Harry Potter und der Orden des Phönix
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Harry Potter und der Orden des Phönix

Inhalt / Kritik

Harry Potter
„Harry Potter und der Orden des Phönix“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2007 (Kino) // 6. September 2018 (DVD/Blu-ray)

Im Leben von Harry Potter (Daniel Radcliffe) geht es drunter und drüber. Erst wird er in der Welt der Menschen von Dementoren angegriffen. Als er sich dagegen wehrt, führt dies beinahe zu seinem Rauswurf aus der Hogwarts Schule für angehende Zauberer. Und direkt nach seinem Freispruch wartet bereits der nächste Ärger. So wird Dolores Umbridge (Imelda Staunton) vom Ministerium als neue Lehrerin eingesetzt und terrorisiert die Klassen mit strengen Regeln und einem strikten Zauberverbot. Gleichzeitig wächst mit jedem Tag die Macht seines Erzfeindes Lord Voldemort (Ralph Fiennes). Um diesem nicht ganz schutzlos ausgeliefert zu sein, beginnen Harry, Ron Weasley (Rupert Grint), Hermione Granger (Emma Watson) und andere, im Geheimen an ihren Schutzzaubern zu arbeiten …

Die Herausforderung der Länge

Man mag noch so viel Bewunderung für den Einfallsreichtum von J. K. Rowling aufbringen, die mit ihrer Saga um den Zauberschüler Harry Potter eine der erfolgreichsten Romanreihen aller Zeiten geschaffen hat, einen Vorwurf muss sie sich schon gefallen lassen: Die Kunst des Kurzfassens hat sie nie gelernt. So wurden ihre Bücher mit der Zeit immer umfangreicher, der fünfte Band Harry Potter und der Orden des Phönix brachte es in der deutschen Fassung auf über 1000 Seiten. Dieser Hang zu Exzessen stellte später diverse Regisseure und Drehbuchautoren vor die gleichzeitig dankbare und undankbare Aufgabe, aus den Vorlagen noch Spielfilme zu machen, welche den handelsüblichen Laufzeiten entsprechen. Wer schaut sich schon einen Film für eine potenziell jüngere Zielgruppe an, der vier Stunden dauert?

Niemand, dachte sich wohl David Yates, der zuvor hauptsächlich im Fernsehen tätig war und seit dem 2007 veröffentlichten Harry Potter und der Orden des Phönix fast ausschließlich in diesem Franchise Filme drehte. Und so ist sein Debüt in der Reihe mit gerade mal 138 Minuten der kürzeste aller Teile. Nun ist Länge natürlich kein ausschließliches Kriterium für die Qualität eines Filmes. Wichtig ist, dass die Balance stimmt, das Tempo stimmt, man genug liefert, um Themen zu vertiefen, ohne sich dabei gleich wieder in Details zu verlieren. Wie schwierig diese Aufgabe sein kann, zeigt dieser Film, bei dem man immer wieder das Gefühl hat, dass da etwas nicht ganz passt, manches zu lang ist, anderes zu kurz.

Nur wenig Fortschritte

So wird beispielsweise um den titelgebenden Orden ein großes Geheimnis gemacht, was entsprechend Zeit kostet. Gleichzeitig ist es aber so, dass daraus keine wirklichen Erkenntnisse erwachsen, weswegen dieses Element viel Lärm um nichts bedeutet. Allgemein dauert es sehr lange, bis die Geschichte an sich mal wirkliche Fortschritte macht. Dass es eine spezielle Verbindung zwischen Harry und Voldemort gibt, das ist schließlich seit Beginn der Reihe klar. In Harry Potter und der Orden des Phönix wird das nur in winzigen Schritten vorangetrieben. Stattdessen befasst sich ein Großteil des Films mit der Revolte gegen Umbridge, die von Anfang an als eine sekundäre Antagonistin eingeführt wird. Dabei steht sie aber nur bedingt in einem Zusammenhang mit dem großen Rahmen, weshalb die meisten Figuren anderweitig beschäftigt sind, ohne dass die Handlung nennenswert vorangetrieben wird.

