Mum Mum Mum mama mama mama

Mum, Mum, Mum

Kritik

Mum Mum Mum mama mama mama
„Mum, Mum, Mum“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

An einem heißen Sommertag ertrinkt die fünfjährige Erin (Florencia González) im Pool im Garten ihrer Familie. Ohne zu wissen was geschehen ist, wartet ihre zwölfjährige Schwester Cleo (Siumara Castillo) stundenlang auf die Rückkehr ihrer Mutter und Schwester. Als nach einiger Zeit ihre Tante mit Cleos Cousinen Nerina (Chloé Cherchyk), Leoncia (Matilde Creimer Chiabrando) und Manuela (Camila Zolezzi) ins Haus kommt, beginnt Cleo zu ahnen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Unterdessen hat sie mit eigenen Problemen zu kämpfen und ist sich ihrer Rolle in der Familie und der Welt unsicher. Zusätzlich sieht Cleo sich nun mit dem tragischen Tod ihrer Schwester konfrontiert. Und auch ihre Mutter, sowie ihre Tanten, Cousinen und ihre Großmutter, die zur Unterstützung der Familie in den nächsten Tagen im Haus unterkommen, haben eine ganz eigene Art zu trauern.

Viele Themen in kurzer Zeit
In nur etwa einer Stunde Spielzeit diskutiert Mum, Mum, Mum eine Vielzahl komplexer Themen. Neben Trauer werden von Pubertät über Körperbilder bis hin zum Umgang mit Einsamkeit in kürzester Zeit verschiedenste Konflikte angerissen.  Schnell wird deutlich, dass das Idyll, welches das Haus der Familie vorzugeben scheint, trügt. Was zunächst nach einem Ort für einen unbeschwerten Sommer aussieht, wandelt sich schnell in einen Platz, an dem sich die Probleme der Protagonistinnen anhäufen. Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Cleo. Zum schmerzhaften Verlust ihrer Schwester Erin kommt die erste Menstruation und das erste Reflektieren über die eigene Identität und Sexualität. In Flashbacks, inneren Monologen und Traumsituationen muss sich Cleo ihren Ängsten stellen.

Unterstützung erhält sie dabei von ihren drei Cousinen, die eigene, teilweise ganz ähnliche Erfahrungen mit dem Erwachsenwerden in einer männerdominierten Welt gemacht haben. Doch auch den anderen Protagonistinnen wird in Mum, Mum Mum eine eigene Perspektive auf die tragischen Ereignisse eingeräumt. Dass im Film nur Frauen zum Sprechen kommen, scheint eine bewusste Wahl zu sein. Das Haus fungiert dabei als eigene Welt, die abgeschottet von männlichen Denkweisen und Rollenerwartungen existiert. Unterstützt wird dieses Bild von den überzeugenden Darstellungen der jungen Schauspielerinnen. Dass sie ebenso wie die Regisseurin neu in der Filmwelt sind, ist ihnen nicht anzumerken. Mit großer Harmonie untereinander führen die Darstellerinnen glaubhaft durch ein Wechselbad der Gefühle. Während die Vielzahl der Perspektiven Interesse weckt, geht der inhaltliche Fokus unweigerlich leider immer wieder zu schnell verloren. Fast schon fragmenthaft wird von einer Perspektive zur anderen gesprungen und es fällt bisweilen schwer zu erkennen, aus welcher Sicht erzählt wird. Und auch die Verbindung zum Ausgangspunkt, dem tragischen Unfalltod der jungen Erin, geht zeitweise verloren.

Detaillierter Einblick in eine Welt der Frauen
Trotzdem kommt im Film keinesfalls Hektik auf. Die Protagonistinnen in Mum, Mum, Mum erforschen die einzigen Handlungsorte, das Haus und den dazugehörenden Garten, bis ins kleinste Einzelteil. In Detailaufnahmen wird ein Einblick in das Leben von Cleo und ihrer Familie gegeben.  Dem Zuschauer wird Zeit gelassen, ausführlich die Mimik der Protagonistinnen zu beobachten, den Geräuschen im Haus zu lauschen und sich Details genauestens einzuprägen. Die Geräusche der Umwelt harmonieren dabei mit einer ruhigen, unauffälligen Filmmusik.

Bei der diesjährigen Berlinale feierte der Film in der Sektion Generation Kplus seine Premiere. Dort erhielt das Spielfilmdebüt der erst 24-jährigen Regisseurin Sol Berruezo Pichon-Rivière prompt eine lobende Erwähnung durch die Jury. Angesichts einer Welt, in der Frauenrechte zunehmend in Frage gestellt werden, ist Mum, Mum, Mum, an dessen Produktion ausschließlich Frauen beteiligt waren, ein überzeugendes Plädoyer für eigenständige und solidarische Weiblichkeit in Krisenzeiten.

Credits

OT: „Mamá, Mamá, Mamá“
Land: Argentinien
Jahr: 2020
Regie: Sol Berruezo Pichon-Rivière
Drehbuch: Sol Berruezo Pichon-Rivière
Musik: Jirí Alvriv
Kamera: Rebeca Siqueira
Besetzung: Siumara Castillo, Florencia González,  Chloé Cherchyk, Camila Zolezzi, Matilde Creimer Chiabrando

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Mum, Mum, Mum“ ist ein berührender Film über den Umgang mit Trauer, Aufwachsen und Weiblichkeit, der in seiner Detailverliebtheit seinesgleichen sucht. Obwohl dem Film oft ein roter Faden fehlt, ist das in nur knapp einer Stunde dargestellte Wechselbad der Gefühle ein bemerkenswertes Debüt der jungen Regisseurin Sol Berruezo Pichon-Rivière.
7
von 10