Death of Nintendo
© Ante Cheng

Death of Nintendo

Kritik

Death of Nintendo
„Death of Nintendo“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Für Paolo (Noel Comia Jr) gibt es nichts Besseres, als den lieben langen Tag vor der Videospielkonsole zu hocken und das neueste Game zu zocken. Wobei er manchmal auch loszieht mit seinen Freunden Kachi (John Vincent Servilla) und Gilligan (Jigger Sementilla), ein bisschen Spaß haben, durch die Gegend laufen und an Frauen denken. An Shiara (Elijah Alejo) zum Beispiel, seine heiße Mitschülerin. Eigentlich gehört auch Mimwa (Kim Chloe Oquendo) zu dieser Clique dazu. Doch die trägt Hosen und spielt lieber Fußball als mit Puppen, ist also nicht wirklich ein Mädchen – weshalb auch niemand etwas von ihren Gefühlen ahnt …

Auch wenn der Titel das natürliche nahelegt, mit dem japanischen Videospielhersteller hat Death of Nintendo weniger zu tun. Nicht der Wandel in der Gamer-Landschaft steht im Mittelpunkt, aufgrund dessen immer mal wieder das Ende der Spieleveteranen vorhergesagt wurde. Vielmehr steht Nintendo hier für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Abschnitt im Leben, wenn eine Gruppe von Jugendlichen zwischen ihrer Kindheit und dem Erwachsenenalter steht. Auf der einen Seite hängen sie ihren alten Hobbys nach, die sie sein Kindheitstagen haben. Gleichzeitig ist auf einmal das andere Geschlecht so interessant.

Voll die Erinnerungen
Schauplatz des Films sind die Philippinen in den 90ern, eine Dekade, die in der letzten Zeit sehr oft für Geschichten herhalten musste – aus Nostalgiegründen. Ein bisschen darf man hier auch leuchtende Augen bekommen, zumindest als Spieler einer älteren Generation, wenn unentwegt NES-Klassiker ausgepackt werden, allen voran Legend of Zelda, welches den Jungs erlaubt, virtuelle Abenteuer zu erleben. Dann und wann werden diese Gameseinflüsse auch an anderer Stelle deutlich, beispielsweise bei den Soundeffekten. Ganz so weit wie das verspielte We Are Little Zombies, welches wie Death of Nintendo in der Sektion Generation der Berlinale lief, ging man hier jedoch nicht.

Dafür gibt es hier ein paar Offline-Abenteuer, welche die junge Clique gemeinsam durchstehen muss. Schließlich macht da die Legende einer weißen Frau die Runde. Und die ist im Gegensatz zu den hübschen Mädchen in Paolos Umfeld so alles andere als anziehend. Sie ist sogar ziemlich schrecklich, soll es zumindest sein. Noch schrecklicher als die ständigen Erdbeben oder der Vulkan, der jederzeit ausbrechen könnte. Wobei, so ein bisschen spannend ist das ja schon, zumindest für die Protagonisten und Protagonistinnen. In Death of Nintendo wären sie alle gern erwachsen, suchen nach Abkürzungen, teils sehr fragwürdigen, um endlich im Leben anzukommen. Geschafft haben sie es jedoch nicht.

Am Ende sind wir irgendwo
Hört sich ziellos an? Ist es auch. Wie bei vielen anderen Coming-of-Age-Filmen geht es hier mehr um das Suchen als das Finden, um die Wege und Umwege, welche hinter sich gelassen werden, in der Hoffnung, am Ende jemand zu sein. So weit sind sie hier noch nicht. Während Mimwa wenigstens noch als untypisches Mädchen die Geschlechterrolle in Frage stellen darf, kann man die Jungs kaum auseinanderhalten. Die Figuren sind wenig entwickelt, sind auch nicht so sympathisch, dass man ihnen unbedingt Gesellschaft leisten müsste. Death of Nintendo macht es einem da nicht unbedingt einfach.

Gleichzeitig hat die philippinisch-amerikanische Coproduktion durchaus Charme, nicht zuletzt aufgrund der entspannten Sommeratmosphäre und der damit verbundenen schönen Bilder. Regisseur Raya Martin erlaubt es einem, wieder selbst ein Jugendlicher zu sein und zu suchen, Tage zwischen Aufregung und Langeweile zu verbringen. Sich an die großen Momente zurückzuerinnern und an die kleinen, die triumphalen und skurrilen. Aber auch die hässlichen, an die man eigentlich gar nicht mehr denken wollte. Und am Ende? Da mag Nintendo zwar nicht tot sein. Aber es gibt Konkurrenz in Form eines Sega Mega Drives. Und in Form eines Lebens, das noch nicht wirklich fassbar ist.

Credits

OT: „Death of Nintendo“
Land: Philippinen, USA
Jahr: 2020
Regie: Raya Martin
Drehbuch: Valerie Castillo Martinez
Musik: Zeke Khaseli, Yudhi Arfani
Kamera: Ante Cheng
Besetzung: Noel Comia Jr., Kim Chloie Oquendo, John Vincent Servilla, Jiggerfelip Sementilla, Elijah Alejo

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2020



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„Death of Nintendo“ handelt nicht direkt von Videospielen, sondern nutzt diese als Symbol einer Kindheit, die langsam zu Ende geht. Das wechselt von banal zu aufregend, von hässlich zu schön, hat aufgrund der wenig ausgeprägten Figuren so seine Schwierigkeiten, ist gleichzeitig aber von einer charmanten Nostalgie für eine Zeit und einen Lebensabschnitt.
6
von 10