Showtime

Showtime

Kritik

ShowtimeSo ein Kino zu betreiben, das ist grundsätzlich schon nicht ganz einfach – selbst vor der Corona-Pandemie. Immer weniger Leute gehen überhaupt noch ins Kino, die Filmauswahl ist zu groß, die Konditionen der mächtigen Studios fordernd, da wird aus der Liebe zum Film schnell ein gigantisches Verlustgeschäft. Kein Wunder also, dass deutschlandweit immer mehr schließen müssen, selbst alteingesessene Institutionen keine Möglichkeit finden, noch rentabel zu arbeiten. Showtime nimmt sich dieses Themenkomplexes auf eine spielerische Weise an, verbunden mit jeder Menge Humor.

Nur ein zufriedener Besucher ist ein guter Besucher!
Auf den wirtschaftlichen Aspekt eines solchen Kinobetriebs verzichtet das Gesellschaftsspiel auch. Stattdessen geht es hier darum, im Wettstreit mit den anderen innerhalb eines Kinosaals seine Besucher und Besucherinnen so zu platzieren, dass es möglichst viele Punkte dafür gibt. Punkte werden hier mit der Zufriedenheit gleichgestellt, welche sich aus verschiedenen Aspekten zusammensetzt. Da wäre zum einen die Frage nach dem Genre: Wenn ein Komödien-Fan eine Komödie sehen darf, gibt es Pluspunkte. Läuft stattdessen Science-Fiction, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Dann spielt der Sitzplatz eine Rolle: Je weiter hinten und je mittiger man sitzt, umso mehr Spaß hat derjenige meistens, wie im wahren Leben auch.

Der dritte wichtige Faktor ist einer, auf den man weniger Einfluss hat, der aber sehr wohl einen großen Einfluss darauf hat, wie gelungen ein Kinobesuch ist: die Sitznachbarn. Auch das wird man aus der Realität kennen: Leute, die sich breitmachen, durch Mampfgeräusche oder andere Faktoren wie mangelnde Hygiene stören, die verringern spürbar das Vergnügen. Das ist letztendlich auch der Faktor, mit dem die Spieleentwickler Anna Oppolzer und Stefan Kloß für den größten Trubel sorgen. Während manche Figurenkarten, die man hier als Spieler platziert, keine größeren Auswirkungen auf das Umfeld haben, sind andere umso auffälliger. Der groß gewachsene Leo Lulatsch bringt beispielsweise Minuspunkte für denjenigen, der hinter ihm sitzt. Gloria Giggle wiederum bringt den Figuren neben ihr Pluspunkte – sofern diese weiblich sind.

Die Schwierigkeit der Positionierung
Die Kunst des Spiels besteht also darin, seine Figuren so zu platzieren, dass man selbst möglichst viele, die Gegner möglichst wenige Punkte erhalten. Richtig gut planen kann man dabei jedoch kaum. Zum einen ist man natürlich davon abhängig, welche Karten man zielt. Wer beispielsweise nur Figuren zieht, die dem aktuell gezeigten Genre, auf das man keinen Einfluss hat, nichts abgewinnen können, hat sprichwörtlich schlechtere Karten. Außerdem kann ein vermeintlich guter Platz plötzlich ganz schlecht sein, wenn die anderen irgendwelche Störenfriede ausspielen. Und das kann ganz plötzlich kommen. Zwar weiß man, welche Karten die anderen haben könnten, da alle grundsätzlich dieselben bekommen. Da jeder aber nur über einen Teil der möglichen verfügt, nach dem Zufallsprinzip gezogen, bleibt ein großer Glücksfaktor.

Man sollte deshalb nicht mit der Erwartung an Showtime gehen, dass es sich hier um ein ernstzunehmendes Strategiespiel handelt. Stattdessen ist es ein Familienspiel, das mit kurzen Runden und einem flotten Spielablauf lockt. Für eine kleine Partie zwischendurch reicht das dann auch, zumal die Gestaltung liebevoll ist und man sich einige Gedanken gemacht hat, wie man das Kino als kleines menschliches Biotop abbilden kann. Ein bisschen schade ist es aber schon, dass die eigenen Einflussmöglichkeiten relativ gering sind, auch die Abwechslung hätte größer sein können. Wer eine Wirtschaftssimulation im Bereich der Unterhaltungsindustrie sucht, der sollte lieber mal mit The Networks oder Prime Time liebäugeln, in denen man einen eigenen Fernsehsender betreibt.

Credits

OT: „Showtime“
Jahr: 2018
Idee: Anna Oppolzer, Stefan Kloß
Illustration: Christian Fiore
Spielerzahl: 2-4
Spieldauer: 20-40 Minuten
Spielalter: 8+

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„Showtime“ lässt uns zu einer Art Kinobetreiber werden, wenn wir Figuren in einem Kinosaal so platzieren müssen, dass sie möglichst viel Spaß haben. Das Gesellschaftsspiel ist dabei ein ziemliches Leichtgewicht, das sich an Familien wendet und mit kurzen Runden und einem liebevoll erstellten Material lockt, bei dem aber kaum wirklich geplant werden kann.
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