche Note haben. Schließlich handelt es sich um einen Titel des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Da soll dem Publikum nicht wirklich viel zugemutet werden.

Mutlos und ohne echten Witz

Das ist natürlich schon auch legitim: Nicht jeder Film muss fordern. Manchmal ist nette Berieselung auch in Ordnung. Im Fall von Nimm du ihn fällt aber schon sehr auf, dass an allen Ecken und Enden der Mut gefehlt hat, teilweise auch die Konsequenz. Ob es nun der Nebenstrang ist um eine schwierige Schülerin ist oder die abstruse Geschichte um wertvolle Bilder, das löst sich alles nur halbherzig auf. Vor allem aber bei der Annäherung des Vaters und seiner drei Kinder hätte man sich mehr Mühe geben dürfen. Dass sich zum Schluss alle in die Arme fallen, das weiß man schließlich von der ersten Begegnung an. Das bedeutet aber nicht, dass man da nicht auch mal etwas Arbeit investieren darf, anstatt einfach nur irgendwann faul den Schalter umzulegen.

Völlig missglückt ist Nimm du ihn damit zwar nicht. Hin und wieder sind da schon ein paar nette Szenen dabei. Wenn sich die drei rauszureden versuchen oder sich gegenseitig den Alten zuschieben, ist das nicht ganz unwitzig. Auch die Momente etwa mit dem Enkel können sich sehen lassen. Nur ist das alles viel zu wenig, zu harmlos und oberflächlich. Das komische Talent etwa von Andrea Sawatzki und Simon Schwarz wird kaum genutzt. In Folge plätschern die anderthalb Stunden vor sich hin, ohne dass es zu größeren Lachern kommen würde, von nennenswerten Erkenntnissen ganz zu schweigen. Wer das alles nicht braucht, sondern einfach nur anderthalb Stunden abschalten will, kann es hiermit versuchen. Eine Enttäuschung ist das Ergebnis dennoch.

Credits

OT: „Nimm du ihn“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Michael Hofmann
Drehbuch: Michael Hofmann, Bert Koß
Musik: Daniel Sus
Kamera: Lutz Reitemeier
Besetzung: Branko Samarovski, Andrea Sawatzki, Simon Schwarz, Jule Böwe, Karolina Lodyga, Thomas Limpinsel, Andreas Pietschmann, Katharina Schüttler

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In „Nimm du ihn“ stellen drei Geschwister fest, dass der seit Jahrzehnten totgeglaubte Vater quicklebendig ist und sie sich nun um ihn kümmern sollen. Die Idee hinter der Geschichte ist interessant, der Film selbst ist es nicht. Weder werden die Themen nennenswert vertieft, noch kommt es zu wirklich komischen Szenen. Stattdessen plätschert das hier nett anderthalb Stunden vor sich hin.
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von 10