Ongaku Our Sound
© Nikkatsu

Kritik

Ongaku Our Sound
„On-Gaku: Our Sound“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Kenji, Asakura und Ota mögen ja den Spitznamen die drei Musketiere haben. Bislang sind die drei High School Schüler aber weniger dadurch aufgefallen, dass sie anderen helfen oder sich für irgendeine Sache einsetzen. Stattdessen vertreiben sie sich die Zeit lieber mit Videospielen oder damit, anderen das Leben schwer zu machen. Mehr durch Zufall kommt Kenji jedoch in den Besitz einer Gitarre und beschließt daraufhin, mit den anderen eine Band zu gründen. Ein Name ist schnell gefunden und ehe sie es sich versehen, werden sie – trotz oder wegen ihrer fehlenden Erfahrungen – zu einem Rockfestival eingeladen, wo sie auftreten sollen …

Musik ist für alle da! In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe erfolgreicher Musikfilme gegeben, in denen Künstler oder Künstlerinnen sich an die Spitze singen. Doch egal ob es sich nun um Biopics wie Rocketman oder fiktive Werke à la A Star Is Born handelte, immer war klar, dass es harte Arbeit, Entschlossenheit und sehr viel Talent braucht, um auf die Bühnen dieser Welt zu gehen. Entschlossen mögen die drei Jungs von On-Gaku: Our Sound sein, wenn sie sich über alles hinwegsetzen, um eine Band zu gründen. Das mit der Arbeit ist schon fragwürdiger. Und auch beim Talent dürften viele erst einmal ein größeres Fragezeichen dahinter setzen.

Jeder darf mitmachen
Doch das macht eben den Charme des Animes aus: Die Adaption eines Mangas von Hiroyuki Ohashi handelt eben nicht von den üblichen Überfliegern, die einfach nur die Chance brauchen, die sie verdienen, und anschließend gegen alle Hindernisse ankämpfen. Hier geht es einfach nur um ein paar Jungs, die eines Tages ein paar Instrumente auspacken und wild drauflos hämmern. Das ist technisch nicht versiert, durchdacht sowieso nicht. Erzählt wird auch keine Geschichte à la Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts über Leute, die wie aus dem Nichts zu Stars werden, ohne es darauf angelegt zu haben. Stattdessen vermittelt On-Gaku: Our Sound die Freude am Spielen, die Gemeinsamkeit einer solchen Erfahrung, selbst wenn man nicht genau weiß, was da passiert.

Das klingt nach einem süßlichen Wohlfühlfilm über Selbstverwirklichung. Das ist es aber ebenso wenig wie ein klassisches Läuterungsdrama um jemanden, der zu einem besseren Menschen wird. Kenji wird zwar offener, respektvoller anderen gegenüber, ohne aber dass dabei etwas Allgemeingültiges abgeleitet würde oder er zu einem Vorbild wird. On-Gaku: Our Sound verweigert sich nicht nur an der Stelle den Erwartungen, die man an einen solchen Film haben könnte. Eigentlich weiß man hier nie so genau, was als nächstes passieren wird, weil sich Geschichte und Figuren unentwegt in andere Richtungen weiterbewegen – oder auch mal gar nicht bewegen, wo in anderen Fällen wichtige Wendepunkte kommen.

Die Komik der Kontraste
On-Gaku: Our Sound versucht dabei jedoch nicht, konkret auf Filme oder andere narrative Werke Bezug zu nehmen, ist weder Dekonstruktion noch Parodie. Wenn überhaupt, dann sind es die Referenzen zur Musik und zu Bands, welche auffallen. Aber selbst wer mit diesen nichts anfangen kann, mit der gespielten Musik nichts anfangen kann, darf hier seinen Spaß haben: Der Anime verwendet einen trockenen Humor, dem eines Jim Jarmusch nicht unähnlich. Immer wieder treten Kenji in vollem Ernst auf, selbst wenn es gerade besonders absurd wird, so wie der Film allgemein mit größeren Kontrasten spielt – etwa die Gegenüberstellung von Kenji und dem Sänger einer anderen, ähnlichen klingenden Band.

Die Bilder sind nicht minder ungewöhnlich. Der innerhalb von sieben Jahren entstandene Indie-Titel von Kenji Iwaisawa nutzt bei den Figuren sehr einfache, dafür ausdrucksstarke und abwechslungsreiche Designs, die nichts mit dem zu tun haben, was man in Animes sonst so sieht. Die Hintergründe sind ebenfalls eher schlicht und stilisiert, dafür stimmig. An manchen Stellen kommt überraschend auch noch das Rotoskopie-Verfahren zum Einsatz, wenn Realaufnahmen von Menschen nachgezeichnet werden, was zu deutlich realistischeren Animationen führt. Das passt nicht unbedingt alles zusammen. Aber das macht den Beitrag vom Fantoche Animationsfestival 2020 auch aus: Hier darf alles und jeder zusammenkommen, das Hässliche und das Schöne, das Versierte und das Grobe, um gemeinsam dem Traum der Musik nachzujagen und dabei den eigenen Sound zu suchen.

Credits

OT: „Ongaku“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Kenji Iwaisawa
Drehbuch: Kenji Iwaisawa
Vorlage: Hiroyuki Ohashi
Musik: Tomohiko Banse, Grandfunk, Wataru Sawabe

Trailer

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„On-Gaku: Our Sound“ ist ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Anime über drei Jungs, die spontan eine Band gründen wollen. Mit trockenem Humor und einfachen, dafür ausdrucksstarken Bildern ausgestattet, ist der Film eine Liebeserklärung an die Musik, welche nicht nur die talentierten Überflieger einbezieht, sondern jedem offensteht.
7
von 10