Vanguard – Elite Special Force
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Vanguard – Elite Special Force

Inhalt / Kritik

Vanguard Elite Special Force
„Vanguard – Elite Special Force“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Der erste Versuch, den Geschäftsmann Qin Guoli (Jackson Lou) zu entführen, ist schief gegangen, auch wegen des schnellen Eingriffs von Vanguard, der von Tang Huanting (Jackie Chan) geleiteten Personenschutz-Agentur. Doch so leicht lässt sich die arabische Terrororganisation nicht von ihrem Ziel abbringen. Schließlich will sie von ihm das Geld, das ihr gehört. Und so reisen die Männer nach Afrika, um Fareeda (Ruohan Xu) zu entführen, die Tochter Qins, und das Geld zu erpressen. Dieses Mal sind sie erfolgreich. Obwohl Vanguard erneut zur Stelle ist, gelingt es dem Söldner Broto (Brahim Achabbakhe) sowohl Fareeda wie auch Lei Zhenyu (Yang Yang), einer der Männer Vanguards, gefangen zu nehmen. Für Tang ist klar, dass er dem nicht tatenlos zusehen kann, weshalb er und sein Team die Reise in den Mittleren Osten antreten, um die beiden zu befreien …

Abstellgleis Actiongenre

Es liegt ein wenig in der Natur der Dinge, dass für so manchen Schauspielstar im Alter nur billig produzierte Actionfilme übrig bleiben. Das gilt für westliche Ex-Stars wie Bruce Willis und Nicolas Cage. Aber auch Chinas Exportschlager Jackie Chan hat schon mal bessere Tage gesehen. Das betrifft nicht allein die körperlichen Fähigkeiten, die selbst bei einem Ausnahmekämpfer wie ihm irgendwann nachlassen. Es betrifft vor allem auch seine Filmwahl, die in den letzten Jahren mindestens fragwürdig war. Im besten Fall kommt noch belangloses Mittelmaß wie bei Kung Fu Yoga – Der goldene Arm der Götter heraus. Aber es kann auch richtig schlecht werden, wie das völlig vermurkste Science-Fiction-Debakel Bleeding Steel bewies.

Leider handelte es sich dabei nicht um einen einmaligen Ausrutscher, wie Chans neuester Film Vanguard – Elite Special Force beweist. Das Gute vorweg: Der Veteran weiß selbst, dass er in die Jahre gekommen ist. Anders als etwa Donnie Yen wird da auch nicht versucht, durch schnelle Schnitte oder andere Tricks so zu tun, als wäre er zwanzig Jahre jünger. Vielmehr genießt der Schauspieler seine Rolle als Mentor, begegnet dem Ganzen auch mit einer guten Portion Selbstironie. Humor war bekanntlich immer ein größerer Faktor in seinen Filmen, wenn halsbrecherische Akrobatik auf Slapstick traf. Und zumindest hin und wieder schimmert das auch hier noch durch.

Unfreiwillige Komik

Andere Elemente fallen hier hingegen in die Rubrik „unfreiwillig“ komisch. Ganz besonders übel sind mal wieder die am Computer erstellten Tiere. Dass chinesische Filme in Sachen Spezialeffekte noch nicht auf dem Niveau von Hollywood-Filmen sind, ist bekannt, lässt sich grundsätzlich aufgrund des niedrigeren Budgets auch entschuldigen. Ganz so billig wie in Vanguard – Elite Special Force muss das aber doch nicht aussehen. Wenn beispielsweise der völlig unglaubwürdige Auftritt von Löwen Lachanfälle statt Spannung verursacht, dann läuft da schon einiges schief. Nicht dass man sich bei dem Film allgemein um Realismus geschert hätte. Wenn Paradiesvögel gezeigt werden, um Europäer als skrupellose Jäger anzuklagen, hat das zwei Schönheitsfehler: 1. Der Film verschweigt, dass heute Tiere gerne für chinesische Käufer gejagt werden. 2. Es gibt in Afrika überhaupt keine Paradiesvögel.

Solche plumpen nationalistischen Untertöne gibt es in Vanguard – Elite Special Force zuhauf. Natürlich ist das kein auf diesen Film oder China beschränktes Phänomen. Hollywood feierte sich lange Zeit selbst mit einem derartigen Hurra-Patriotismus. Andere Länder sind nicht minder schlimm. Das macht die grauenvollen Propaganda-Dialoge aber nicht erträglicher. Wann immer irgendjemand den Mund aufmacht, bluten einem schnell die Ohren, unabhängig vom Inhalt. Und selbst wenn keiner spricht, muss man schon hart im Nehmen sein, um den geballten Blödsinn unbeschadet zu überstehen. Als Parodie hätte das vielleicht funktioniert, nicht aber in der Form hier.

Kämpfe sind auch nicht alles

Nun kann man all das natürlich ignorieren, die dumme Geschichte, die nicht vorhandenen Charaktere, die miese Optik, um sich auf das zu konzentrieren, weshalb man sich einen solchen Film anschaut: die Action-Szenen. Doch auch da kann Vanguard – Elite Special Force nicht so wirklich überzeugen. Hin und wieder wird es mal spaßig, etwa bei einer turbulenten Verfolgungsjagd im Wasser. In der Hinsicht hätte jedoch noch viel mehr kommen müssen. Stattdessen verließ man sich darauf, einfach möglichst unterschiedliche Settings zu nehmen und darauf zu bauen, dass dem Publikum die langweiligen Choreografien nicht auffallen. Aufgrund der starken Künstlichkeit und der Hektik hinterlässt die Weltreise aber nicht den Eindruck, den sie sollte. Diese Elite-Einheit ist vielmehr Genre-Bodensatz.

Credits

OT: „Vanguard“
Land: China
Jahr: 2020
Regie: Stanley Tong
Drehbuch: Stanley Tong
Musik: Nathan Wang
Kamera: Chi-Wah Lee
Besetzung: Jackie Chan, Fady Zaky, Ai Lun, Yang Yang, Miya Muqi, Ruohan Xu, Brahim Achabbakhe, Jackson Lou

Bilder

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„Vanguard – Elite Special Force“ führt das Publikum einmal rund um die Welt, wenn eine arabische Terrororganisation einen chinesischen Geschäftsmann im Visier hat. Sehenswert ist das Ergebnis aber nicht. Selbst wer den plumpen Nationalismus, die grauenvollen Dialoge und die nicht vorhandenen Charaktere ignorieren kann, muss sich auf billige Optik und Kämpfe einstellen, die nur vereinzelt mal tatsächlich Spaß machen.
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von 10