Dafür ist Umbridge selbst ein absolutes Highlight. Bei der Besetzung innerhalb der Filmreihe zeigte man eigentlich immer wieder ein gutes Händchen. Zu dem ohnehin schon geradezu absurd prominenten britischen Ensemble gesellte sich dieses Mal Imelda Staunton (Amulet – Es wird dich finden, The Awakening) hinzu. Diese schafft es auch fantastisch, Grausamkeit in ein vermeintlich harmloses Äußeres zu packen. Der sehr offensive Fokus auf die Farbe Rosa und die vielen süßen Katzenbilder gehen mit mittelalterlichen Ansichten und einer Neigung zum Sadismus einher, welche Stoff für Alpträume liefert. Ein weiterer wertvoller Neuzugang ist Evanna Lynch als entrückte Luna Lovegood, die einzige, die Harrys verstörenden Visionen zunächst Glauben schenkt. Letztere sind ein großes Thema in Harry Potter und der Orden des Phönix, mehr noch als zuvor. Je älter Harry wird, umso größer wird der Einfluss der dunklen Mächte, umso größer werden in ihm Verzweiflung und Wut.

Die Frage nach dem Warum

Der starke Fokus auf diesen Aspekt und den geheimen Kampf gegen Umbridge hat jedoch zur Folge, dass viele weitere Figuren und Themen kaum ausgearbeitet werden. Selbst viele wichtige Figuren werden hier zu Statisten reduziert, die vielleicht mal eine oder zwei Minuten lang irgendwo herumstehen dürfen. Das zunehmend schwierige Verhältnis zwischen Harry und den anderen wird nur kurz angeschnitten und später wieder fallen gelassen. Andere Konflikte und Vorgeschichten müssen im Schweinsgalopp abgearbeitet werden. Dadurch hakt Harry Potter und der Orden des Phönix dann zwar viel auf der To-Do-Liste ab, hinterlässt jedoch kaum Wirkung – dafür viele offene Fragen und Logiklöcher. Selbst wer die vorangegangenen Filme alle gesehen hat, wird ohne die Bücher an vielen Stellen fragen: Was sollte das jetzt eben? Dadurch ist der fünfte Teil klar schwächer als die Vorgänger, die zum Teil zwar auch mit der Balance kämpften, aber doch fokussierter waren, anstatt wie hier so viel durchzupeitschen, das am Ende belanglos ist, weil nichts draus gemacht wurde.

Credits

OT: „Harry Potter and the Order of the Phoenix“
Land: UK, USA
Jahr: 2007
Regie: David Yates
Drehbuch: Michael Goldenberg
Vorlage: J. K. Rowling
Musik: Nicholas Hooper
Kamera: Sławomir Idziak
Besetzung: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Ralph Fiennes, Michael Gambon, Gary Oldman, Alan Rickman, Imelda Staunton, Evanna Lynch

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA Awards 2008 Bestes Szenenbild Stuart Craig, Stephenie McMillan Nominierung
Beste Spezialeffekte Tim Burke, John Richardson, Emma Norton, Chris Shaw Nominierung

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In „Harry Potter und der Orden des Phönix“ bekommen es die Schüler und Schülerinnen mit einer sadistischen Lehrerin zu tun, während sie im Geheimen gegen den großen Zauberer kämpfen. Der Film tut sich schwer damit, die Vielzahl an Themen wirklich zu behandeln und den ganzen Figuren gerecht zu werden. Am Ende stimmt die Balance nicht: Die Haupthandlung geht zu wenig voran, die Nebenaspekte werden unbefriedigend abgehandelt. Trotz einer grandiosen Gegenspielerin ist der fünfte Teil daher ein ganzes Stück schwächer.
6
von 10