Someone‘s Watching Me Das unsichtbare Auge
© Warner Bros.

Das unsichtbare Auge

Kritik

Someone‘s Watching Me Das unsichtbare Auge
„Das unsichtbare Auge“ // 12. Oktober 2007 (DVD)

Nachdem ihre letzte Beziehung in die Brüche gegangen ist, zieht die gelernte Fernseh-Regisseurin Leigh Michaels (Lauren Hutton) von New York City nach Los Angeles, um dort einen Neuanfang zu wagen. Als sie in ihre neue Wohnung, einem Apartment in einer guten Wohngegend, eingezogen ist und einen neuen Job in einer lokalen TV-Station bekommen hat, scheinen die Zeichen für den Neustart gut zu stehen und auch ihr kurzer Flirt mit dem Philosophieprofessor Paul (David Birney) ist sehr vielversprechend. Doch schon bald mehren sich die seltsamen Ereignisse in ihrem Leben: Der Strom fällt intervallweise aus, sie erhält Briefe und Pakete wegen eines Preisausschreibens und wird angerufen, jedoch meldet sich niemand, wenn sie den Hörer abnimmt. Je länger vor allem die Anrufe und die seltsamen Geschenke andauern, desto unruhiger wird Leigh und fühlt sich schon bald nicht mehr sicher in ihrer Wohnung. Während Paul und ihre beste Freundin Sophie (Adrienne Barbeau) versuchen ihr zu helfen, kann die Polizei nichts für sie tun, da sich Leighs Beobachter bislang noch keine Straftaten zuschulden kommen ließ. Allerdings reichen dem Stalker Anrufe und Briefe schon längst nicht mehr, denn er wird zu einer echten Bedrohung für Leighs Leben.

Im Glaskasten
Im gleichen Jahr, in dem mit Halloween der erfolgreichste und bekannteste Film John Carpenters in die Kinos kam, drehte er mit Das unsichtbare Auge im Auftrag von Warner Bros. einen TV-Film, der dann bei NBC das erste Mal ausgestrahlt wurde. Das Projekt, für das Carpenter auch das Drehbuch schrieb, stellt zudem seine erste Zusammenarbeit mit Schauspielerin Adrienne Barbeau dar, die später seine Frau wurde. Auch wenn dem Film seine TV-Optik bisweilen etwas im Weg steht, so ist Das unsichtbare Auge ein sehr spannender Thriller, der die Figur des Stalkers sowie seine Spiegelung in der modernen Gesellschaft zeigt.

Gewissermaßen hat sich Carpenter bei einer Art der Erzählung bedient, die er seit Assault – Anschlag bei Nacht immer wieder aufgriff, nämlich dem Belagerungsthriller. Für die von Lauren Hutton gespielte Leigh wird die eigene Wohnung in einen Belagerungszustand versetzt, das einstmalige neue Zuhause, mit dem sie Hoffnungen auf ein neues Leben verband, wird mit zunehmendem Terror durch den Stalker zu einem Gefängnis, oder vielmehr einem modernen Panoptikum. Die Augen der Großstadt sind immer präsent durch die zahlreichen Fenster des gegenüberliegenden Wohnblocks, hinter jedem von ihnen könnte sich jener Mensch befinden, der sie durch seine Anrufe und Briefe in Schrecken versetzt. Durch dieses Szenenbild kreiert Carpenter zusammen mit Kameramann Robert B. Hauser eine beklemmende Atmosphäre der Angst und der Paranoia.

Von Voyeuren und Versuchungen
Innerhalb dieser Atmosphäre der Überwachung und der Angst werden auch Carpenters Figuren zu Voyeuren. Immer wieder wird die Lust die Anderen zu beobachten, ähnlich wie in Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof nicht bloß zu einem Spaß, sondern zu einer Versuchung, der man nur schwer widerstehen kann. Beinahe wie ein Kind erfreut sich die von Barbeau gespielte Sophie an dem Fernrohr und geht erst einmal auf Erkundungstour durch die einzelnen Stockwerke des Gebäudes gegenüber, wobei sie stets kommentiert, was sie dort drüben so alles Kurioses beobachtet.

Selbst eine Figur wie Leigh, durch ihren Beruf von Haus aus mit einem Hang zum Beobachten und Voyeurismus ausgestattet, erliegt der Versuchung, wobei der Zustand des Ausgeliefert-Seins, jener Kontrollverlust nicht nur ihr Sicherheitsgefühl zerrüttet, sondern sie auch zunehmend in Gefahr gerät, die Kontrolle über ihr Leben verliert. Lauren Hutton spielt eindrucksvoll eine Figur, die anfangs noch humorvoll und mit vorsichtiger Hoffnung in die Zukunft blickend, mehr und mehr den Halt verliert, aber nicht gewillt ist die Kontrolle diesem Fremden zu überlassen. Wie die von Jamie Lee Curtis gespielte Laurie Strode mag sie Angst haben, aber ans Aufgeben denkt sie noch lange nicht und ist bereit zurückzuschlagen.

Credits

OT: „Someone’s Watching Me“
Land: USA
Jahr: 1978
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter
Musik: Harry Sukman
Kamera: Robert B. Hauser
Besetzung: Lauren Hutton, David Birney, Adrienne Barbeau, Charles Cyphers

Trailer

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"Das unsichtbare Auge" ist ein sehr spannender Thriller John Carpenters, der leider sehr in Vergessenheit geraten ist. Der Regisseur beweist trotz der bisweilen tristen TV-Optik, dass er ein Talent dafür hat, eine Atmosphäre der Beklemmung und der Angst zu erzeugen. Darüber hinaus ist der Film auch wegen seiner Schauspieler sehr sehenswert und lohnt eine (Wieder-) Entdeckung.
8
von 10