The Loved Ones – Pretty in Blood
© Koch Films

The Loved Ones – Pretty in Blood

Kritik

The Loved Ones – Pretty in Blood
„The Loved Ones“ // Deutschland-Start: 25. Februar 2011 (DVD)

Nach dem Unfalltod seines Vaters hat sich im Leben des Teenagers Brent (Xavier Samuel) einiges verändert. Da er sich die Hauptschuld an dem Unfall gibt, isoliert er sich immer mehr von seiner Mutter und nur seine Freundin Holly (Victoria Thaine) schafft es, zu ihm vorzudringen. An besonders schlimmen Tagen, wie nun dem Tag des Abschlussballs, zieht sich Brent für lange Zeit in die Natur zurück, hört Musik und beginnt sich zu ritzen, doch dieses Mal wird er von einem Fremden zunächst betäubt und dann entführt. Nach einer Weile findet er sich im Haus seiner Mitschülerin Lola (Robin McLeary) und ihres Vaters Eric (John Brumpton) wieder, die sich nicht nur als seine Entführer herausstellen, sondern noch einen anderen Plan verfolgen: Weil sich seine Tochter unsterblich in Brent verliebt hat, beschloss Eric kurzerhand diesen zu entführen, als er Lola auf ihre Einladung zum Tanz zu gehen, einen Korb gab. Während Brent von Lolas Obsession erfährt, versuchen Holly und Brents Mutter nachzuverfolgen, wohin der junge Mann gegangen sein könnte. Erst nach einer Weile erkennen sie, dass er nicht weggelaufen ist, wie anfangs vermutet, sondern es sich um eine Entführung handelt. Parallel zu dieser Erkenntnis erhält Brent einen ersten Vorgeschmack darauf, wie Lola seine Zuneigung erzwingen will.

Von Vätern und Geliebten
Mit The Loved Ones legte der australische Regisseur und Drehbuchautor Sean Byrne sein Debüt als Filmemacher vor, welches sogleich auf vielen internationalen Festivals wie dem Toronto International Film Festival und dem San Francisco International Film Festival lief und dort viele Preise gewann. Inhaltlich befasst sich die Mischung aus Horror und Psychothriller mit Themen, wie man sie eher in den Teenagerfilmen eines John Hughes (Breakfast Club – Der Frühstücksclub) vermutet. So ist The Loved Ones eine Geschichte über Ablehnung, Verlust und darüber, was es heutzutage bedeutet schön zu sein sowie die Opfer, die man bereit ist in Kauf zu nehmen, damit man sich schön und begehrt fühlt.

Generell legt Byrnes Film einen hohen Wert auf eine Charakterzeichnung, in der letztlich keine Figur nur reines Dekor ist oder zu einem Opfer des Mörders wird. Gerade die Jugendlichen im Film, nicht nur Lola und Brent, sondern auch Holly oder ihre Freunde sind geprägt von einem eher problematischen Verhältnis zu ihren Eltern, einem Zwiespalt von Abnabelung und Zuneigung, teilweise noch verstärkt durch eine prägende Verlusterfahrung wie bei Brent. Die Väter und Mütter sind gleichfalls gefangen in ihrer Trauer, in der Verarbeitung dieser einen Erfahrung, die sie bisweilen von ihren Kindern entfernt oder sie eine gefährliche, schon inzestuöse Nähe suchen lässt wie im Falle von Lola und Eric. Dennoch behandelt Byrne, wie auch seine Darsteller dieses Verhältnis nicht als eine Variation der Beziehung von Norman Bates zu einer Mutter, sondern als Konsequenz des Bedürfnisses eines Vaters, der seine Tochter glücklich sehen will.

Die Ideologie von Popsongs
Allerdings ist Sean Byrnes Regiedebüt auch als eine teils böse Satire auf jene Vorstellungen von Liebe, Schönheit und Beziehungen zu verstehen, wie sie industriell vor allem in der Welt von Popsongs zu Hause ist. Ein Blick in die Zimmer der jugendlichen Protagonisten, insbesondere das omnipräsente Pink in Lolas Zimmer, das Sammelsurium an Barbie-Puppen, deren Positionierung bereits Rückschlüsse auf die Psyche Lolas zulassen, zeigt nicht nur den Detailgrad der Inszenierung, sondern auch den Zwiespalt der Figuren. Auf der Suche nach Trost aufgrund des Verlusts oder der Ablehnung flüchtet man sich in die Welt des Pop oder Metal, in die totale Verweigerung oder die zweifelhafte Beweihräucherung des stillen Leidens. Die Frage in Kasey Chambers’ Song, ob man für den Partner schön genug sei, deutet diese Sinnsuche an, die für einige der Figuren in einem (buchstäblichen) Zerfleischungsprozess mündet.

Innerhalb dieser Inszenierung sind besonders die Darsteller in The Loved Ones zu loben. Insbesondere die von Robin McLeary mit großer Intensität gespielte Lola bildet den Mittelpunkt dieser Geschichte und erinnert in ihrer Darstellung an die großartige Kathy Bates in Rob Reiners Misery. Der vorschnellen Verurteilung ihres Charakters eilt ihr Spiel voraus, ist sie doch die fast logische Folge jener Ideologie des Gefühls der zuckersüßen Popsongs, der Romane und der Heldengeschichten, deren Realität sie nun im echten Leben verlangt.

Credits

OT: „The Loved Ones“
Land: Australien
Jahr: 2009
Regie: Sean Byrne
Drehbuch: Sean Byrne
Musik: Ollie Olsen
Kamera: Simon Chapman
Besetzung: Xavier Samuel, Robin McLeary, Victoria Thaine, Jessica McNamee, Richard Wilson, John Brumpton

Bilder

Trailer

Filmfeste

Toronto International Film Festival 2009
SXSW 2010
Fantasy Filmfest 2010

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„The Loved Ones“ von Sean Byrne ist ein attraktiver Mix aus Horror und Psychothriller, der unter anderem wegen seiner guten Darsteller und seiner vielen Humorspitzen angenehm auffällt. Thematisch verweist Byrnes Drehbuch immer wieder auf Konzepte von Liebe und Partnerschaft, wie sie heutzutage in den Medien verarbeitet werden und ein fatales, falsches Selbstbild nach sich ziehen. Die mörderischen Eskapaden der Figuren sind im übertriebenen Sinne die Konsequenz eines Ichs, was allen und sich selbst gefallen möchte.
9
von 10