Three Businessmen

Three Businessmen

Kritik

Three Businessmen
„Three Businessmen“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Wegen eines wichtigen Termins reist der Kunsthändler Bennie (Miguel Sandoval) ins englische Liverpool. Bereits nach wenigen Stunden Aufenthalt erscheinen ihm viele Dinge in seinem Hotel merkwürdig, denn zuerst findet er sein Zimmer nicht und irrt durch die Korridore und dann verschwinden während des Abendessens noch alle Bediensteten spurlos. Gemeinsam mit Frank (Alex Cox), einem weiteren Hotelgast und ebenfalls Kunsthändler, macht er sich auf die Suche nach dem Personal, doch der Hunger treibt die beiden in die Stadt, auf die Suche nach einem Restaurant oder Pub. Während sie durch die Straßen Liverpool streifen, unterhalten sich die beiden Männern über ihr Fachgebiet, über die Stadt Liverpool und Geschichte sowie über die Beatles. Zwar kommen sie auch an einigen Restaurants vorbei, doch weil sich beide nicht einig werden können, gehen sie immer weiter. Schließlich durchkämmen die beiden die ganze Stadt und verirren sich sogar in ihr. Ungeduldig und zunehmend hungriger, versuchen die beiden per U-Bahn, Bus und Taxi ihren Weg zurück zum Hotel zu finden, doch ohne Erfolg. Gerade als sie alle Hoffnung aufgegeben haben, treffen sie auf einen weiteren Geschäftsmann (Robert Wisdom), der ihr Los zu teilen scheint.

Verloren in Liverpool
Nach dem kommerziellen Misserfolg seines Film Walker wurde es für den englischen Regisseur und Schauspieler Alex Cox immer schwieriger, finanzielle Unterstützung für seine Projekte zu erhalten, weshalb er sich durch seine Dienste als Drehbuchautor über Wasser hielt und über andere Wege versuchte, an Gelder zu kommen. Auch für Three Businessmen war Cox auf mehrere Quellen und Finanziers angewiesen, bevor er mit dem Dreh dieses an die Werke eines Luis Bunuel angelegten Projekts beginnen konnte. So ist Three Businessmen ein Film, der sich irgendwo zwischen surrealer Komödie und Drama befindet, eine Geschichte, in welcher der tatsächliche Hunger mit dem spirituellen einherzugehen scheint.

Ganz im Sinne von Filmen wie Der diskrete Charme der Bourgeoisie oder den Stücken des Absurden Theaters entwirft Cox‘ Film eine Welt, die auf der einen Seite sehr spezifisch wirkt, aber auf der anderen Seite beliebig, austauschbar und universell zu sein scheint. In Abhandlungen über den Film wird gerade die Hermetik von Räumen wie dem Hotel gleichgesetzt mit der Ausgangssituation in Bunuels Der Würgeengel. In diesem Sinne folgt die Kamera den beiden Figuren durch eine Stadt, welche einige für Liverpool typische Sehenswürdigkeiten wie den Cavern Club aufweist, dann aber wieder bei den Figuren für Uneinigkeit sorgt, als diese über eine Büste einer bekannten Persönlichkeit stolpern und diese nicht zuordnen können. Lachend bemerkt der von Miguel Sandoval gespielte Bennie, ob sie beide sich verlaufen hätten und nun in Wien gelandet sind, da er die Büste für eine Darstellung des Psychologen Carl Jung hält.

Je weiter sich die Figuren von ihrem Hotel wegbewegen, desto verwirrender und labyrinthischer wird der urbane Raum um sie herum. Die verschiedenen Transportmittel, die sie betreten, scheinen sie mehr von ihrem Ziel wegzubringen als umgekehrt, auch wenn dieses Ziel von ihnen recht vage beschrieben wird. Diese Art der Orientierungslosigkeit bei gleichzeitiger Überzeugung, man würde schon auf dem richtigen Weg sein, ist der Antrieb beider Figuren und tief in ihrem Wesen verankert, sind sie es doch, die jene Austauschbarkeit und jenen spirituellen Hunger nach Authentizität maßgeblich verursachen.

Der ewige Hunger
Die Suche nach einer Mahlzeit wird für die beiden Geschäftsmänner einem immer absurder erscheinenden Grund, noch tiefer in das Labyrinth der Stadt einzutauchen. Ähnlich Wladmir und Estragon, die immer noch auf Godot warten, der bestimmt bald auftauchen wird, ist auch der Hunger oder die Suche nach einer Mahlzeit die Motivation dieser Charaktere, die sie selbst bisweilen aushöhlen. In langen, fast ohne einen Schnitt auskommenden Sequenzen begleitet Rob Tregenzas Kamera die beiden Männer vorbei an verschiedenen Lokalen, gegen deren Speisekarte die Herrn entweder demonstrieren oder in denen sie es sich aufgrund ihrer arroganten Art mit dem Personal verscherzen.

Wie sie ihren Hunger letztendlich stillen, verliert an Bedeutung, jede Mahlzeit kann es sein, auch wenn der von Cox gespielte Frank zumindest anfangs noch auf vegetarische Küche besteht. Ähnlich der Exponate, die sie an reiche Unternehmer oder Prominente verkaufen, entledigen sie sich, wie auch der Ort um die herum, ihres Ursprungs, ihrer Echtheit. Nur jene Prestigesymbole, wie die von Bennie gepriesene „Platinum Card“, einer Kreditkarte, die „mit ganz besonderen Diensten“ einhergeht, zählen, doch offenbaren sich schlussendlich auch als Luftschloss.

Credits

OT: „Three Businessmen“
Jahr: 1998
Regie: Alex Cox
Drehbuch: Todd Davies
Musik: Pray for Rain
Kamera: Rob Tregenza
Besetzung: Alex Cox, Miguel Sandoval, Robert Wisdom

Trailer

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„Three Businessmen“ ist eine eigenwillige, bisweilen gewöhnungsbedürftige Mischung aus absurder Komödie und Tragödie. Alex Cox erzählt eine Geschichte über den Hunger nach Echtheit, bei der sich der Zuschauer gedulden muss, wenn es darum geht Antworten zu finden und nicht wie die beiden Hauptfiguren sich hoffnungslos zu verlaufen.
7
von 10