The Forgiven
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The Forgiven

Inhalt / Kritik

The Forgiven Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft
„The Forgiven – Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft“ // Deutschland-Start: 25. März 2021 (DVD)

Die Apartheid in Südafrika hat ein Ende. Doch die Aufarbeitung dieser schwierigen Zeit und der zahlreichen begangenen Verbrechen hat gerade erst begonnen. Erzbischof Desmond Tutu (Forest Whitaker) hat es sich zur Aufgabe gemacht, als Leiter der Wahrheits- und Versöhnungskommission diesen Prozess voranzutreiben. Zu diesem Zweck trifft er auch den Mörder Piet Blomfeld (Eric Bana), der in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt und auf Gnade hofft. Die Aussichten darauf stehen jedoch nicht gut. Blomfeld verweigert jede Zusammenarbeit, geht stattdessen auf Konfrontationskurs, mit zahlreichen Beleidigungen und Provokationen. Doch Tutu ist fest von der Möglichkeit der Reue und der Vergebung überzeugt und lässt sich daher nicht aus der Ruhe bringen …

Über ein Leben mit dem Hass

Eines der wichtigsten Themen, welches in den letzten Jahren die Menschen bewegt hat, war sicherlich das des Rassismus. Auf der einen Seite streben immer mehr Volksverhetzer nach oben, nutzen ihren Einfluss, um andere auszuschließen oder zu Sündenböcken zu machen. Gleichzeitig wächst aber auch das Bewusstsein, dass Rassismus mehr bedeutet, als dümmliche Parolen zu verbreiten. Und dass es mehr braucht, um diese Gräben überwinden zu können. Insofern ist es nicht unpassend, wenn mit The Forgiven jetzt mit einigen Jahren Verspätung doch noch bei uns erscheint. Denn hier wird gleichzeitig der Blick nach hinten wie nach vorne gerichtet.

Die Apartheid, eine über Jahrzehnte verfolgte Politik der Rassentrennung in Südafrika, bietet sich dafür an. Schwarze wurden ganz legal enteignet, vertrieben oder anderweitig diskriminiert. Hinzu kamen die vielen brutalen Verbrechen, welche ohne Folgen blieben. Eines davon nimmt in The Forgiven eine etwas prominentere Position ein: Der Mord an einer schwarzen Jugendlichen und die Suche nach den Verantwortlichen wird zu einem Anlass, um sich allgemein der Vergangenheit zu stellen. Dass dabei viel Hässliches herauskommt, sogar herauskommen muss, das steht von Anfang an fest. Es geht schließlich darum, das eher abstrakte Grauen dieser Jahre zu konkretisieren und mit einem Bild zu versehen, welches stellvertretend für die vielen Opfer steht.

Der Täter im Mittelpunkt

Irritierend ist dabei jedoch, wie sich der Film stärker auf die Täter konzentriert als auf diese Opfer. Die Mutter der besagten Jugendlichen darf zwar vereinzelt mal etwas sagen, hat zum Schluss auch einen großen Auftritt. Doch Regisseur Roland Joffé (The Killing Fields – Schreiendes Land) und sein Co-Autor Michael Ashton, der das zugrundeliegende Theaterstück geschrieben hat, befassen sich nicht wirklich damit, welche Folgen diese Gräueltaten haben. Wichtiger ist ihnen, das Grauen selbst zu personalisieren, ihm Namen und Gesicht zu geben und somit der Anonymität zu entreißen. Dabei ist Blomfeld eine fiktive Figur, anders als Tutu, der als Geistlicher und Aktivist zu einem Symbol für den Kampf gegen die Apartheid-Politik wurde.

Diese Vermenschlichung ist dabei nicht unproblematisch, da sie gleichzeitig mit einer Art Absolution einhergeht. Andererseits ist genau das nun einmal das Anliegen von The Forgiven: die Vergangenheit angehen und hinter sich lassen, es anders und neu und besser machen. Das darf man dann bewegend und schön finden, vor allem wenn es später sehr dramatisch umgesetzt wird. Andere dürften das gut gemeinte Drama eher als naiv und weltfremd empfinden, wenn hier fest daran geglaubt wird, dass diese Gräben überwunden werden können, wenn man sich darauf einlässt – zumal das bei Blomfeld letztendlich doch recht flott geht.

Duell der Weltansichten

Sehenswert ist der Film zumindest an manchen Stellen aber schon. Wenn der von einer geradezu unheimlichen Seligkeit erfüllte Tutu und der abstoßende Mörder aufeinandertreffen, dann prallen da schon Welten aufeinander. Zumal Forest Whitaker (Ghost Dog – Der Weg des Samurai) und Eric Bana (Black Hawk Down) völlig in ihren jeweiligen Rollen aufgehen und damit eine Art Duell ermöglichen. Die Geschichten drumherum hinterlassen jedoch weniger Eindruck, da sie tendenziell zu kurz ausfallen, Entwicklungen hastig übersprungen werden oder irgendwie einfach mittendrin enden. The Forgiven ist damit ein im Grundsatz wichtiger Film, der trotz des historischen Kontextes einiges zu unserer heutigen Zeit beizutragen hat. Bei der Umsetzung wäre aber ein stärkerer Fokus, verbunden mit mehr Tiefgang, wünschenswert gewesen.

Credits

OT: „The Forgiven“
Land: UK
Jahr: 2017
Regie: Roland Joffé
Drehbuch: Roland Joffé, Michael Ashton
Vorlage: Michael Ashton
Musik: Zethu Mashika
Kamera: William Wages
Besetzung: Forest Whitaker, Eric Bana, Jeff Gum

Bilder

Trailer

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In „The Forgiven“ trifft der Erzbischof Desmond Tutu auf einen verurteilten Mörder, was zu einer Auseinandersetzung mit der Apartheid-Vergangenheit führt. Das Thema der Versöhnung und die Aufarbeitung von vergangenem Leid ist zweifelsfrei wichtig und gut gemeint. Die konkrete Ausgestaltung ist jedoch in mehrfacher Hinsicht fragwürdig und lässt am Ende die notwendige Tiefe vermissen.
5
von 10