Bearkittens
© Evita Fechner

Bearkittens

Kritik

Bearkittens
„Bearkittens“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Nachdem sie alle zu Sozialstunden wegen diverser Vergehen verurteilt wurde, muss eine Gruppe junger Frauen eine Nacht im Wald verbringen und dort Müll sammeln. Während Sozialarbeiterin Petra (Stefanie Borbe), die Anführerin der Gruppe, versucht, die straffälligen Mädchen mit ihrem Enthusiasmus aufzumuntern und zum Mitmachen anzuregen, suchen die meisten von ihnen nach Möglichkeiten, ihrem Blick zu entkommen. So wollen Soraya (Lorina Seipp) und Xenia (Lisa Eschenbrenner) einen Ort finden, an dem sie sich ungestört unterhalten und Drogen nehmen können oder Sophia (Kionia Winter) die Gruppe von ihren Fähigkeiten als Model zu überzeugen. Die aufmüpfige Svenja (Hannah Bortz) erkundet derweil den Wald, wobei sie den gleichaltrigen Max (William Schmidt) trifft, der im Wald campt. Bevor die Gruppe abends zusammenkommt, mischen Soraya und Xenia Petra einige Schlaftabletten, die sie von Alicia (Viginia Roncalli) gestohlen haben, in ihr Wasser mischen, können die Mädchen endlich ungestört feiern, doch am nächsten Morgen müssen sie erkennen, dass dies ungewollte und tragische Folgen nach sich zieht.

Freude am Spiel
Mit Bearkittens legt der deutsche Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor Lars Hendriks, auch bekannt als Lars Kokemüller, einen in vielfacher Hinsicht ungewöhnlichen Film vor, der bereits auf Festivals wie dem Homochrom Film Festival oder dem Sanford International Film Festival lief und bei letzterem sogar für sein Schauspielensemble ausgezeichnet wurde. Der Film an sich entstand als Abschlussprojekt eines Seminars zum Thema „Filmschauspiel“, welches Hendriks leitete, wobei dessen Teilnehmerinnen nicht nur die Hauptrollen übernahmen, sondern das Drehbuch von Bearkittens auf Improvisationen des Kurses basierte. So ist der fertige Film in gewisser Weise ein Gemeinschaftsprojekt Hendriks und der Schauspielschülerinnen, die seinen Kurs besuchten.

Ausgehend von diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass der Fokus bei einem Projekt wie Bearkittens vornehmlich auf dem Schauspiel oder dem Zusammenspiel der Darstellerinnen beruht. Die Charaktere bieten eine Bandbreite an Kuriositäten und Ticks, bedienen dabei gleichzeitig eine ganze Litanei jugendlicher Klischees oder Problematiken, angefangen bei Wohlstandverwahrlosung bis hin zu Leistungsdruck und Probleme mit der eigenen Sexualität. Einiges wirkt hier, auch unter Berücksichtigung des Genres der schwarzen Komödie, die Bearkittens sein will, etwas arg überzeichnet und reichlich albern. Manches wiederum ist sehr gelungen wie die herrliche Boshaftigkeit einer Figur wie Janine, gespielt von Janine Winter. Am stärksten ist Bearkittens, wenn Hendriks sein Ensemble versammelt und man die Spielfreude seiner Darstellerinnen bewundern kann.

„Nach außen Idylle…“
Über das Schauspiel exerziert sich der wahre Sinn hinter jenen Sozialstunden, jenem Mittel der Rehabilitation, was mal mehr, mal weniger gut gelingt, abhängig vom jeweiligen Charakter. Die Anonymität des Waldes, jener Sehnsuchtsort der Deutschen, ist auch hier ein Rückzugsort, eine Konfrontation mit den anderen, deren Blicke, frei nach Jean-Paul Sartre, bekanntlich die schlimmste Hölle auf Erden sind. Darüber hinaus erhält man einen Blick in die Hintergründe der einzelnen Figuren sowie eine Idee von den Dämonen und der Verzweiflung, die manchen dieser jungen Frauen mit sich herumtragen. Am Ende gibt es dann die Möglichkeit eines Exorzismus dieser Dämonen, aber auch dies mag nur eine falsche Fährte im Wald sein.

Es ist schon erstaunlich, dass Bearkittens als eine schwarze Komödie verstanden werden will, denn kommt man zu Szenen wie jener auch visuell sehr überzeugenden Albtraumsequenz, wünscht man sich bisweilen, der Film hätte sich mehr als Drama verstanden und etwas mehr Subtilität walten lassen.

Credits

OT: „Bearkittens“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: Lars Henriks
Drehbuch: Lars Henriks
Kamera: Evita Fechner, Christian Grundey, Leon Kleuker
Besetzung: Stefanie Borbe, Hannah Bortz, Lisa Eschenbrenner, Maren Kraus, Sarah Mahle

Trailer

Filmfeste

homochrom 2018

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Bearkittens ist eine Mischung aus Drama und schwarzer Komödie, die besonders durch sein spielfreudiges Darstellerensemble glänzen kann. Gerade in der zweiten Hälfte zeigt der Film seine Stärken, die auf die Verzweiflung und den inneren Kampf der Figuren hindeuten.
6
von 10