The Frightened City Die Peitsche
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Die Peitsche

Kritik

The Frightened City Die Peitsche
„Die Peitsche“ // Deutschland-Start: 24. Januar 2020 (DVD)

Anfang der 60er Jahre ist die britische Hauptstadt fest in der Hand der Banden und Verbrecher. Polizisten wie Detective Sayers (John Gregson) von Scotland Yard müssen hilflos dabei zusehen, wie Schutzgeldeintreiber immer wieder Nachtclubs, Bars oder Restaurants zerstören und die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Keiner will gegen die Verbrecher aussagen, keiner will mit der Polizei zusammenarbeiten. Mehr durch Zufall wird der gerissene Buchhalter und Geschäftsmann Waldo Zhernikov (Herbert Lom) auf die Machenschaften und – für ihn besonders interessant – die enormen Gewinne eines Oberhauptes dieser Banden aufmerksam. Zusammen mit dem Nachtclubbesitzer Harry Foulcher (Alfred Marks) plant er, alle Banden zu organisieren und unter einer Leitung zu vereinen. Als die Organisation immer rücksichtsloser und zudem profitabler wird, denkt Zhernikov an eine Expansion und will Schutzgeld von reichen Bauunternehmern erpressen. Damit sind nicht alle in der Organisation einverstanden, ganz besonders seine Meinungsverschiedenheit mit einem ehemaligen Boss sorgt für Unmut unter den anderen. Als Zhernikov und Foulcher zur Waffe greifen, um die Gegenstimmen ruhigzustellen, machen sie sich Geldeintreiber Paddy (Sean Connery) zum Feind, der damit zu einem potenziell wichtigen Zeugen für die Polizei wird.

Straßen der Angst
Nur ein Jahr bevor Sean Connery seinen Einstand als James Bond in James Bond – 007 jagt Dr. No gab, war er Teil des Ensembles von Die Peitsche, einem Gangsterthriller mit zahlreichen Spuren des film noir. Viele der Filme, die Connery vor seiner Zeit als Agent mit der Lizenz zum Töten drehte, sind in Vergessenheit geraten, so auch der Film John Lemonts, der sich neben seiner Tätigkeit als Regisseur auch als Produzent und Drehbuchautor einen Namen machte. In Die Peitsche führt er den Zuschauer in eine von Angst regierte Stadt, wie der viel passender englische Title suggeriert, ein London der Gangster und des Unrechts.

Allerdings ist es weniger Connery, der dem Zuschauer im Gedächtnis bleibt, sondern vielmehr die darstellerische Leistung eines Herbert Lom. Bereits in Genreklassikern wie die Jules Dassins Die Ratte von Soho bewies Lom ein Gefühl für die menschlichen Abgründe seiner Charaktere, auch wenn Zhernikov im Vergleich mit anderen Rollen vielleicht etwas blass wirkt. Dennoch legt das von Lemont mitgeschriebene Skript klugerweise den Fokus auf seine Figur, welche stets auf ein gutes Geschäft aus ist, lieber im Hintergrund verbleibt und die eigentliche Macht über diese Stadt besitzt. Letztlich ist es nämlich nicht die Angst, die hier regiert, sondern vielmehr das Kapital und die Bedürfnisse, die es auslöst.

Gerade über seinen Charakter erfährt der Zuschauer über den Sündenpfuhl, zu dem die britische Hauptstadt verkommen ist. Da der Polizei jegliche Handhabe gegen die Verbrecher fehlt, bleibt Beamten wie Sayers nur das Warten übrig und zudem die routinierten Durchhalteparolen vom Gesetz, welches irgendwie, irgendwann schon einmal greifen wird.

Das dunkle Herz Londons
Visuell ist Die Peitsche durchaus solide gemacht, bedient sich bei den Bilderwelten des film noir, lässt aber durchaus eine gehörige Prise Realismus zu. Kameramann Desmond Dickinson gelingen gerade im ersten Drittel des Films einige gute Aufnahmen, beispielsweise die Einführung der Figur Herbert Loms oder die Außenaufnahmen vor einem Nachtclub, der gerade von Schutzgelderpressern zerstört wurde. Die allseits präsente Dunkelheit liefert den passenden Hintergrund für die Geschichte einer Welt der Gier und der Angst, auch wenn der Film letztlich gegen Ende diese Dunkelheit viel zu inkonsequent umsetzt.

Credits

OT: „The Frightened City“
Land: UK
Jahr: 1961
Regie: John Lemont
Drehbuch: John Lemont, Leigh Vance
Musik: Norrie Paramor
Kamera: Desmond Dickinson
Besetzung: Herbert Lom, Sean Connery, Yvonne Romain, John Gregson, Afred Marks

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"Die Peitsche" ist ein solider Gangsterfilm, der vielen Genrefans gefallen dürfte, ohne dabei aber neue Wege zu beschreiten. Wegen einiger guter Bilder sowie des Ensembles, vor allem der Leistung Herbert Loms, ist der Film sehenswert, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten.
6
von 10