Evil Eye Amazon Prime Video
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Evil Eye

Kritik

Evil Eye Amazon Prime Video
„Evil Eye“ // Deutschland-Start: 13. Oktober 2020 (Amazon Prime Video)

Pallavi (Sunita Mani) braucht einen Mann, und zwar dringend! Dieser Überzeugung zumindest ist ihre Mutter Usha (Sarita Choudhury), die sie nach bester indischer Tradition verheiraten will. Dafür braucht es einen netten Kerl aus einer guten Familie, vorzugsweise reich. Dummerweise will die in New Orleans lebende Tochter sich aber nicht darauf einlassen, ist schon viel zu amerikanisch, um sich einfach so vorschreiben zu lassen, wen sie heiraten soll. Stattdessen hat sie sich Sandeep (Omar Maskati) ausgesucht, dem sie eines Tages zufällig über den Weg läuft. Tatsächlich scheint er der Mann ihrer Träume zu sein. Usha ist da aber ganz anderer Ansicht, erinnert er sie doch an einen Vorfall, der viele Jahre zurückliegt …

Nachdem Netflix seit Jahren schon mit der Horror-Flut zu Halloween gut fährt, wollte der große Konkurrent Amazon diesmal selbst von dem saisonal gesteigerten Bedürfnis nach düsteren Geschichten profitieren. Dafür tat man sich sogar mit Blumhouse Productions zusammen, einem der erfolgreichsten Anbieter des Genrefilms, und bot gleich vier Filme an, die unter dem Namen „Welcome to Blumhouse“ vermarktet werden. Das hörte sich gut an. Das Ergebnis ist es jedoch weniger. Die ersten beiden Werke The Lie und Black Box taten sich zwar schon durch interessante Szenarios und Fragestellungen hervor, hatten aber jeweils ihre Mängel.

Zwischen Kulturstreit und Geschlechterrollen
Das gilt leider auch für den dritten Film Evil Eye. Erneut gibt es relevante und spannende Themen, die Anlass für Diskussionen bieten. Genauer sind es zwei Punkte, mit denen das Werk sich vom Genreeinerlei abheben will. Der eine betrifft den Wettstreit zwischen Tradition und Moderne, verbunden mit kultureller Identität. Wenn die Eltern noch in Indien leben und die dort vorherrschenden Bräuche an die Tochter weitergeben wollen, die jedoch in den USA und damit einem komplett anderen Kulturkreis lebt, dann bringt das automatisch Konfliktpotenzial mit sich. Der Film erinnert in diesen Momenten etwas an solche Culture-Clash-Produktionen wie Noch nie in meinem Leben … oder The Big Sick.

Verbunden wird dies mit Überlegungen zu Geschlechterrollen. Während die indische Mutter darauf pocht, dass eine Frau in erster Linie dazu geschaffen ist, Gattin zu sein und Kinder zu bekommen, will die amerikanisch geprägte Tochter mehr. Nicht nur, dass sie sich ihren Mann selbst aussuchen möchte. Sie träumt auch davon zu schreiben und sich damit selbst zu verwirklichen. Dass sie diesen Traum wahr machen will, indem sie sich einem Mann ausliefert, entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie. Die große Unabhängigkeit, die sie für sich einfordert, ist dann doch nur ein theoretisches Konzept, was zwar Usha bewusst ist, jedoch nicht Pallavi.

Interessantes Szenario, mäßige Spannung
Daraus hätte man sicherlich etwas Interessantes machen können. Evil Eye verpasst es aber, diese Themenkomplexe konsequent zu verfolgen und zu einer wirklichen Aussage auszubauen. So hat die US-Produktion zwar schon feministische Tendenzen, wenn Mutter wie Tochter lernen müssen, sich von der Unterdrückung durch die Männer zu befreien. Aber das bleibt schon rudimentär. Der Film hält sich zu sehr mit Klischees auf, die Figuren sind langweilige Stereotype ohne echte Persönlichkeit. Das Drehbuch ist völlig frei von Überraschungen, geht bei allem lieber auf Nummer sicher. Von der ersten Begegnung an weiß man ziemlich genau, wie das alles weiterläuft.

Spannend ist Evil Eye deshalb nicht gerade. Am besten gelingt es dem Film noch, die Sorgen und Verzweiflung der Mutter darzustellen, die von Indien aus versucht, das weit entfernte Unglück aufzuhalten – auch wegen einer engagiert auftretenden Sarita Choudhury (Ein Hologramm für den König). Das eigentliche Finale ist dafür sehr unspektakulär, die folkloristischen Horroraspekte dürfte ebenfalls wenig Eindruck hinterlassen. Wer auf der Suche ist nach ein bisschen Nervennahrung zu Halloween, wird hiermit daher eher weniger glücklich werden: Der Aufbau ist zu lang, die Rückblicke etwas plump. Besser funktioniert das als Weitergabe von kollektivem Trauma und als Kritik an überholten Strukturen. Die große Begeisterung will dabei aber so oder so nicht aufkommen.

Credits

OT: „Evil Eye“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Elan Dassani, Rajeev Dassani
Drehbuch: Madhuri Shekar
Musik: Ronit Kirchman
Kamera: Yaron Levy
Besetzung: Sarita Choudhury, Sunita Mani, Omar Maskati, Bernard White

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In „Evil Eye“ verliebt sich eine in New Orleans lebende junge Frau indischer Abstammung in einen Mann, was ihre Mutter in der Heimat in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Der Film spricht dabei interessante Themen an von Culture Clash bis Geschlechterrollen, generiert daraus aber kaum Spannung – auch weil zu viel auf Klischees vertraut wird.
5
von 10