Teen Spirit
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Teen Spirit

Kritik

Teen Spirit
„Teen Spirit“ // Deutschland-Start: 13. März 2020 (DVD/Blu-ray)

Violet (Elle Fanning) hat einen großen Traum: Sie will Karriere als Sängerin machen und so ihrem eintönigen Leben in der Kleinstadt entkommen! Doch dabei steht ihr nicht nur ihre Schüchternheit im Weg, sondern auch ihre Mutter Marla (Agnieszka Grochowska). Denn die polnische Einwanderin kann so gar nicht gutheißen, was ihre Tochter da will. Sie soll lieber gutes, anständiges Geld verdienen. Erst als sie Vlad (Zlatko Buric) kennenlernt, einen ehemaligen Opern-Sänger, wendet sich das Blatt. Denn der ermuntert die junge Frau dazu, ihren Traum zu verfolgen und begleitet sie zu einem Wettbewerb, der ihren Durchbruch bedeuten könnte …

Viele Schauspieler und Schauspielerinnen kommen irgendwann einmal an dem Punkt an, an dem sie hinter die Kamera wechseln möchten, Regie führen, vielleicht auch gleich das Drehbuch schreiben. Die einen möchten vielleicht einfach mal etwas Neues ausprobieren und sich beweisen, andere nutzen die Gelegenheit, um sich selbst besser in Szene zu setzen. Was genau nun Max Minghella dazu veranlasst hat, zusätzlich zur Schauspielerei etwas zur Filmwelt beitragen zu wollen, darüber lässt sich nur spekulieren. Zumal bislang auch noch keine echte Handschrift in seinen Werken zu erkennen ist: Sein Drehbuch für Das 9. Leben des Louis Drax hatte eine konfuse Mischung aus Fantasy, Drama und Krimi zur Folge, sein Regiedebüt Teen Spirit ist ein klassischer Musikfilm.

Gefangen in der Provinz
Aber es ist nicht nur die Diskrepanz der beiden Titel, die verwirrt. Unklar ist auch, was genau er mit Teen Spirit denn nun sagen wollte. Natürlich gibt es viele Filme über junge Menschen, die von einer künstlerischen Karriere träumen, gerne Musik, alternativ auch Schauspiel, und die wir dabei begleiten. Anfangs verleiht Minghella dem Ganzen auch ein schön eigenes Flair. Polnische Einwanderer auf der britischen Insel Isle of Wight, das ist nun nicht wirklich alltäglich. Wenn Violet dem entkommen will, dem grauen Alltag, der Bevormundung durch die Mutter, der Perspektivlosigkeit des provinziellen Gefängnisses, dann ist das mehr als verständlich.

Auch sonst hat das Drama, das auf dem Toronto International Film Festival 2018 Premiere hatte, zunächst ein paar schöne Szenen. Anders als viele andere aufstrebende Künstler und Künstlerinnen muss Violet auf Bestätigung verzichten. Wenn sie auf die Bühne tritt, dann fangen keine Augen an zu leuchten, entfacht sie keine Begeisterungsstürme. Sie wird aber auch nicht ausgebuht. Stattdessen interessiert sich niemand für sie, das Publikum in der heruntergekommenen Bar ist mehr damit beschäftigt, das eigene Bewusstsein zu ertränken. Selbst wenn die junge Frau in ihrem Element ist, wirkt sie wie ein Fremdkörper. Jemand, der nicht hierher gehört.

Zwei Außenseiter machen gemeinsame Sache
Teen Spirit ist deshalb auch die Geschichte eines Menschen, der Halt sucht. Die Konstellation mit dem skurrilen Vlad ist dabei durchaus reizvoll: Der alkoholkranke Ex-Sänger versucht, sich wieder einen Teil seines Lebens und seiner Würde zurückzuholen – plus ein bisschen Geld, selbstverständlich – und wird dabei zu einer Vaterfigur für Violet. Zwei Außenseiter, die sich gegenseitig stützen bei ihrem Plan und ihren Wünschen. Doch hat sich das Team erst einmal gefunden, bleibt irgendwie nicht mehr viel übrig in der Geschichte. Es gibt keine nennenswerte Entwicklung bei der Beziehung, keine Szenen, die noch von Bedeutung wären.

Je näher Violet ihrem Traum kommt, umso mehr verliert der Film an Persönlichkeit. Ein paar Glanzpunkte erwartet das Publikum noch dank Rebecca Hall, die hier eine aalglatte Vertreterin eines Musiklabels spielt. Damit bedient sie zwar nur Klischees, unterhaltsam sind die Szenen aber schon. Zum Teil wird Teen Spirit außerdem von Elle Fanning (Maleficent – Die dunkle Fee, The Neon Demon) getragen, die gerade zu Beginn einige sehr schöne Auftritte auf der Bühne hat als verlorene Künstlerin. Doch gegen die zunehmende Beliebigkeit kommt auch sie nicht an, weshalb es am Ende nur für das solide Mittelfeld reicht.

Credits

OT: „Teen Spirit“
Land: UK, USA
Jahr: 2018
Regie: Max Minghella
Drehbuch: Max Minghella
Musik: Marius de Vries
Kamera: Autumn Durald
Besetzung: Elle Fanning, Zlatko Buric, Agnieszka Grochowska, Rebecca Hall

Trailer

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In „Teen Spirit“ träumt die Tochter einer polnischen Einwanderin von einer Musikkarriere, um der englischen Provinz zu entkommen. Das ist in der ersten Hälfte gut gelungen, dank einer ungewöhnlichen Konstellation und stimmungsvoller Szenen. Doch je mehr das Drama sich seinem Ende nähert, umso beliebiger wird es.
6
von 10