Pusher 3
© FilmConfect

Pusher III

Pusher 3
„Pusher III“ // Deutschland-Start: 27. April 2006 (DVD)

Über die Jahre verteilt hat der Drogendealer Milo (Zlatko Burić) schon viele stressige Tage mitgemacht, aber keinen so wie diesen. Nicht nur, dass er seiner Tochter Milena (Marinela Dekić) versprochen hat, an ihrem Geburtstag für sie und ihre circa 50 Gäste zu kochen, er muss zudem eine Lieferung Heroin verkaufen und hat sich vorgenommen, dem für ihn sehr wichtigen Treffen der Anonymen Abhängigen beizuwohnen. In der kleinen Runde mit anderen Abhängigen bezeugt Milo, wie schwierig es ist, gerade an einem solchen Tag clean zu bleiben, nicht in alte Muster zu verfallen. Jedoch beginnt bereits früh der Ärger für Milo und seine Männer, als sich die Drogenlieferung nicht, wie erhofft, als Heroin, sondern als eine Ladung Ecstasy-Pillen entpuppt, eine Droge, von der Milo keine Ahnung hat. Da er den halben Tag in der Küche verbringen muss, gibt er einem seiner Untergebenen die Aufgabe, den Deal mit den Pillen letztlich abzuwickeln. Doch als dieser nicht mehr auftaucht und Milos Geschäftspartner ihr Geld sehen wollen, wird nicht nur Milos Schwur clean zu bleiben auf eine harte Probe gestellt, sein Leben gerät auch in Gefahr.

Das große Finale
Nach dem großen kritischen und kommerziellen Erfolg von Pusher II: Respect zog es den dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn noch ein drittes und letztes Mal in die Unterwelt Kopenhagens. Wie schon in den Vorgängerfilmen verließ sich Refn auch dieses Mal auf eine gute Mischung aus gestandenen Schauspielern wie Zlatko Burić und vielen Laiendarstellern, die er über ein Streetcasting anwarb, oder, wie im Falle Marinela Dekićs, aus dem dänischen Fernsehen kannte. Für Burić war es das dritte Mal, dass er die Figur des Milo, in den Vorgängerfilmen eine Nebenrolle, spielt.

Somit nimmt Refn einen interessanten Wechsel in der Entscheidung seiner Hauptfigur vor. Spielen Kim Bodnia und Mads Mikkelsen in den Vorgängerfilmen eher die unwichtigen, kleinen Fische innerhalb der Hackordnung des Drogen-Milieus, ist Milo schon eine ganze Stufe über ihnen, hat viele Männer unter sich und verfügt über zumindest augenscheinlich ausreichende finanzielle Mittel. Entsprechend ist sein Auftreten sicher oder Milo lässt es sicher erscheinen, denn gerade in seinem Sprachduktus, dem leicht niedergeschlagenen Tonfall und den Gesten bei den Treffen der Anonymen Süchtigen merkt man diesem Mann seine Müdigkeit an. Schon alleine Milos Erscheinen bei diesen Treffen zeugt davon, wie erschöpft er ist in einem Mileu mitzuhalten, was sich größtenteils nur noch aus Leuten zusammensetzt, die weitaus jünger sind als er.

Zlatko Burićs Auftritt in Pusher III stellt vielleicht die vielseitigste darstellerische Leistung innerhalb der Reihe dar. Waren Bodnias und Mikkelsens Figuren noch durch eine starke existenzielle Schwermütigkeit definiert, schlugen sich mit Themen wie Anerkennung, Verantwortung sowie dem nackten Überleben auf der Straße herum, begleitet Burićs Figur nicht zuletzt auch eine gewisse Komik. Alleine dessen bisweilen fehlgeleitete Leidenschaft fürs Kochen sorgt für viele komische Momente, wenn er es beispielsweise schafft, alle seine Männer kampfunfähig zu machen, da diese sein Essen für die Party seiner Tochter kosten mussten.

Zerrbild eines Gangsters
Mit dem Wechsel der Hauptfigur, wechselt auch der Ton in Pusher III. Zwar verbindet die drei Filme diese trockene, nüchterne Sicht auf die Unterwelt abseits von Glanz und Pose, was nicht zuletzt auf die Kameraführung Morten Søborgs zurückzuführen ist, aber in diesem letzten Teil betont Refn die Einsamkeit seines Helden. Abseits der Verbindung zu seiner Tochter, steht Milo am Ende alleine dar als wahrer „King of Kopenhagen“, wie es an einer Stelle heißt. Wenn sich die Kamera auf ihn zentriert, ihn alleine in der Garderobe eines Restaurants oder dessen Toilette zeigt, wird deutlich, wie einsam diese Position sein muss. Ähnlich Christopher Walkens Figur in Abel Ferraras King of New York ist es vielleicht Milos Einsamkeit, die am meisten Eindruck hinterlässt, das Bild eines Mannes, der sich in der Unterwelt ein Zuhause errichtet hat, der Geschäftspartner statt Freunde hat und dessen Machenschaften Elend und Gewalt mit sich bringen.

Vor diesem Hintergrund umgibt Milo immer auch eine gewisse Traurigkeit, auch in den erwähnten komischen Szenen. Die seltenen Glücksmomente, wie die Rede an seine Tochter zu deren Geburtstag, gespickt mit drolligen Anekdoten und Bemerkungen, sind immer auch umgeben von einer Dunkelheit, die Milo verfolgt und von der er nicht lassen kann.



(Anzeige)

„Pusher III“ ist ein kraftvoller Schlussakkord zu der Filmreihe Nicolas Winding Refns. Durch die fantastische Leistung Zlatko Burićs getragen, zeichnet der Film ein Bild eines am Ende einsamen Mannes, eines Gefangenen in einer Welt, die er selbst maßgeblich mitgestaltet hat. Spätestens mit diesem Film entfernt sich die Pusher-Trilogie von jeglichen Vergleichen zu den Gangsterfilmen eines Guy Ritchie oder dem Kino eines Quentin Tarantinos und betont die eigenständige kreative Vision ihres Regisseurs, bei der sich, entgegen vieler Kritiker, Stil und Substanz immer ergänzen.
9
von 10