Taipeilove*

Taipeilove*

Kritik

Taipeilove*
„Taipeilove*“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Als im Mai 2019 in Taiwan die gleichgeschlechtliche Ehe offiziell von der Verfassung des Landes anerkannt wurde, war dies nicht nur ein großer Schritt für das Land, sondern für den gesamten asiatischen Kontinent. Taiwan beschritt sowohl gesellschaftlich wie auch politisch Neuland, war es doch das erste asiatische Land, welches nach langem Ringen diese Entwicklung vollzog. Zuvor hatte die dortige LGBTQ-Gemeinde lange und gegen viele Widerstände innerhalb der Gesellschaft wie auch der politischen Kaste gekämpft, um zu diesem Schritt zu gelangen. Ein Weg, der wahrlich nicht nur von Erfolgen geprägt war, sondern zudem von vielen Rückschlägen, welche wiederum ein teils erschreckendes Licht auf die Unterschiede innerhalb der Gesellschaft richteten sowie auf Aspekte wie Toleranz und Akzeptanz anderer Meinungen und Lebensstile.

Inspiriert von der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Deutschland im Jahre 2017 entschloss sich die dort lebende Filmemacherin Lucie Liu einen Blick auf die LGBTQ-Gemeinden in asiatischen Ländern zu werfen und wie ihre Rechte wahrgenommen werden. Im Falle von Taiwan zeigt ihre Dokumentation Taipeilove*, die nun auf dem Taiwan Film Festival Berlin zu sehen ist, die LGBTQ-Gemeinde Taiwans sowie ihre Vertreter, wie sie innerhalb der Gesellschaft akzeptiert wird und in einem weiteren Schritt, wie sie selbst eben jene Gesellschaft mitbestimmt. Wie Liu auf der Indiegogo-Seite des Projekts kundtut, zeigt die Dokumentation, was progressiv ausgerichtete und tolerante Gesellschaften erreichen können.

Das Private und das Öffentliche
In den knapp 70 Minuten Laufzeit der Dokumentation blickt Liu chronologisch auf die Ereignisse, die letztlich zu der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe 2019 geführt haben. Neben Archivmaterial greift sie dabei hauptsächlich auf ihre Gespräche mit Kevin, David und Sarah zurück, drei junge Menschen, die über ihr Leben, ihr Coming-out und die Reaktionen ihrer Freunde und Verwandte darauf sprechen. Parallel zu ihren Geschichten spricht Liu noch mit anderen Persönlichkeiten wie beispielsweise Repräsentanten der Taiwan Alliance to Promote Civil Partnership Rights (TAPCPR), Gesetzesgebern sowie Aktivisten. Durch diese vielen Perspektiven, die sowohl das Private wie auch das Gesamt-Gesellschaftliche umfassen, gelingt ein Blick darauf, inwieweit sich durch den Streit um die Rechte der LGBTQ-Gemeinde eine soziale Kluft auftut, ausgehend von Aspekten wie Einkommen, Wohnort, Bildungsstand und Geschlecht.

Wenngleich vieles nur angeschnitten wird, ist schnell klar, dass es sich bei Taiwan um ein Beispiel handelt, dessen Struktur in vielerlei Hinsicht sinnbildlich für viele andere Länder und deren Gesellschaft steht. Gerade die persönlichen Geschichten über die Schwierigkeiten des Coming-outs in Zusammenhang mit der daran anschließenden Reaktion des Freundeskreises, der Familie oder der Gesellschaft generell, zeichnen ein sehr informationsreiches sowie emotionales Bild des Themas. Darüber hinaus zeigen sich, betont durch die bereits erwähnten Gespräche mit Aktivisten und Repräsentanten, bereits früh die Probleme, gegen die eine Gemeinde wie die LGBTQ anzukämpfen hat genauso wie Vorbehalte und Vorverurteilungen.

Eine besonders interessante Erkenntnis oder These ist die Verbindung der Verfügbarkeit von Informationen und Bildung zu Toleranz und Akzeptanz. Der Unterschied zwischen der Land- und der Stadtbevölkerung sowie das Alter sind weitere Faktoren, wenn es darum geht, welche Akzeptanz die Forderungen der LGBTQ-Gemeinde genießen. Lius Dokumentation scheint viel Hoffnung in die Idee von mehr Information und besserer Bildung zu setzen, der als eine Art Königsweg präsentiert wird, um mit jenen Vorbehalten aufzuräumen.

Credits

OT: „Taipeilove*“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Lucie Liu
Musik: Yu Ching Huang
Kamera: I.-Ting Chen, Wei Chi Lee, Zed Wang

Trailer

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"Taipeilove*" ist eine Dokumentation über die LGBTQ-Gemeinde in Taiwan und ihren Kampf um Gleichberechtigung. Lucie Liu erzählt in einem kritisch-optimistischen Ton davon, welche Möglichkeiten es gibt, Vorbehalte abzubauen und unterstützt dies mit den Entwicklungen Taiwans, die ein Anfang sind, aber keinesfalls das Ende.