Slasher Solstice
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Slasher: Solstice

Kritik

SLasher Solstice
„Slasher – Solstice“ // Deutschland-Start: 3. April 2020 (DVD/Blu-ray)

Vor genau einem Jahr um die Sonnenwende herum wurde vor dem Apartmenthaus, in dem er wohnte, Kit Jennigs (Robert Cormier) von einem unbekannten Täter auf grausame Weise umgebracht. Ein Ermittlungsteam um Detective Roberta Hanson (Lisa Barry) machte sich daran, den Fall aufzuklären, konnte aber weder den Täter überführen noch eine brauchbare Spur aufnehmen. Die Tat zusammen mit dem Geheimnis um den Täter haben Gefühle wie Neid, Misstrauen und Hass innerhalb der Mieter füreinander nur weiter geschürt, die sich in tragischen Höhepunkten wie dem Selbstmord einer Bewohnerin entluden. Nun, ein Jahr später, hat sich das Miteinander im Haus weiter verschlechtert und der einzige Lichtblick für Saadia (Baraka Rahmani) ist ihre beste Freundin Jen (Mercedes Morris) sowie der Umstand mit den heute anstehenden Abschlussprüfung endlich die Zulassung für College zu erhalten. Während sich die beiden Mädchen auf den Schulweg machen und der Rest des Wohnblocks sich bereit macht für den Tag, geschieht eine weitere Bluttat, welche Parallelen zum Mord vor einem Jahr aufweist. Als sich in kurzer Abfolge weitere Morde unter den Bewohnern ereignen, fühlt sich Detective Hanson in ihrem Verdacht bestätigt, der Mörder von damals sei zurückgekehrt. Die Suche nach dem Täter verschärft die Konflikte der einzelnen Mieter abermals, die sich gegenseitig verdächtigen und nun die Gelegenheit sehen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Derweil geht das Morden weiter.

Sehen uns gesehen werden
Die von Drehbuchautor und Produzent Aaron Martin (Another Life) kreierte Serie Slasher, die mit Solstice (dt. Sonnenwende) bereits in die dritte Staffel geht, greift thematische und ästhetische Motive des Slasher-Genres auf, nimmt Bezug auf Filmreihen wie Freitag der 13., Halloween oder Scream. In der dritten Staffel konnten die Produzenten den jungen und sehr talentierten Adam MacDonald für die Regie gewinnen, der mit seinem Independent-Horrorfilm Pyewacket: Tödlicher Fluch 2017 angenehm auffiel. Ganz im Sinne des Genres und mit Blick auf die vergangenen zwei Staffeln setzt MacDonald die Herangehensweise der Serie fort, die neben einer überzeugenden Ästhetik auch aktuelle Themen im Kontext der Handlung anspricht.

Insgesamt fällt besonders die Obsession des Gesehen-Werdens thematisch wie auch ästhetisch auf. Speziell in federführenden Werken des Genres liegt ein besonderer Stellenwert auf der Inszenierung der Morde, die in Solstice nicht nur besonders blutig ausfallen, sondern zudem einen Bezug zu einer Angst, einer Aussage oder einer Eigenschaft des Opfers haben. Die Inszenierung will gesehen werden, betont das Verlangen des Täters nach einem Publikum für seine grausamen Taten. In dieser Hinsicht beweist die Staffel, wie auch die zuvor, besonderen Erfindungsreichtum, wenn es um jene blutigen Szenen geht und gibt bisweilen noch eine gehörige Portion schwarzen Humors hinzu.

Die Inszenierung des Mordes steht in gewisser parallel zu dem modernen Inszenierungswahn durch soziale Medien. Wenn ein Charakter wie Saadia in der ersten Folge ihr erstes Handy von ihren Eltern geschenkt bekommt, ist sie Neuankömmling in einer Welt, die sich durch Technik selbst inszeniert, sich abschottet und gleichzeitig ihre niederen Instinkte auslebt. MacDonald zeigt die Sucht nach dem Ich, die eng verbunden ist mit der Sucht nach der Sensation, in die der Mörder durch seine Taten hineinspielt. Eine frühe Szene, in der man Menschen sieht, die mit ihren Handys versammelt sind, um Fotos von einem der Opfer zu machen, spricht Bände, genauso wie ein Charakter wie Violet, deren frisch gegründete Homepage floriert in Zeiten des Mordens, zelebrierte sie doch vorher eine Abfolge von Nicht-Ereignissen, eine bisweilen schreiend komische Reflektion der Generation YouTube.

Ästhetik der Abschottung
Ein Großteil der achtteiligen Serie spielt sich in oder um den Apartmentkomplex ab, dessen Einheiten durch einen in geschmacklos-grellem Neon erleuchteten Gang verbunden sind. Auf ästhetischer Ebene ist dies das Äquivalent zu den gepflegten Einfamilienhäusern aus Halloween oder Nightmare on Elm Street, jenen Hochburgen des amerikanischen Traums und der Sicherheit, die in Solstice nun jene Zellen der Privatsphäre und des Ichs, die sich nicht verbinden sollen und in deren Logik jede Form des Miteinanders, der Nachbarschaftlichkeit oder der Solidarität verpönt sind. Die Kamera Nick Haights trägt durch die Inszenierung des Raumes zu der klaustrophobischen Wirkung der Geschichte bei und ist zudem spannungsförderndes Element, wenn es gegen Ende der Staffel um die Aufklärung der Morde und die Identität des Mörders gilt.

Credits

OT: „Slasher – Solstice“
Land: Kanada
Jahr: 2019
Regie: Adam MacDonald
Drehbuch: Aaron Martin, Lucie Pagé, Duana Taha, Ian Carpenter, Matt MacLennan, JP Larocque
Idee: Aaron Martin
Kamera: Nick Haight
Musik: Shawn Pierce
Besetzung: Baraka Rahmani, Lisa Barry, Mercedes Morris, Gabriel Darku, Robert Cormier

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„Slasher – Solstice“ ist eine sehr gelungene, brutale und spannende Staffel einer Serie, die mit jeder weiteren Staffel immer besser wird. "Solstice" setzt diesen Trend auf erzählerischer und ästhetischer Ebene fort durch einen bewussten Bezug auf Klassiker des Genres aber zudem interessanten, teils bitterbösen Anspielungen auf heutige Probleme.
8
von 10