Cigarette Burns John Carpenter

Cigarette Burns

Kritik

Cigarette Burns John Carpenter
„Cigarette Burns“ // Deutschland-Start: 31. März 2006 (DVD)

Nach dem tragischen Drogentod seiner Freundin versucht Kirby Sweetman (Norman Reedus), das Andenken seiner großen Liebe aufrechtzuerhalten, indem er das von ihnen gemeinsam erworbene Kino weiter betreibt. Jedoch muss er dies immer noch beim Vater der Verstorbenen (Gary Hetherington) abbezahlen, der ihm zudem eine erhebliche Mitschuld am Tod seiner Tochter gibt. Da kommt das Angebot des reichen Geschäftsmannes Bellinger (Udo Kier) gerade recht, denn der möchte Kirbys Talent für das Aufspüren seltener Filme nutzen, um Kopie des sagenumwobenen Films „La Fin Absolue du Monde“ (Das absolute Ende der Welt) aufzutreiben. Wegen der Geschichten rund um den Film, ist sich Kirby zunächst nicht sicher, aber das Angebot ist letztlich nicht nur wegen des Geldes verlockend, sondern auch weil der begeisterte Cineast endlich wissen will, was hinter den Gerüchten um den Titel ist. Die Suche nach dem Film führt Kirby zu einem zurückgezogenen Filmkritiker, der ihm von den blutigen Auseinandersetzungen bei der ersten Vorführung des Films auf einem europäischen Filmfestival berichtet. Schließlich reist Kirby nach Frankreich, um die Spur der wahrscheinlich einzigen Kopie des Films aufzunehmen, doch je weiter seine Suche geht, desto mehr unglaubliche, beunruhigende Geschichten hört er. Darüber hinaus leidet er zunehmend unter Visionen, immer eingeleitet durch eine Überblendung, wie er sie aus dem Kino kennt, in denen er seine Freundin sieht und schreckliche Bilder, die er auf den Film zurückführt, der ihn stärker in seinen Bann zieht, als ihm lieb ist.

Ein Film in den falschen Händen
In der von US-Regisseur und Drehbuchautor Mick Garris ins Leben gerufenen Serie Masters of Horror, von der es bislang zwei Staffeln gibt, wirkten viele namhafte Genreregisseure mit, unter anderem John Landis, Dario Argento, Takashi Miike oder Larry Cohen. Auch John Carpenter führte bei zwei Folgen Regie, Cigarette Burns und Pro-Life, welche, wie auch die Serie an sich, seitens der Kritik recht positiv aufgefasst wurden. In seinem ersten Beitrag bezieht sich der Regisseur auf das Thema des Films im Film und der Macht des Bildes.

Wenn man sich die Kommentare Carpenters, die zum Teil auf den Heimkinoveröffentlichungen enthalten sind, anhört, möchte man meinen, er selbst sieht den Film eher kritisch, vor allem dessen Prämisse, die er als „klischeehaft“ bezeichnet. Dass der Regisseur mit seinen eigenen Werken bisweilen hart ins Gericht geht, vor allem, wenn es eine Auseinandersetzung mit den Produzenten während oder vor den Dreharbeiten gegeben hat, ist nichts Neues und Carpenter schon des Öfteren passiert. Doch im Falle von Cigarette Burns waren die Vorzeichen denkbar günstig und das Endergebnis hat durchaus einige gelungene Aspekte zu bieten, insbesondere, wenn sich das Drehbuch von Drew McWeeny und Scott Swan mit viel Humor der Filmindustrie widmet, gerade jenem Untergrund, der nach immer höheren Extremen such, nach etwas „Besonderem“, wie es an einer Stelle heißt. Speziell bei den Geschichten rund um den rätselhaften „La Fin Absolue du Monde“ wird man sich mehr als einmal an jene Gerüchte rund um Filme wie Die 120 Tage von Sodom oder Das goldene Zeitalter erinnern.

In diesem Sinne sind Figuren wie der von Norman Reedus gespielte Kirby oder der wie immer diabolisch glitzernde Udo Kier als Bellinger jene Filmfanatiker und Sammler, deren Sucht nach dem Bild, dessen Geheimnis und dessen Wirkung sie nach immer extremeren Bildern suchen lässt. Was für den einen eng an das Andenken an seine Frau und das damit verbundene Trauma des Verlusts geknüpft ist, ist für den anderen eine Frage des Prestiges und der Suche nach einer diffusen Wahrheit, die er in den Weiten des Bildes vermutet. Auch die Figur des Filmkritikers dient im Film als Metapher für jene Sammelwütigen und Ästhetiker, die sich eher im Dunkeln eines Kinosaals wohlfühlen als in der Realität, wobei der Blick des Films schwankt zwischen Bedenken und Nostalgie.

Film und Traum
Auf gewisse Weise spiegelt die Geschichte von Cigarette Burns jenen Blick auf die Unterhaltungsindustrie wider, den Carpenter bereits in Die Mächte des Wahnsinns einnahm. Auch wenn er auf erzählerischer und ästhetischer Ebene nicht so weit geht und Fiktion, Traum und Realität verschmilzt, so blickt der Film doch bisweilen mit einem eher kritischen Blick auf die Gerüchte rund um einen Film und inwiefern Fans, Kritiker und Gelehrte nicht zu einer unverhältnismäßigen Aufwertung eines Kunstprodukts beitragen, dessen Qualität vielleicht in keinem Verhältnis zu jener Gerüchteküche steht.

Credits

OT: „John Carpenter’s Cigarette Burns“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Drew McWeeny, Scott Swan
Musik: Cody Carpenter
Kamera: Attila Szalay
Besetzung: Norman Reedus, Udo Kier, Taras Kostyuk, Julius Chapple, Colin Foo, Gary Hetherington

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"Cigarette Burns" ist ein recht unterhaltsamer Film über die Obsession mit dem Kino und dem Bild. Auf technischer Ebene nicht durchgehend überzeugend und bisweilen mit ärgerlichen Fehlern behaftet, ist "Cigarette Burns" nicht unbedingt Carpenters beste Arbeit, auch wenn seine Darsteller durchaus mit Engagement bei der Sache sind.
5
von 10